Elfenstern
verkniffen. Das
Haar pflegte sie mit drei scharfzackigen, gefährlich
aussehenden Kämmen oben
auf dem Kopf zu einem Knoten festzustecken. Ihre Haut war von fahler
Blässe,
weil sie kaum aus dem Haus ging und bei den seltenen Gelegenheiten,
wenn sie es
doch tat, einen Schirm trug, um sich vor der Sonne zu
schützen. Ihre schlichten
Kleider wurden alle nach demselben strengen Schnitt gefertigt
–
hochgeschlossen, mit langen Röcken bis zum Boden. Calandra
hatte es nie als
schmerzlich empfunden, daß sie nicht schön war.
Schönheit wurde einer Frau
geschenkt, damit sie sich einen Mann angeln konnte, und Callie hatte
nie einen
Mann gewollt.
»Was sind Männer denn anderes«,
pflegte sie zu
sagen, »als Leute, die dein Geld ausgeben und sich in dein
Leben einmischen.«
Alle, außer mir, dachte Paithan. Und das nur,
weil Calandra mich anständig erzogen hat.
»Ich glaube dir nicht«, sagte seine
Schwester.
»O doch, das tust du.« Paithan genoß die
Situation. »Du weißt genau, daß der
Alte – ‘tschuldige, ist mir so rausgerutscht
–, daß Vater verrückt genug ist,
um auf die unmöglichsten Ideen zu kommen.«
»Wie hast du das herausgefunden?«
»Ich habe mir letztens beim alten Rory einen
genehmigt – ein Glas getrunken – bevor ich zu Lord
…«
»Es interessiert mich nicht, wohin du gegangen
bist.« Auf Calandras Stirn erschien eine Falte. »Du
hast das Gerücht nicht etwa
vom alten Rory gehört, oder doch?«
»Leider ja, Schwesterherz. Unser spinnerter
Vater hat in der Schänke von seinen Raketen erzählt
und dann die Sache mit dem
Menschenpriester ausgeplaudert.«
»In der Schänke!« Calandras Augen
weiteten sich
vor Entsetzen. »Waren … waren viele da, die ihn
gehört haben?«
»O ja«, erwiderte Paithan
fröhlich.
»Du weißt doch, wann er seinen Schoppen
nimmt;
es war genau zur Weinzeit und brechend voll.«
Calandra stöhnte verzweifelt; ihre Finger um-
krampften den Rahmen des Abakus, der laut protestierte.
»Vielleicht war es nur ein Hirngespinst.«
Doch
es sprach keine große Hoffnung aus ihrer Stimme. Manchmal war
ihr Vater nur
allzu vernünftig in seinem Wahnsinn.
Paithan schüttelte den Kopf. »Kaum. Ich
habe mit
dem Vogelmann gesprochen. Sein Strax 6 hat die Botschaft zu Lord Gregory von Thillia gebracht. Die Nachricht
besagt,
daß Lenthan Quindiniar aus Equilan mit einem Menschenpriester
über Reisen zu
den Sternen zu disputieren wünscht. Geboten wird eine
Vergütung von 500 Steinen 7 ,
bei freier Kost und Logis.«
Calandra schüttelte gequält den Kopf.
»Man wird
uns die Tür einrennen!« Sie nagte an der Unterlippe.
»Nein, nein, das glaube ich nicht.«
Paithan tat
es fast leid, seiner Schwester einen solchen Schock versetzt zu haben.
Er
beugte sich vor und tätschelte ihre zur Faust geballte Hand.
»Vielleicht haben
wir Glück, Callie. Menschenpriester leben in Klöstern
und müssen ewige Armut
und dergleichen geloben. Sie dürfen kein Geld annehmen.
Außerdem führen sie in
Thillia ein recht gutes Leben, abgesehen von der Tatsache,
daß sie in eine
strikte Hierarchie eingebunden sind. Sie unterstehen samt und sonders
einer Art
von Superior, und keiner von ihnen kann einfach seine Sachen packen und
in die
weite Welt hinausziehen.«
»Aber die Chance, einen Elf zu bekehren
…«
»Pah! Sie sind nicht wie unsere Priester. Sie
haben keine Zeit, jemanden zu bekehren. Statt zu missionieren,
beschäftigen sie
sich hauptsächlich mit Politik und bemühen sich, die
verschwundenen Götter
zurückzuholen.«
»Bist du sicher?« Calandras Wangen bekamen
wieder etwas Farbe.
»Nicht hundertprozentig«, gestand Paithan.
»Aber
ich habe viel mit Menschen zu tun gehabt und kenne sie. Erstens kommen
sie
nicht gern in unser Land, weil sie – zweitens – uns
nicht besonders mögen. Ich
glaube nicht, daß wir uns Sorgen wegen irgendeines Priesters
machen zu
brauchen, der plötzlich vor unserer Tür
steht.«
»Aber warum?« wollte Calandra wissen.
»Warum sollte
Papa so etwas tun?«
»Wegen des Glaubens der Menschen, daß das
Leben
von den Sternen kam, die in Wahrheit Städte sind, und
daß eines Tages, wenn in
unserer Welt hier unten Chaos herrscht, die verschwundenen
Könige zurückkehren
werden, um uns wieder dorthin zu führen.«
»Das ist Unsinn!« konstatierte Calandra
barsch.
»Jeder weiß, daß das Leben von Peytin
Sartan stammt, der Matriarchin des
Himmels, die diese Welt für
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