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Elfen wie Stahl

Elfen wie Stahl

Titel: Elfen wie Stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Evans
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deutete auf ein zerknittertes Blatt Papier, das an die Wand gegenüber der Kutsche genagelt war. Der Leutnant schrie einem Sergeanten einen Befehl zu, der das Pergament rasch holte und es dem Offizier gab, der es dem Vizekönig weiterreichte.
    Â»Können Sie das lesen?«, fragte der Vizekönig und deutete auf die großen schwarzen Buchstaben oben auf dem Blatt.
    Â»Das ist der Imperiale Wöchentliche Herold, Euer Gnaden«, antwortete der Leutnant zögernd.

    Â»Aus dem Calahrischen Imperium, ja. Und darunter?«
    Der Leutnant kniff die Augen zusammen. »NÖRDLICHE STÄMME PROTESTIEREN FRIEDLICH, ein Beitrag der Schreiberin Ihrer Majestät, Rallie Synjyn.«
    Der Anflug eines Kopfschmerzes machte sich hinter den Augen des Vizekönigs bemerkbar. Allein die Vorstellung, dass jemand über Ereignisse berichtete, erschien dem Vizekönig als Widerspruch zu allem, woran er glaubte. Spione, die für die Machthaber arbeiteten, waren eine Sache, aber die Untertanen zu informieren war eine ganz andere. Die Massen mussten nichts wissen, sondern nur gehorchen. Ganz offenkundig war die Schreiberin Ihrer Majestät Rallie Synjyn ein Dorn im Fleisch des Imperiums, den man herausziehen musste.
    Â»Versteht Ihr, die Eingeborenen werden unruhig. Sie waren zu lange ohne eine ordentliche Führung. Die Ordnung muss wiederhergestellt werden.«
    Vor zwei Jahren hatte Ihre Majestät in einem Anfall von kaiserlicher Großmut einen Elf aus dem Hyntaland zum Vizekönig von Elfkyna gemacht. Aber es funktionierte nicht so, wie Ihre Majestät es gewünscht hatte. Erstens waren die Elfkynan eigentlich keine Elfen und hegten einen tiefen Widerwillen gegen jene, die es waren. Vor drei Jahrhunderten hatte ein Forschungsreisender, der nach einer Seepassage zum Heimatland der echten Elfen im Hyntaland gesucht hatte, zufällig ein neues Land entdeckt. Da er davon überzeugt war, dass er das Hyntaland gefunden hatte, bestand der Forscher darauf, die Eingeborenen zu Elfen zu erklären. Er ließ sich auch nicht von der Tatsache abhalten, dass diese Elfkynan eine eher kurz geratene, stämmige Rasse waren, die weit weniger wie Elfen denn wie Menschen aussahen, was der Vizekönig außerordentlich bedauerte.

    Ein zweites Problem war die willkürliche, brutale und vor allem blutige Herrschaft des vorherigen Vizekönigs gewesen. Eine eiserne Faust in einem eisernen Handschuh. Wie angemessen, dachte der neue Vizekönig und weigerte sich, die Ironie zur Kenntnis zu nehmen, nämlich dass der letzte Vizekönig von dem Elf umgebracht wurde, der das Regiment der Stählernen Elfen befehligte, der Kolonialtruppen Ihrer Majestät aus dem Hyntaland.
    Der Skandal hatte das ganze Imperium erschüttert. Die Elfen des Hyntalandes, die einst als die loyalsten Untertanen der Kaiserin in den Kolonien betrachtet worden waren, sah man jetzt als die doppelzüngigen Wesen an, die sie schließlich auch waren. Das Regiment der Stählernen Elfen wurde aufgelöst, die Soldaten auf eine Galeere verbannt, die nach Süden über den Ozean zu den verlassenen Einöden geschickt wurde, während ihr befehlshabender Offizier vor ein Kriegsgericht gestellt und unehrenhaft aus der Armee entlassen, bedauerlicherweise aber nicht hingerichtet wurde. Offenbar existierten Beweise, aus denen hervorging, dass der frühere Vizekönig tatsächlich für jemand anderen gearbeitet hatte. Während Calahr das alles höchst peinlich war, bejubelten die Elfkynan den Tod des Vizekönigs. Die Notwendigkeit, einen neuen Vizekönig zu ernennen, schien nicht mehr so drängend, und es gelang Gwyn nur durch viele Intrigen und Manöver am königlichen Hof, sich diesen Posten zu sichern. In der Zwischenzeit hatte das, was der letzte Vizekönig angerichtet hatte, in der Hitze dieses Landes vor sich hin geköchelt, ohne dass jemand es aufrührte.
    Das alles würde sich ändern.
    Â»Ich erwarte, innerhalb einer Stunde in meinem Palast anzukommen, Leutnant. Innerhalb der nächsten zehn Sekunden wird jemand erschossen; wer, überlasse ich Ihnen.«

    Der Leutnant salutierte und schloss den Schlag. Er bellte Befehle, und bei dem klappernden Geräusch von Pulverstöcken in Musketenläufen schrie die Menge auf. Die Kutsche schwankte, als die Leute an ihr vorbeirannten.
    Â» Feuer!« Die Musketensalve hallte von den Lehmmauern wider; laute Schreie folgten ihr. Die Kutsche ruckte an. Der

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