Elefanten vergessen nicht
einzumischen. Die Zeit ist darüber hinweggegangen. Wenn er noch im Dienst wäre, wäre es vielleicht etwas anderes.«
»Eine schreckliche Geschichte«, sagte Mrs Oliver, »schrecklich. Und die vielen Leute, mit denen ich sprach… ja, sie haben sich alle an etwas erinnert. Etwas, das uns bei der Suche nach der Wahrheit nützlich war, obwohl es schwierig war, die Einzelheiten zusammenzusetzen. Außer natürlich für Monsieur Poirot, der noch bei den ausgefallensten Sachen Rückschlüsse ziehen kann. Wie bei Perücken und Zwillingen, zum Beispiel.«
Poirot fragte Zélie, die über das Meer in die Ferne schaute. »Sie sind mir nicht böse, dass ich Sie besuchte und überredete die Wahrheit zu verraten?«
»Nein. Ich bin froh darüber. Sie hatten Recht. Sie sind ganz reizend, die beiden. Sie passen gut zusammen und werden glücklich miteinander sein. Hier haben einmal zwei Liebende gelebt, hier sind zwei Liebende gestorben, ich mache ihm keinen Vorwurf. Vielleicht war es falsch, was er tat – ich nehme es fast an –, aber ich kann ihm keine Vorwürfe machen. Er war mutig und tapfer.«
»Sie haben ihn auch geliebt, nicht wahr?«, fragte Poirot.
»Ja. Immer. Schon als ich in ihr Haus kam. Ich habe ihn geliebt. Ich glaube nicht, dass er es wusste. Zwischen uns hat es nie etwas gegeben. Er vertraute mir und hatte mich gern. Ich liebte sie beide. Ihn und Margaret.«
»Noch etwas wollte ich Sie fragen. Hat er Dolly genauso geliebt wie Molly?«
»Bis zum Schluss. Er liebte sie beide. Und das war auch der Grund, warum er Dolly retten wollte und Molly ihn darum bat. Welche Schwester er wohl mehr geliebt haben mag? Das frage ich mich von Zeit zu Zeit immer wieder. Die Antwort darauf werde ich wohl nie erfahren«, schloss Zélie. »Ich habe sie nie gewusst und werde sie sicher auch nie erfahren.«
Poirot sah sie einen Augenblick schweigend an, dann meinte er zu Mrs Oliver:
»Wir müssen nach London zurückfahren. Zurück in den Alltag und diese Tragödie, diese Liebesgeschichte vergessen.«
»Elefanten vergessen nie«, sagte Mrs Oliver, »aber wir sind Menschen, und Menschen können gottlob vergessen.«
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