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Elben Drachen Schatten

Elben Drachen Schatten

Titel: Elben Drachen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Haron einen Sohn, der eigentlich als Haron II. den Kaiserthron hätte besteigen sollen, wäre er nicht in Ungnade gefallen; er war mehr oder weniger verbannt worden als Kommandant eines abgelegenen Stützpunkts in den Bergen, welche die natürliche Grenze zwischen den Südwestlanden und dem Reich Perea bildeten. Es würde Tage oder vielleicht sogar Wochen dauern, bis der junge Haron überhaupt davon erfuhr, dass sein Vater in der Schlacht gefallen und der Kaiserthron vakant war. Und diese Zeit wollte Magolas nutzen, um das Kaiserreich ein für alle Mal in die Knie zu zwingen, sodass es keine Gefahr mehr darstellte.
    Was er im Moment am meisten fürchtete, war, dass einer der Heeresführer des toten Kaisers die südwestländischen Truppen unter seinem Kommando vereinigte, um sich Magolas' Herr entgegenzustellen. Der Elbenprinz war wild entschlossen, es nicht soweit kommen zu lassen.
    In Eilmärschen setzte er mit seiner Streitmacht hinter dem Feind her. Kavallerie-Einheiten bildeten die Vorhut, und Magolas führte sie an. Es war für ihn eine Selbstverständlichkeit, als Befehlshaber voranzureiten und seinen Kriegern ein gutes Beispiel zu sein, gleich ob sie nun Rhagar, Elben oder elbisierte Rhagar waren.
    Zum ersten Mal erfuhr Magolas, welche Wirkung dieses Verhalten eines Anführers auf seine Truppen hatte. Seine feinen Elbenohren vernahmen, was die Aratanier und Elbareaner abends an den Lagerfeuern sprachen, wenn die Menschen glaubten, unter sich zu sein und dass niemand sonst sie hören konnte. Die bewunderten ihn dafür, wie tollkühn er auf das Schlachtfeld gestürmt war, um den Kriegswagen des Kaisers zu vernichten. In den Erzählungen wurde daraus ein Kampf zwischen zwei Kriegsherren, ein Kampf zweier Titanen.
    »Der Sonnengott muss mit ihm sein!«, so sagten sie, und manch einer äußerte die Vermutung, dass es sich bei den Elben vielleicht doch um Lichtgötter handelte, wie ihre Vorfahren es geglaubt hatten, und wenn auch nicht alle Elben göttergleich wären, so offenbar doch dieser eine, der die Schlacht durch seinen unvergleichlichen Mut und seine Tatkraft entschieden hatte.
    »Habt ihr seine Auge gesehen?«, hörte Magolas einen der aratanischen Offiziere eines Abends am Lagerfeuer sagen. »Manchmal sind sie für kurze Momente vollkommen schwarz. Es muss etwas sehr Mächtiges in ihm sei. Ein Lichtgott ist er nicht!«
    »Wieso sollten Lichtgötter nicht nachtschwarze Augen haben?«, hielt ein anderer dagegen. »Das Kriegsglück ist auf seiner Seite, und das ist Grund genug für mich, ihm zu folgen!«
    Magolas überschritt mit seinem Heer nach zwei Tagen die Grenze nach Norien. Kurz darauf wurden seine Soldaten in Kämpfe mit kaiserlichen Truppen verwickelt. Aber das waren alles nur kleinere Scharmützel. Die große Schlacht war geschlagen. Als Magolas und seine Truppen am dritten Tag die Hauptstadt Nor erreichten, wurden sie von der Bevölkerung jubelnd empfangen. Die südwestländische Besatzung war längst geflohen.
    Aber Magolas hatte nur eine kurze Verschnaufpause in Nor eingeplant. Weiter im Westen schloss sich das erklärtermaßen neutrale Reich des Seekönigs von Ashkor und Terdos an. Dorthin konnten die Truppen des toten Kaisers nicht flüchten. Es war auch kaum möglich, dass sie einfach die Grenze überschritten und das unbeteiligte Reich durchquerten, um so auf dem kürzesten Weg in das Herzland der Südwestlande zu gelangen.
    Es blieb also nur der Weg über das Gebirge, denn auch Magolas war sich sehr wohl bewusst, dass er die Neutralität des Seekönigreichs nicht verletzen durfte, wollte er sich nicht dessen Feindschaft einhandeln. So ließ er die Truppen gen Osten ziehen, bis sie das Gebirge erreichten, dass Norien von den Südwestlanden trennte. Dieses Gebirge war auch unter der Bezeichnung »Sadranische Berge« bekannt, denn es grenzte an jenes Gebiet, in dem das Rhagar-Volk der Sadranier zum ersten Mal sesshaft geworden war, nachdem es von den Sandlanden aus das Pereanische Meer überquert und das Zwischenland betreten hatte.
    Im Hochland traf man immer wieder auf kleinere Verbände von zurückweichenden südwestländischen Truppen. Das Heer des Kaisers hatte sich nach dessen Tod offenbar beinahe vollständig aufgelöst.
    Die größte Schwierigkeit war nicht der Widerstand des Feindes, sondern die Natur. Das Wetter wurde schlechter, und manche der Hochpässe, über die man in die Südwestlande gelangte, waren tief verschneit.
    Eine Woche lang dauerte der mühsame Vormarsch in die

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