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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Raben, der so dicht über die spitzen Dächer hinwegflog, dass seine Flügelspitzen pulverfeinen Schnee aufstieben ließen, für einen Moment verschwand und dann zurückkehrte.
    Es war nicht irgendein Vogel. Eirann hatte einen weiteren seiner Raben geschickt. Und er war nicht allein gekommen. Noch während er herumschwenkte und seine Flügel zu ihrer ganzen gewaltigen Spannweite von beinahe zwei Metern entfaltete, gesellten sich ein zweiter und dritter schwarzer Riesenrabe hinzu. Gemeinsam stießen die Tiere auf die schmale Gasse herab, bis es fast den Anschein hatte, als wollten sie den Ork angreifen. Im letzten Moment brachen sie ihren verwegenen Sturzflug ab und gewannen heftig mit den Flügeln schlagend wieder an Höhe, aber die schuppige Kreatur richtete sich mit einem zornigen Knurren zu ihrer ganzen gewaltigen Größe auf, schwang ihre Axt und versuchte sogar in die Höhe zu springen, um die frechen Angreifer zu erreichen. Es sah einigermaßen grotesk aus, doch dafür hatte Pia in diesem Moment keinen Blick übrig. Sie starrte die Schatten an, die die drei Riesenraben in die Gasse warfen. Es waren keine richtigen Schatten, jedenfalls keine der Art, wie sie sie sich gewünscht hatte; keine scharf abgegrenzten Bereiche zwischen Dunkelheit und Licht, und sie hielten nicht einmal still, sondern vollführten einen hektischen Tanz, verschmolzen miteinander, verschwanden und tauchten wieder auf, wie rauchige Schemen, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie nun wirklich existierten oder nicht … aber es war eine Chance. Und gottlob blieb ihr nicht einmal die Zeit, wirklich darüber nachzudenken oder gar ihre Chancen abzuschätzen.
    Als die Raben das nächste Mal auf den Ork herabstießen, löste sie sich von der Wand, machte einen raschen Schritt und wurde Teil des rasenden Tanzes. Einen schrecklichen Moment lang glaubte sie so etwas wie Erkennen in dem sehenden Auge des Giganten aufblitzen zu sehen, aber die Raben stießen erneut mit ihren Ehrfurcht gebietenden Schnäbeln nach ihm und peitschten mit den Flügeln, um das Ungeheuer abzulenken und die Schatten zu einem neuen, noch wilderen Tanz anzustacheln, und es hätte ohnehin kein Zurück gegeben. Sie sprang von Schatten zu Schatten, wurde eins mit den rauchigen Schemen und berührte sogar einmal die Hüfte des brüllenden Giganten, und dann war sie vorbei, machte einen letzten, verzweifelten Satz und sprang durch die Bresche, die der Ork gerade selbst in die Mauer gebrochen hatte.
    Aus dem Haus dahinter quollen schwarzer Rauch und Feuerschein; der Ork war nicht das Einzige gewesen, das die Öllampe in Brand gesetzt hatte. Trotzdem zögerte sie nicht einen Sekundenbruchteil, sondern rannte im Gegenteil nur noch schneller, als sie ein gleichermaßen wütendes wie enttäuschtes Brüllen hinter sich hörte. Das Haus stand in Flammen, aber dort drinnen hatte sie wenigstens eine winzige Chance. Sie holte noch einmal tief Luft, um sich nicht die Lungen zu verbrennen, schlug die Kapuze ihres Mantels hoch und sprang geduckt durch die Tür. Hinter ihr erscholl ein Geräusch wie von zerberstendem Stein, das sie zu noch größerer Schnelligkeit anstachelte. Sie schätzte, dass sie unter den gegebenen Umständen die Luft vielleicht dreißig Sekunden lang anhalten konnte, aber das musste reichen. Wenn sie es nicht in dreißig Sekunden bis hinaus auf die Straße schaffte, dann war sie sowieso tot.
    Vielleicht auch schon eher. Das erste Zimmer, durch das sie stürmte, war nur von schwarzem Rauch erfüllt, das andere jedoch stand in hellen Flammen. Die gesamte Wand, in der sich der Ausgang befand, war eine einzige orangerote und weiße Hölle, und die Hitze berührte ihr Gesicht wie eine unsichtbare glühende Hand. Unmöglich, da hindurchzukommen. Sie würde zu Asche verbrennen, wenn sie sich der Feuerwand auch nur näherte. Aber sie konnte auch nicht mehr zurück. Hinter ihr erscholl der mittlerweile schon fast vertraute Laut von zerberstendem Stein, und sie konnte die Nähe des vor Wut schnaubenden Orks beinahe körperlich spüren.
    Hastig wandte sie sich nach links, in die einzige Richtung, die ihr noch blieb, stürmte die steile Treppe hinauf und sah den Ork unter sich genau an der Stelle durch die Wand brechen, an der sie eine Sekunde zuvor noch gestanden hatte. Er brüllte zwar vor Wut, Schmerz und Enttäuschung und riss die Arme in die Höhe, um sein Gesicht vor der grausamen Hitze zu schützen, setzte aber trotzdem sofort zur Verfolgung an, und Pia beschleunigte ihre

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