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Elfenblut

Elfenblut

Titel: Elfenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ekelhaft Warmes klatschte in ihr Gesicht, und jetzt brauchte Pia all ihre Willenskraft, um sich nicht zu übergeben, als sie den widerlichen Geschmack von Blut auf den Lippen spürte, das nicht ihr eigenes war.
    Das Pferd wurde schneller. Die Mauern einer schmalen, fensterlosen Gasse flogen an ihnen vorüber und verschmolzen zu grauen Schemen, und sie hätte fast ihren Halt verloren, als Torman das Tier in einer ganz und gar unmöglichen Bewegung herum- und in eine noch schmalere Gasse riss. An deren Ende schimmerte etwas Helles, das war alles, was sie erkennen konnte. Wenigstens war es nicht grün.
    Sie rasten weiter, bogen noch einmal und noch jäher ab, und nach einem weiteren Dutzend Haken schlagender Schritte ließ Torman das Pferd langsamer laufen und hielt schließlich an. Pia schluckte den Rest bitter schmeckender Galle hinunter und versuchte noch einmal etwas zu sagen, doch Torman kam ihr zuvor, indem er sie wie eine junge Katze im Nacken packte und sie vor sich auf den Hals des Schlachtrosses setzte.
    »Was bei Kronn habt Ihr Euch dabei gedacht?«, fuhr er sie an.
    Pia blinzelte verwirrt. Ganz davon abgesehen, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wovon er überhaupt sprach, hätte die Antwort sowieso gelautet: nichts.
    »Ich hatte Euch befohlen, in die Schatten zu fliehen und dort auf mich zu warten!«
    »Aber das habe ich doch …«, begann Pia, registrierte den Ausdruck in seinen Augen und brach mit einem verwirrten Stirnrunzeln ab.
    »Ihr habt keine Ahnung, habe ich recht?«, fragte Torman.
    Diesmal nickte sie. Sie hatte wirklich keine Ahnung. Nicht einmal, wovon er jetzt gerade sprach.
    »Ja, so etwas kommt dabei heraus, wenn dumme Kinder mit den Mächten der Magie spielen«, grollte Torman. »Weißt du überhaupt, was du angerichtet hast?« Er beantwortete seine eigene Frage mit einem Kopfschütteln, und seine schwarzen Augen wurden noch schwärzer vor Zorn. »Nein, natürlich nicht! Und wie auch?«
    »Warum erklärt Ihr es mir nicht, Schwert?«, fragte Pia scharf. Verdammt, seit sie hier angekommen waren, erklärte ihr wirklich jeder , was sie nicht tun sollte und was sie falsch gemacht hatte. Warum sagte ihr eigentlich niemand, was sie tun sollte?«
    Für einen Moment brannte der Zorn in Tormans Augen noch heißer, aber dann erlosch er wie abgeschaltet.
    »Verzeiht, Erhabene«, sagte er. »Wie solltet Ihr es auch wissen? Es war mein Fehler. Ich werde Euch alles sagen, was Ihr wissen müsst, sobald wir hier heraus sind.«
    Alles, was Ihr wissen müsst. Das war eine Formulierung, über die nachzudenken sich sicherlich lohnte, und Pia setzte auch zu einer entsprechenden Frage an – doch dann sah sie eine Bewegung am Ende der Gasse, in die sie gerade geflohen waren. Torman, dem ihr Blick nicht verborgen geblieben war, wandte den Kopf und verzog die Lippen zu dem abfälligsten Lächeln, das Pia jemals ins Leben gesehen hatte.
    »Aber ich schlage vor, das zu einem späteren Zeitpunkt zu tun«, sagte er.
    Pia hatte nichts gegen diesen Vorschlag einzuwenden.
    Torman hob sie hoch und drehte sie herum, sodass sie wenigstens nicht mehr rittlings auf dem Pferd saß, und er war sogar rücksichtsvoll genug, sie dabei mit beiden Händen an den Hüften zu ergreifen, statt sie wieder im Nacken zu packen. Sie ritten weiter, bogen zwei-, oder dreimal (sie war sicher: vollkommen wahllos) ab und machten jedes Mal wieder kehrt, wenn am Ende der entsprechenden Gasse eine Mauer aus Schwertern, Äxten, grünen Schuppen und Zähnen auftauchte. Torman sagte kein Wort, und sein Gesicht blieb so ausdruckslos und starr wie das in Stein gemeißelte Antlitz des Elfenkönigs über dem Tor im Turm des Hochkönigs, aber Pia spürte trotzdem, wie seine zur Schau gestellte Ruhe allmählich zu bröckeln begann.
    »Die Burschen sind hartnäckig, wie?«, fragte sie, nachdem sie zum fünften oder sechsten Mal kehrtgemacht hatten oder hastig abgebogen waren. Natürlich antwortete Torman nicht, aber die Blicke, mit denen er sich immer unsteter umsah, hatten viel von ihrer bisherigen Sicherheit eingebüßt, fand sie. Hätte sie nicht gewusst, dass der Schattenelb die Bedeutung dieses Wortes nicht einmal kannte, sie wäre sicher gewesen, so etwas wie Angst in seinen Augen zu lesen.
    Und ihr fiel noch etwas auf, was sie vielleicht viel mehr beunruhigte: Torman war nicht mehr ganz so unversehrt wie am Anfang. Sein schmales Gesicht war übersät mit Schrammen und Rinnsalen aus Blut, das so hell war, dass es auf seiner nahezu weißen Haut

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