Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Vater?«
    »Ich bin mir so sicher, wie ich mir bei mir selbst sicher sein kann«, erwiderte er.

    Noch am selben Tag ordnete Keandir an, dass die beiden Zauberstäbe des Augenlosen Sehers aus der Halle des Gedenkens entfernt und in ein tiefes Verlies unter dem Burgfried von Elbenhaven gebracht wurden, dass ursprünglich als geheime Schatzkammer geplant worden war. Dort ließ er die Stäbe einschließen.
    Als Magolas dies bemerkte, suchte er sofort seinen Vater auf. »Was ist der Grund dafür, dass Ihr die Symbole unseren neuen Reiches einschließt, sodass niemand sie sehen kann?«, rief er aufgebracht.
    Keandir suchte nach einer geeigneten Antwort, die den Zorn des Jungen vielleicht zu dämpfen vermochte. »Vielleicht ist es die Anziehungskraft, die diese Gegenstände auf dich ausüben, mein Sohn. Vielleicht auch die Sorge, dass die Zauberstäbe nicht nur das Symbol unsers neuen Reiches sein könnten, sondern genauso das Zeichen deines Fluchs, der seit den Geschehnissen auf Naranduin auf uns lastet.«
    Magolas sah seinen Vater an. Für ein Kind war dieser Blick von ungewöhnlicher Entschlossenheit und Festigkeit. »Andir hat dir alles verraten, nicht wahr?« Es war keine Frage, die da über Magolas Lippen kam, sondern eine Feststellung. Seine Züge veränderten sich. Ein paar gerade Linien, die zu seinem jungen, glatten Gesicht gar nicht passen wollten, furchten sein Gesicht. Seine Miene verriet eine Mischung aus Wut und Enttäuschung. »Ich verstehe«, murmelte er. »Ihr habt Angst davor, dass da etwas in mir ist, das sich mit der Magie der Zauberstäbe verbinden könnte, Vater. Eine Finsternis, die meine Augen manchmal für kurze Momente vollkommen dunkel werden lässt. Ich habe es selbst in den Spiegeln unserer Wandelhalle gesehen. Und ich habe das Entsetzen in den Augen meines Bruders gesehen, als er es zum ersten Mal bemerkte.« Magolas’ Gesichtsfarbe wurde dunkelrot. Er schluckte. Es war ihm anzusehen, dass er auf das Äußerste angespannt war.
    Keandir machte einen Schritt auf seinen Sohn zu. »Magolas, ich bin nur ein Vater, der voller Sorge um sein Kind ist und nicht möchte, dass es zum Spielball dunkler Kräfte wird, die es nicht zu beherrschen vermag.«
    Magolas aber schüttelte den Kopf und hob in einer Geste der Abwehr die Hand. »Nein, Vater, Ihr sorgt Euch nicht nur um mich. Ich habe auch das Entsetzen in Euren Augen gesehen!«
    »Magolas …«
    »Ihr solltet mich nicht verurteilen und mich nicht als jemanden sehen, in dem die Macht des Bösen schlummert! Denn die gleiche Finsternis habe ich in Euren Augen bemerkt, mein Vater! Nur einen Herzschlag lang, und ich nehme an, dass es niemand mitbekam, der nicht darauf geachtet hat ― aber ich sah sie!«
    König Keandir wollte seinen Sohn in die Arme nehmen, um ihn zu trösten, aber Magolas wich ihm aus und rannte mit Tränen in den Augen zur Tür hinaus.

    xxx

9. Kapitel
    Viele Winter

    Fünf Sommer und fünf Winter wechselten Andir und Magolas kein Wort untereinander. Und danach redeten sie miteinander nur das Nötigste. Sie gingen sich aus dem Weg, und alle Versuche, sie wieder miteinander zu versöhnen, scheiterten. Für Magolas war es ein unverzeihlicher Verrat, dass Andir seinem Vater von den Ereignissen in den Gewässern vor Naranduin erzählt hatte.
    Die beiden Jungen wuchsen zu Männern heran. Ihre jeweiligen Interessen vertieften sich. Andir, der sich immer schon für alte Schriften interessiert hatte, erwarb sich ein Wissen, das ihm selbst unter den Schamanen, Magiern und Schriftgelehrten hohe Anerkennung zuteil werden ließ. Brass Shelian bot ihm an, ihn als Novizen aufzunehmen und zum Schamanen auszubilden. Gleichzeitig machte ihm die schon seit dem Aufbruch aus Athranor völlig zerstrittene und daniederliegende Magiergilde der Elben ein ähnliches Angebot; man war sogar bereit, für ihn einen Passus der Satzung, nach der das Mindestalter eines Gildenmitglieds bei dreihundert Jahren lag, außer Kraft zu setzen.
    Andir entschied sich aus verschiedenen Gründen, der Gilde der Magier beizutreten und nicht dem viel besser organisierten Orden der Schamanen. Beide Gruppen widmeten sich zwar der Magie und dem Studium der alten Schriften, aber bei den Schamanen lag der Schwerpunkt ihres Wirkens traditionell auf der Verbindung zu den Jenseitigen, während sich Magier eher der praktischen, diesseitigen Anwendung der Magie widmeten.
    »Eure Entscheidung ist bedauerlich«, äußerte Brass Shelian dem Königssohn gegenüber, denn er hatte große

Weitere Kostenlose Bücher