Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt - Schartz, S: Elfenzeit 1: Der Hauch der Anderswelt
Hände hoch und seufzte. »Wenn ihr so weitermacht, werdet ihr alle noch Menschen!«, sagte er. »Ihr seid schon viel zu sehr mit dieser Welt verbunden.«
»Ich bin vor allem mit Nadja verbunden«, wies Rian ihn zurecht. »Sie hat uns mehrmals gerettet.
Mich
vor allem. Und Robert will uns weiterhelfen. Lass es uns wenigstens versuchen, David! Das ist mehr, als im Baumschloss herumzusitzen und zu warten.«
»Ja, gut«, gab er nach.
Also fuhr Nadja an diesem Tag noch einmal zum Louvre. Diesmal hatte sie wetterfeste Kleidung und einen Schirm dabei. Und Robert kam mit ihr, der auf sie aufpassen würde und nicht umgekehrt sie auf die Elfen.
Sie gingen sofort in den Trakt, in dem die Sonderausstellung präsentiert wurde, und fanden dort eine Menge Schauobjekte. Größtenteils Bilder und Figürchen unbekannter Künstler, ein kleines Panoptikum der nordischen Heldensagen, die auch oder gerade zu der damaligen Zeit schon zu romantischen Werken animiert hatten. Die Zeiten datierten bis ins dreizehnte Jahrhundert, entsprechend teils opulent und kitschig waren die Kunstwerke. Diese von einem deutschen Mäzen ins Leben gerufene Wanderausstellung sollte einen Kontrapunkt zu den beliebten und mehr populären Artussagen und den Rittern der Tafelrunde bieten.
Nadja empfand die Ausstellung als nicht besonders aufregend, aber durchaus interessant.
Schließlich fanden sie das von der Zeitung gedruckte Bild, und jetzt konnte es sogar Nadja spüren. »Es verströmt Elfenzauber«, flüsterte sie aufgeregt.
Das Gemälde selbst war weder besonders gute Kunst, noch erwies sich das Motiv als originell. Ein großer, dunkler Baum, eine grüne Landschaft, ein Ziehbrunnen aus Stein und davor ein kauernder blonder Siegfried, der aus einem Eimer Wasser schöpfte. Künstler: unbekannt.
Fontaine du Sigfrid, Worrms, Alemagne
, stand als Unterschrift dabei. Ein Analphabet musste das geschrieben haben, und niemand hatte sich die Mühe der Korrektur gemacht.
Robert trat so nah an das Bild wie möglich, ohne Museumswärter und Alarmanlagen auf sich aufmerksam zu machen, dann zückte er seine Kamera. Wortlos deutete er auf den Sockel des Brunnens, den Nadja zuvor ziemlich gekrakelt fand. Als sie näher hinsah, erkannte sie, dass es sich um eine Schrift handelte, zwei Zeilen.
Quaesivi ilico locum
Quoloco inveni illud immortalitatem
.
»Sehr spätes, keinesfalls klassisches Latein«, sagte Robert, der sich die Inschrift auf der Digitalkamera in Vergrößerung anschaute. »
Mögest du jenerart Ort suchen, an dortwelchem du dieselbige Unsterblichkeit findest
.«
»Whow«, machte Nadja.
»Danke«, sagte Robert.
»Das meine ich nicht. Ich finde es erstaunlich, wie offen es vor unseren Augen liegt.«
»Das Bild ist ein paar Jahrhunderte alt, Nadja. Wer weiß, wer sich davon inspiriert fühlte.«
»Warum hat der Künstler das getan? Und wieso liegt ein Elfenzauber darüber?«
»Das eben sollen unsere Freunde herausfinden«, sagte Robert. »Irgendeine Absicht liegt dahinter und vielleicht tatsächlich genau diese, die wir uns wünschen. Ich meine, es kann kein Zufall sein, dass unsere Elfen hier in Paris seit Monaten nach einer Spur suchen. Fanmór hat es gespürt, erinnerst du dich? Das hat Grog uns erzählt. Zwangsläufig musste es uns hierher führen, es hat nur etwas länger als geplant gedauert. Wir müssen alle lernen, den Blick für das richtige Detail zu schärfen.«
Die Elfen reagierten äußerst aufgeregt auf die Neuigkeit. Umgehend trafen sie Vorbereitungen für ihre Reise nach Worms.
Gleichzeitig packten Nadja und Robert ihre Sachen für den Flug nach England. Die Reportage in Paris war beendet und abgegeben, und ein euphorisch klingender Redakteur hatte sich bereits gemeldet.
Auch die Familie de Villefleur zeigte sich sehr angetan von Nadjas Arbeit und Roberts Bildern. Sébastien war in aller Stille in der Familiengruft beigesetzt worden, und nun mussten seine Hinterbliebenen lernen, ohne ihn zu leben. Sie behaupteten, mit diesem Nachruf fiele es ihnen leichter.
Auch Larquim hatte sich noch einmal gemeldet. Eliettes Freund, der irgendeiner Satansekte anhing, war wegen Mordverdachts verhaftet worden. Wie es aussah, würde er bald gestehen. Zumindest hatte er schon eine Menge Leute genannt, deren Treiben nicht ganz legal war und in Zusammenhang mit weiteren Todesfällen stand; die Polizei war also nicht unzufrieden.
Die Songs von Sébastien blieben für immer verschwunden, tatsächlich hatten Martins Leute an dieser Stelle
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