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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Seite, und sein groteskes Reittier vollzog die Bewegung seitenverkehrt nach. »Ich hoffe doch, Ihr habt Euch nicht ernsthaft verletzt, Erhabene.«
    Pia schluckte alles hinunter, was ihr dazu auf der Zunge lag, machte einen halben Schritt zurück und drehte sich dann einmal im Kreis, um sich ohne viel Hoffnung umzusehen.
    Sie wurde nicht enttäuscht. Hernandez war nicht allein gekommen. Hinter ihr standen drei struppige Barbarenkrieger, weitere zwei rechts und weitere zwei links von ihr, und als sie ihre Drehung beendet und sich wieder zu Hernandez herumgedreht hatte, erblickte sie auch neben ihm zwei hochgewachsene Männer in schmutzigen Kleidern und mit noch schmuddeligeren Gesichtern. Na ja, einen Versuch war es wert gewesen.
    Oder eigentlich auch nicht.
    »Was ist das jetzt, Hernandez?«, fragte sie. »Ein Kompliment, weil Sie so große Angst vor mir haben, oder ein Beweis für meine Theorie?«
    »Welche Theorie?«, fragte Hernandez.
    »Dass Sie ein erbärmlicher Feigling sind. Trauen Sie sich nicht einmal zu, allein mit einer unbewaffneten, harmlosen jungen Frau fertig zu werden?«
    Hernandez zog eine Grimasse, als hätte er plötzlich Zahnschmerzen. »Ich bitte Euch, Erhabene«, sagte er. »Wir beide wissen, dass Ihr so ziemlich alles seid, nur keine harmlose junge Frau. Und was das Wort unbewaffnet angeht, ist das wohl eher eine Frage der Definition … zumindest in Eurem Fall.« Er deutete auf den Ork, der abermals versuchte, sich in die Höhe zu stemmen, auch jetzt wieder erfolglos. »Der letzte arme Kerl, der den Fehler gemacht hat, dich zu unterschätzen, nicht wahr?« Hernandez machte eine kaum sichtbare Kopfbewegung zu einem der Barbaren hinter dem Ork, und der Mann zog sein Schwert, ging zu dem Ork hin und stieß ihm die Klinge durch den Hals.
    »Warum haben Sie das getan?«, fragte Pia.
    »Er wäre sowieso gestorben«, antwortete Hernandez gleichmütig. »Und gegen das, was ihm die guten Leutchen hier angetan hätten, wenn er ihnen lebend in die Hände gefallen wäre, haben wir ihm einen Gefallen getan, glaub mir, Pia.« Er schürzte die Lippen. »Davon abgesehen hat er gegen meinen Befehl verstoßen. Ich habe ausdrücklich befohlen, dich lebendig gefangen zu nehmen.«
    »Na, dann bin ich ja beruhigt«, sagte Pia spöttisch. »Ich dachte schon, ich hätte Grund, mir ernsthafte Sorgen zu machen.«
    Hernandez seufzte, richtete sich im Sattel auf und machte eine befehlende Geste. Ein weiterer Barbarenkrieger tauchte aus einer Seitenstraße auf. Er führte ein Pferd am Zügel.
    »Steigst du freiwillig auf, oder sollen meine Männer dir helfen?«
    Pia rührte sich nicht, deutete aber immerhin mit einer Kopfbewegung auf Hernandez’ Reittier. »Wieso bekomme ich nur ein Pony und nicht so ein hübsches Exemplar?«
    Die Echse zischte, ließ eine lange gespaltene Schlangenzunge in Pias Richtung schnellen und peitschte mit dem Schwanz. Hernandez lachte leise. »Später vielleicht, Erhabene. Diese Tiere sind nicht leicht zu reiten, glaubt mir. Und sie mögen keine Fremden.«
    »Weil sie Sie kennen«, vermutete Pia.
    Hernandez’ Lächeln kühlte um eine Spur ab. »Sosehr ich dieses Gespräch auch genieße, Erhabene«, sagte er, »fürchte ich doch, dass unsere Zeit allmählich knapp wird. Warum steigt Ihr nicht auf und kommt einfach mit? Wir können uns später in aller Ruhe und so lange gegenseitig Unfreundlichkeiten an den Kopf werfen, wie wir wollen, aber jetzt sollten wir aufbrechen. Nicht alle Bewohner dieser Stadt sind meine Freunde, fürchte ich.«
    Pia wandte sich zwar gehorsam um und machte einen Schritt auf das Pferd zu, aber ihre Gedanken rasten nur so. Sie durfte auf gar keinen Fall auf dieses Tier steigen. Wenn sie Hernandez gestattete, sie aus der Stadt zu schaffen, dann war es aus. Er wusste genau, wer sie war – und offensichtlich auch, wozu sie fähig war –, und würde ihr ganz bestimmt nicht den Gefallen tun, sie zu unterschätzen.
    Aber es gab nichts, was sie tun konnte. Sie war umgeben von seinen Männern, und sie stand mitten auf der Straße im hellen Sonnenlicht, und weit und breit war nicht einmal die Andeutung eines Schattens zu sehen. Die einzige Richtung, die ihr noch geblieben wäre, führte in das brennende Haus. Dort hatten die Flammen inzwischen auch auf das Obergeschoss übergegriffen, und aus dem Dach stieg schwerer, fettiger Qualm. Die Hitze war selbst hier schon unangenehm, und es konnte höchstens noch ein paar Minuten dauern, bis das Feuer auch auf die benachbarten Gebäude

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