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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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erwachte aus einem unruhigen, fiebrigen Traum und fand mich vollkommen allein in den Mauern dieser Burg wieder«, erklärte der Königssohn. »Doch dann sah ich Euch auf dem Wehrgang stehen und …« Er verstummte und hob in einer ratlosen Geste die Schultern.
    »Was geschieht mit uns, Magolas?«, fragte Keandir. Er fasste seinen Sohn bei den Schultern, so als müsste er sich erst der Tatsache versichern, dass er ihm tatsächlich gegenüberstand. »Du weißt mehr über Magie als ich. Hast du irgendeine Erklärung für die grotesken Veränderungen, die wir erleben?«
    »Wir scheinen in eine Art Albtraumsphäre versetzt worden zu sein«, murmelte Magolas nachdenklich und bestätigte damit des Königs Vermutung. »Doch eine Erklärung dafür kann ich Euch nicht liefern.«
    Keandir streckte den Arm aus und deutete in Richtung der herannahenden Axtkrieger. »Hat es mit diesen Geschöpften der Nacht zu tun?«
    »Gewiss«, antwortete Magolas. Er trat an die Zinnen, seine Augen verengten sich, und auf einmal wurden sie von vollkommener Dunkelheit erfüllt, sodass das Weiße darin nicht mehr zu sehen war. Er wandte den Kopf, schaute seinen Vater an, und auch Keandirs Augen waren auf einmal vollkommen schwarz. Doch keiner der beiden Männer verlor darüber ein Wort.
    Vielleicht, so dachte der König der Elben, würden sie die finsteren Kräfte, die in ihren Seelen schlummerten, nun brauchen, um sich dieser fremdartigen Schattenkreaturen erwehren zu können. Feuer bekämpfte man mit Feuer, warum nicht auch Finsternis mit Finsternis?
    In diesem Moment herrschte ein stummes Einvernehmen und ein Gefühl der Gemeinsamkeit zwischen Keandir und seinem Sohn, dessen Werdegang er bis dahin immer mit einer Mischung aus Argwohn und Sorge betrachtet hatte. Sie teilten den gleichen dunklen Seelenkern – und vielleicht war dessen Existenz auch der eigentliche Grund dafür, dass offenbar nur sie beide in dieser Albtraumwelt gefangen waren. Sie und die Axtkrieger.
    »Es ist, als habe diese seltsame Schattenwelt die Wirklichkeit, wie wir sie kennen, vollständig verdrängt oder überlagert«, sagte Magolas. »Ja, so muss es sein: Eine Sphäre überlagert eine andere, sodass wir uns in einer Zwischenwelt befinden. Die Burg, das Land darum herum – das ist die Realität. Und trotzdem ist es nicht unsere Wirklichkeit, die wir erleben.«
    »Das heißt, all die anderen Elben dieser Stadt sind für uns unsichtbar geworden?«, fragte Keandir.
    Magolas nickte. »Sie sind noch da, Vater, aber unerreichbar getrennt von uns durch die unsichtbare Grenze dieser tauben Sphäre, in der abgesehen von den Axtkriegern nur wir beide existieren.« Magolas machte eine kurze Pause, ehe er fortfuhr: »Als ich dem Axtkrieger zum ersten Mal begegnete, bewegte ich mich in beiden Sphären gleichzeitig, doch diesmal ist es anders. Die Magie der Axtkrieger scheint beim ersten Versuch nicht stark genug gewesen zu sein, um unsere Wirklichkeit vollständig zu verdrängen.«
    »Wie kann das möglich sein?«, fragte der Elbenkönig.
    Wieder ein hilfloses Schulterzucken. »Es kann eine Art Zeitmagie sein. Ja, vielleicht steht die Zeit für alle anderen still, und wir beide – und diese Axtkrieger – bewegen uns in einer zeitlosen Zwischensphäre, in der sterbliche Wesen, zu denen wir Elben ja auch gehören, normalerweise nicht existieren können.«
    »Aber wir existieren hier!«, widersprach Keandir.
    »Weil wir in dieser Zwischensphäre gefangen sind, Vater«, vermutete Magolas. »Das wäre die Erklärung dafür, warum nichts zu hören ist, denn selbst Schall ist nichts weiter als in Schwingung versetzte Luft; wird die Zeit angehalten, kann sich der Schall nicht ausbreiten, und wir sind dann wie taub.«
    »Aber ich höre deine Stimme«, sagte Keandir. »Und den Hufschlag der Reiter.«
    »Ja, Vater, ja«, sagte Magolas. »Auch für mich ist das verwirrend.«
    »Wo ist Andir?«, fragte Keandir.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er ist der größte Magier der Elben. Hat er denn nichts gespürt? Müsste er die immensen magischen Kräfte, die hier zweifellos freigesetzt wurden, um diesen grotesken Effekt zu erzeugen, nicht wahrnehmen?«
    »Vielleicht besitzt er keinen Sinn, der dafür ausgebildet wäre«, sagte Magolas grübelnd. »Und das scheint auch für die anderen Elben dieser Stadt zu gelten. Ich bin überzeugt, dass sie sonst an unserer Seite stehen würden.«
    »Aber gesucht hast du deinen Bruder nicht?«
    »Ich war in seinen Gemächern. Sie waren so verlassen wie alle anderen

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