Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)
sich auf, verlieren dadurch jedoch den Kontakt zu sich selbst und natürlich auch zum Partner. Sie glauben, an ihnen sei etwas falsch, und sie wollen das in der Therapie ändern, um die Beziehung zu retten.
3. Frauen und Männer, die bisher negative Beziehungserfahrungen gemacht haben, weil entweder sie die Beziehung plötzlich aufkündigten oder vom anderen verlassen wurden. Sie scheitern regelmäßig mit ihrem Wunsch nach einer erfüllten Zweisamkeit und wollen erfahren, was sie falsch machen und wie sie einen Partner/eine Partnerin finden.
Alle drei Gruppen haben im Wesentlichen dasselbe Problem: Sie wählen sich immer wieder einen Partner/eine Partnerin, der/die sich nicht wirklich auf die Beziehung einlassen kann, und versuchen ihrerseits, alles zu tun, damit eine Beziehung doch noch möglich wird. Sei es, dass sich die Frau aufgibt oder der Mann mit allen Tricks versucht, dass sich die Frau auf ihn einlässt.
Wenn wir uns diese Art von Beziehungen etwas näher ansehen, finden wir in vielen Fällen einen gemeinsamen Grundkonflikt: den der narzisstischen Selbstwertproblematik, der sich einerseits in einer unsicheren Bindung und Ängsten vor Nähe, andererseits in der Sehnsucht nach Geborgenheit und Verschmelzung mit dem anderen niederschlägt. Häufig haben in einer solchen Konstellation beide Partner eine narzisstische Struktur, zumindest viele narzisstische Anteile, die zum Tragen kommen.
B. Personen, die beruflich mit narzisstischen Menschen zu tun haben
1. Für Psychotherapeuten, Supervisoren oder Coaches sind narzisstisch strukturierte Klienten häufig eine Herausforderung an den eigenen Narzissmus. Der selbstabwertende Typus überträgt den Behandlern die Macht und Verantwortung für seine Genesung oder sein Weiterkommen und imponiert eher mit einer depressiven Abwehr. Der grandiose Typus geht schnell in einen Machtkampf um die Vormachtstellung in der Beziehung, indem er den Spieß umdreht und versucht, den Behandler zu behandeln. Somit sind die Therapeuten, Supervisoren und Coaches sowohl in ihrer eigenen Grandiosität als auch in ihren Minderwertigkeitsgefühlen angesprochen.
2. Viele Menschen müssen sich im Beruf mit narzisstischen Kollegen oder Vorgesetzten auseinandersetzen, was zum Problem werden kann, weil Räume für eine konstruktive Auseinandersetzung fehlen. Narzisstische Menschen können in der Zusammenarbeit sehr schwierig, teilweise sogar teamunfähig sein, da sie jeden Erfolg auf ihrem eigenen Konto verbuchen wollen und sich schwertun, andere neben sich gelten zu lassen, ohne sie entweder zu vergöttern oder abzuwerten. Rampenlicht und Macht oder zumindest die Teilhabe daran sind für den grandiosen Typus wie die Luft zum Atmen.
C. Menschen, die unter einer narzisstischen Problematik leiden, und deren Angehörige
Viele Menschen mit einem verletzten Selbstwert, die entweder unter ihrer Selbstunsicherheit leiden oder sich überheblich verhalten, fühlen sich durch ihre Partner/Partnerinnen oder andere Menschen leicht verunsichert oder unter Druck gesetzt. Die einen reagieren darauf mit dem Muster, immer zu gefallen und alles richtig machen zu wollen, die anderen halten sich für unfehlbar und fordern, dass der andere so sein soll, wie sie es erwarten. Die Erfahrung zeigt, dass Frauen häufig zur ersten Gruppe gehören, Männer eher zur zweiten. Sie werden jedoch sehen, dass die narzisstische Struktur immer beide Seiten in sich vereint: die unterlegene und die überhebliche. Das macht’s nicht unbedingt einfacher, aber spannender.
Eine Selbstwertschwächung hat allerdings nicht nur für die Betroffenen selbst negative Konsequenzen, sondern auch oder sogar in besonderem Maße für ihre Umgebung. Denn je weniger Selbstachtung Menschen besitzen, umso weniger achten sie auch die anderen. Und je weniger sie ihre eigenen Stärken und Schwächen respektieren, umso gnadenloser reagieren sie auf die der anderen. Beziehungen werden dadurch erschwert oder verunmöglicht. Zudem setzen sie ihre Angehörigen unter Druck, sich in allem nach ihnen zu richten und am besten keine eigene Meinung, vor allem keine abweichende, zu haben.
In den Beziehungen der drei Rubriken A, B und C laufen ähnliche Dynamiken ab. Je nachdem, wie viele stabile Beziehungserfahrungen ein Mensch erlebt hat, wird er sich leichter oder schwerer auf einen anderen Menschen einlassen können. Verletzt sind narzisstische Menschen in ihrem Bindungsverhalten entweder schon seit ihrer frühen Kindheit oder durch spätere Trennungen
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