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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Burgwache auf ihrem Posten wäre.«
    »Das kommt nicht in Frage!«, sagte Keandir.
    »Aber warum nicht?«, rief Magolas erstaunt. »Wir befinden und in einer so außergewöhnlichen Situation, Vater! Dies ist ein Angriff mit magischen Mitteln, und wir werden ihm mit Magie begegnen müssen!«
    »Nein!« Keandirs Erwiderung klang entschieden und endgültig. Der Elbenkönig sah das Befremden in den Zügen seines Sohnes, der offenbar nicht verstehen konnte, weshalb sich sein Vater so sehr dagegen sträubte, die Stäbe aus dem Verlies zu holen, in welchem er sie nun schon so lange verschlossen hielt.
    »Ich weiß, was Ihr befürchtet, Vater …«
    »So? Wirklich?«
    Magolas nickte. »Ihr denkt, dass sich die finstere Magie dieser Stäbe mit der Dunkelheit in unseren Seelen verbindet und uns fortan beherrschen wird.«
    Keandir hob die Augenbrauen. »Willst du diese Gefahr denn etwa abstreiten, mein Sohn?«
    »Natürlich nicht, aber …«
    »Ist es nicht so, dass du schon vor der Tür des Verlieses gestanden hast und der Versuchung, das Schloss und den Schutzzauber zu brechen, kaum widerstehen konntest?«, fragte Keandir streng.
    Eine Falte bildete sich auf Magolas’ Stirn. »Wer hat Euch das verraten, Vater? Prinz Sandrilas, der mich in den Gewölben antraf?«
    »Das brauchte mir niemand zu verraten, Magolas. Wir sind geistig eng miteinander verbunden, und ich kenne dich gut, vielleicht sogar besser als du dich selbst.«
    Magolas' Züge verkanteten. Harte Linien bildeten sich in seinem Gesicht. Linien, die dieses Gesicht dem seines Vaters nur noch ähnlicher machten, denn sie verliefen an beinahe den gleichen Stellen und verzweigten oder trafen sich auf die gleiche charakteristische Weise.
    Keandir kam nicht mehr dazu, seine Entscheidung zu verteidigen, denn die Reiter hatten das äußere Burgtor passiert. Die Hufe ihrer riesigen Pferde donnerten über den gepflasterten Untergrund, und die Reiter strebten auf das offen stehende Tor zum Inneren Burghof zu. Einen kurzen Moment lang hatte König Keandir erwogen, es zu schließen, war aber dann zu dem Schluss gelangt, dass dies nichts bringen würde; die Magie der Schattenreiter hätte es ebenso gesprengt wie das andere Tor zuvor.
    Wenig später preschten die ersten Reiter in den Inneren Burghof. Fünfzehn oder sechzehn Pferde waren es, die meisten davon mit zwei bis drei gnomenhaften Axtkämpfern besetzt. Der hoch gewachsene Axtkrieger schien ihr Anführer zu sein. Er streckte die rechte behandschuhte Pranke aus, in der er die riesenhafte Waffe hielt, woraufhin der gesamte Trupp die Gäule zügelte und sie zum Stehen brachte.
    Keandir sah nun in aller Deutlichkeit die sechs Finger an der Hand seines Gegenübers, mit der dieser den Stiel seiner Axt umklammert hielt, und sofort dachte er an jenen Albtraum, die ihn schon so lange quälte. Schlaglichtartig sah er die Bilder und Szenen dieses schrecklichen Traums vor seinem inneren Auge.
    Eine sechsfingrige Hand legt sich um den Beutel mit den Elbensteinen. Triumphierend hallt ein Lachen zwischen den kalten, modrigen Wänden einer von flackerndem Licht erhellten Höhle wider.
    Ein Lachen, das sich verwandelt in …
    Schaudern.
    Eisiges Schaudern und das Gefühl, dass der modrige Gestank unvorstellbaren Alters den Atem raubte.
    Als ob sich der faulige Todeshauch des Augenlosen Sehers durch das Felsgestein Naranduins geätzt hätte und vom Nordwind bis Elbenhaven geweht worden wäre!
    Keandir senkte ein wenig die Klinge Schicksalsbezwingers, steckte das Schwert aber nicht zurück in die Scheide. Die Pferde formierten sich in einem Halbkreis um die beiden Elben. Sie waren Schlachtrössern gleich gerüstet: Panzerplatten schützten ihre Körper, und manche trugen auf der Stirn eine Platte mit einem eingelassenen Metalldorn.
    Der hoch gewachsene Axtkrieger stieß ein paar dumpfe, grollende Laute hervor. Sie erinnerten Keandir an die Sprache des Augenlosen Sehers, aber es fehlte die sofortige Übersetzung durch eine geisterhafte Gedankenstimme, wie es beim Seher der Fall gewesen war.
    Der Axtkrieger gab offenbar Befehle an seine Truppe. Auch an den Händen der Gnome befanden sich jeweils sechs Finger, wie Keandir feststellte. Mit dem Volk der Gnome, das im Land Hocherde siedelte, hatten die Elben kaum Kontakt. Lediglich Lirandil der Fährtensucher kannte es näher, da er Hocherde eingehender besucht und dabei auch in Berührung mit dem in verschiedene Stämme gegliederten Gnomenvolk gekommen war. Darüber hatte Lirandil bereits vor

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