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Elfen wie Diamant

Elfen wie Diamant

Titel: Elfen wie Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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Auf der linke Seite war eine Inschrift eingraviert, die nur aus vier Worten bestand: Komm zu mir zurück.
    Konowa ließ die Hände sinken, und die zerbrochenen Hälften des Medaillons fielen in den Sand. Jetzt drangen auch Geräusche an seine Ohren, die er zuvor gar nicht wahrgenommen hatte. Das leise, metallische Knacken von abkühlenden Musketenläufen, das Gurgeln von Wasser in Kehlen, die trocken und rau von Rauch und Gebrüll waren. Und ein
einzelner, gequälter Schrei von einem Sterbenden. All das setzte sich tief in seinem Gehirn fest, wie etwas, das niemals wieder verschwinden würde.
    Komm zu mir zurück.
    Es war eine Bitte, eine Ermahnung, die verzweifelte Hoffnung einer Ehefrau. Alles lag in diesen vier Worten, Liebe, Vertrauen, Bedürftigkeit, Begehren, aber nichts davon würde Befriedigung finden.
    In der Nähe kratzte ein Federkiel über ein Stück Papier. Das Geräusch drang bis zu Konowa vor. Er spürte den Rhythmus der Federspitze, wie sie über das Papier glitt. Er drehte sich um, geführt von mehr als nur seinem Gehör. Die Schreiberin Ihrer Majestät, Rallie Synjyn, saß auf einem Felsbrocken zwischen den Leichen, eine Schriftrolle auf dem Schoß. Ihr schwarzer Umhang verschwamm mit der Dunkelheit, als wäre die Nacht ein Teil von ihr selbst. Ihr gefiederter Gänsekiel flatterte, als der Wind auffrischte und sie immer schneller schrieb.
    Konowa beobachtete sie fasziniert. Aus dieser Entfernung konnte er zwar nicht sehen, was sie da niederschrieb, aber er stellte sich vor, er sähe jedes Wort. Der Federkiel wanderte über die Seite, glitt dann zum Anfang der nächsten Zeile. Er sah ganz deutlich die Geschichte, wie sie sich in der Welt entfaltete, die sie zurückgelassen hatten.
    Diese Wüste aus vernichteten Leben und verletzten Seelen war eine gewonnene Schlacht, das blutige, scharfe Ende der Macht des Imperiums. Auf Landkarten in weit entfernten Hauptquartieren würden die rot geränderten Grenzen des Imperiums sich weiter ausdehnen, eine weitere Nadel eingesteckt werden. Man würde Flaschen entkorken und von Beförderungen reden, diskret natürlich, damit man nicht als zu gierig galt. Durch die Nachrichtenblätter und Ausrufer würden die Bürger des Calahrischen Imperiums von den neuesten
Großtaten der Stählernen Elfen erfahren und ihren Triumph über die Handlanger der Schattenherrscherin und die uralte Wüstenmacht von Kaman Rhals Drachen feiern. Wieder einmal war das Böse besiegt und die Macht eines neuen Sterns dem Volk übergeben worden, mit herzlichen Grüßen vom wohlwollenden Imperium. Die Kosten – vierundfünfzig tote, verwundete oder vermisste Soldaten, dazu ein paar hundert eingeborene Krieger – würde man gegen die unzähligen Toten des Feindes aufrechnen; die Bilanz würde man dann als angemessen grimmig und zufriedenstellend bezeichnen.
    Sergeant Yimt Arkhorn und der größte Teil seiner Abteilung. Vermisst …
    â€¦ Seine Mutter, Chayii Rote Eule; sein Vater, Jurwan Blattflüsterer; Tyul Bergquelle; Jir, sein Bengar und Gefährte. Vermisst …
    Visyna …
    All die Namen dieser Leute würden den Menschen zu Hause nur wenig sagen, abgesehen vielleicht von einigen sehr wenigen, denen diese Namen alles bedeuteten. Zweifellos würden die Massen angemessene Besorgnis über die Verschwendung von wertvollen Ressourcen an einem so weit entfernten Ort an den Tag legen. Konowa vermutete, dass die Massen allerdings befriedigt sein würden, weil diese Verluste den erforderlichen Sinn fürs Dramatische und den vordringlichen Leitgedanken des Imperiums erfüllten, nämlich dass wenige viele überwinden konnten. Niemand, nicht einmal ein Imperium, wollte gern als Tyrann dastehen.
    Konowa wusste, dass Feierlichkeiten folgen würden, wenngleich auch ohne die Ehrengäste, die diese Feierlichkeiten überhaupt ermöglicht hatten. Trotzdem war es die vaterländische Pflicht eines jeden, seinen Bierkrug zu erheben, markante Sprüche zu klopfen und alle, die ihn hören konnten,
daran zu erinnern, dass auch er dort drüben wäre, statt hier sicher und behaglich in der Schänke zu sitzen, wäre da nicht »sein schlimmes Knie« oder müsse er nicht »eine Frau und sechs junge Kinder ernähren«. Die Feiernden würden sich wohlwollend anlächeln, während sie sich gratulierten, zuzwinkerten, nickten und

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