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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Seeligen verwandeln! ging es ihm durch den Kopf.
    Für einen kurzen Moment glaubte er die zynische Stimme von Lord Andur zu hören.
    „Glaubt Ihr das wirklich, Mergun?“
    Mergun wirbelte herum.
    Er sah nichts als wabernde Schwaden und die grauen Mauern der Nebelburg. Es war nur Einbildung gewesen. Für Sekundenbruchteile hatte Mergun eine Vision. Ströme von Blut sah er die steinernen Mauern hinunterrinnen. Blut von Sterblichen und Göttern, im Tode miteinander vermengt.
    Der Gedanke an die Zukunft ließ Mergun frösteln.

    *

    Mergun war zur Nebelburg, hoch oben auf dem Gipfel des Götterberges Uytrirran zurückgekehrt. Eine aufschlussreiche Reise in die Niederungen der Sterblichen lag hinter ihm. Er suchte sofort die Gemächer seiner Geliebten Lari auf und als er dort erschien, fiel sie ihm um den Hals.
    „Mergun!“ Mergun sagte nichts, sondern drückte sie einfach nur an sich. „Ich habe die Tage gezählt, Mergun!“
    „Ich auch.“
    Laris Stimme strahlte helle Freude aus, aber in der Merguns lag ein Hauch von tiefer Düsternis.
    Lari sah ihn mit ihren großen braunen Augen an.
    „Wo bist du gewesen?“
    „Später, Lari. Später.“
    Er seufzte. Für einen Augenblick war er glücklich gewesen, aber nun lastete wieder das schwere Gewicht der Zukunft auf ihm.
    „Mergun?“
    „Ja?“
    „Jetzt wirst du doch für immer hier in der Nebelburg bleiben, nicht wahr?“
    Ein Schatten flog über Merguns Gesicht, aber Lari konnte es nicht sehen, da sie ihren Kopf fest gegen seine Schulter presste. Was sollte er ihr antworten?
    Sollte er sie belügen? Sollte er sie mit einer süßen Lüge trösten? Oder sollte er ihr die Wahrheit sagen?
    Wie würde sie reagieren?
    Mergun stellte fest, dass Laris Frage zu einem ungünstigen Zeitpunkt gekommen war.
    Später hätte er ihr alles gut erklären können, aber jetzt...
    Sie hatte lange sehnsüchtig auf ihn gewartet und nun...
    „Lari?“
    „Ja?“
    „Erinnerst du dich an den bunten Vogel?“
    „Ja. Warum?“ Sie schien nicht zu begreifen, worauf Mergun hinaus wollte. Sie schien auch nicht den Zusammenhang zu der von ihr gestellten Frage zu begreifen.
    „Er ist das Symbol der Freiheit, Lari.“
    „Ich weiß. Aber die Freiheit scheint nicht einmal für die Götter da zu sein, Mergun. Erinnerst du dich noch, wie ich nach ihm greifen wollte, als er so nahe war, und er mir dann davonflog?“
    „Du wolltest ihn besitzen, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Aber damit hättest du ihn seiner Freiheit beraubt.“ Mergun lächelte. Aber es war kein frohes Lächeln. „Die Götter können nicht Freiheit erlangen, weil sie anderen die Freiheit nehmen, Lari. Und die Sterblichen sind nicht frei, weil es die Götter und Lord Andur gibt, die sie beherrschen und die ihnen das Recht vorenthalten, frei zu sein!“ Er strich mit seiner Hand über Laris braune Haare.
    „Es darf keine Götter mehr geben, Lari, verstehst du?“
    „Mergun!“ Sie wich etwas vor ihm zurück und starrte ihn fassungslos an - fast so, als wäre er ein Gespenst!
    „Die Götter müssen gestürzt werden, Lari! Eine Revolution ist dringend notwendig!“
    „Mergun, du weißt doch, wie blutig Revolutionen sind!“
    „Ich weiß, Lari! Aber die Herrschaft der Götter ist weitaus blutiger. Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!“
    „Die Welt wird im Chaos versinken, wenn es keine Götter mehr gibt!“
    „Das ist nicht von Bedeutung. Von Bedeutung ist nur die Tatsache, dass es so nicht mehr weitergeht.“
    „Mergun, du bist ein Gott!“
    „Ich weiß. Aber vielleicht bedarf es eines Gottes, um die Götter zu stürzen.“
    Lari schwieg einen Augenblick und starrte Mergun nur an. Ihr Mund war halb geöffnet - sie schien nicht fassen, nicht begreifen zu können, was ihr Gefährte sagte. Plötzlich durchzuckte sie ein seltsames Gefühl: Furcht. Sie erkannte, dass sie sich vor Mergun fürchtete. Vor seinen Gedanken, seinen Plänen.
    „Oh, Mergun! Du willst doch damit nicht etwa sagen, dass du...“
    „Doch, Lari! Ich werde zu den Niederungen der Sterblichen zurückkehren und die Revolution führen!“
    „Du bist wahnsinnig! Dazu hast du nicht die Macht!“
    „Doch, die habe ich!“ Mergun zog sein Schwert. Es leuchtete grünlich und wirkte auf Lari irgendwie bedrohlich und gefährlich.
    „Siehst du das magische Feuer, welches in diesem Schwert lebt? Siehst du seine grünen, verzehrenden, kalten Flammen?“
    „Ich sehe sie.“
    „Dieses Feuer wurde dazu geschaffen, die Götter zu verbrennen! Und

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