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Elefanten vergessen nicht

Elefanten vergessen nicht

Titel: Elefanten vergessen nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Perücke, die mit den vielen Löckchen. Die Haushälterin sagte aus, dass Lady Ravenscroft in den letzten Wochen ihres Lebens ziemlich verändert gewesen sei… ›Gleicher Mann – anderer Hut‹, wie Garroway sagte. Und plötzlich kam mir ein Gedanke: dieselbe Perücke, aber eine andere Frau. Der Hund wusste es, weil seine Nase es ihm verriet. Eine andere Frau, nicht die Frau, die er liebte, sondern verabscheute und fürchtete. Nun überlegte ich: angenommen, diese Frau war nicht Molly Ravenscroft – wer konnte sie dann sein? Etwa Dolly, die Zwillingsschwester?«
    »Aber das ist doch unmöglich!«, rief Celia.
    »Nein, ganz und gar nicht. Schließlich waren sie eineiige Zwillinge. Nun muss ich auf die Punkte zu sprechen kommen, auf die mich Mrs Oliver hinwies und die ihr ihre ›Elefanten‹ erzählten oder andeuteten… Dass Lady Ravenscroft im Krankenhaus gewesen war und geglaubt hatte, sie litte an Krebs. Der medizinische Befund spricht allerdings dagegen. Trotzdem kann sie es gedacht haben. Nach und nach erfuhr ich ihre Lebensgeschichte und die ihrer Zwillingsschwester. Sie hatten sich sehr gern gehabt, wie es bei Zwillingen häufig vorkommt. Sie trugen die gleichen Kleider, erlebten die gleichen Dinge, waren zur gleichen Zeit krank, heirateten ungefähr zur gleichen Zeit. Aber wie bei vielen Zwillingen, wollten sie schließlich nicht mehr gleich sein, im Gegenteil. Sie wollten sich so unähnlich sein wie möglich. Und zwischen ihnen entstand eine gewisse Abneigung. Mehr noch. Es gab einen wichtigen Grund. Als junger Mann verliebte sich Alistair Ravenscroft in Dorothea Preston-Grey, den älteren Zwilling. Aber dann wandte er sich der Schwester zu, Margaret, und heiratete sie. Zweifellos kam da die Eifersucht ins Spiel, die zu einer Entfremdung zwischen den Schwestern führte. Margaret mochte ihre Schwester nach wie vor sehr gern, aber Dorothea empfand nichts mehr für sie. Das scheint mir viele Dinge zu erklären. Dorothea war eine tragische Gestalt. Nicht aus eigenem Verschulden, sondern aus Gründen der Vererbung, der Geburt, sie war nie geistig ganz normal gewesen. Aus bisher ungeklärten Gründen hatte sie eine Abneigung gegen Kinder. Es spricht alles dafür, dass ein Kind durch sie den Tod fand. Die Beweise waren nicht definitiv, genügten aber, um sie in psychiatrische Behandlung zu geben. Sie war jahrelang in einer Irrenanstalt. Als man sie als gesund entließ, nahm sie ihr normales Leben wieder auf, besuchte häufig ihre Schwester und reiste auch nach Indien, als die Ravenscrofts dort stationiert waren. Und dort ereignete sich wieder ein Unfall. Ein Nachbarskind. Und wieder scheint es, obwohl die Beweise fehlten, als ob Dorothea dafür verantwortlich gewesen war. Sie kehrte nach England zurück und kam wieder in ärztliche Obhut. Und wieder schien sie geheilt und wurde entlassen. Margaret glaubte, dass diesmal alles in Ordnung war. Aber ich vermute, General Ravenscroft war überzeugt, dass sie weiterhin geisteskrank war und diese Geisteskrankheit von Zeit zu Zeit wieder aufflackern konnte und sie laufend überwacht werden musste, damit nicht noch mehr passierte.«
    »Wollen Sie damit sagen«, fragte Desmond, »dass sie es war, die die Ravenscrofts erschoss?«
    »Nein«, antwortete Poirot, »das ist nicht die Lösung. Ich glaube aber, dass Dorothea ihre Schwester tötete. Als sie auf den Klippen spazieren gingen, stieß Dorothea Margaret hinunter. Die latente Besessenheit von Hass und Abneigung gegen die Schwester, die, obwohl ihr so ähnlich, geistig und körperlich gesund war, ertrug sie nicht mehr. Hass, Eifersucht, das Verlangen zu töten, kamen an die Oberfläche und beherrschten sie. Ich glaube, es gab einen Außenstehenden, der das alles wusste, der zur Zeit des Geschehens bei den Ravenscroft war. Sie wussten Bescheid, Mademoiselle Zélie!«
    »Ja«, gab Zélie Meauhourat zu, »ich wusste Bescheid. Ich war damals hier. Die Ravenscrofts machten sich ihretwegen Sorgen. Das begann, als sie versuchte, dem kleinen Edward zu schaden. Edward wurde auf die Schule zurückgeschickt, und ich und Celia fuhren in die Schweiz. Nachdem ich Celia im Pensionat untergebracht hatte, kehrte ich zurück. Bis auf General Ravenscroft, Dorothea, Margaret und mich war niemand im Haus, niemand hatte mehr Angst. Und dann passierte es. Die Schwestern gingen gemeinsam weg, aber Dolly kam allein zurück. Sie war in einer sehr merkwürdigen, nervösen Verfassung. Sie kam ins Zimmer und setzte sich an den Teetisch. Da entdeckte

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