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Elfmeter fuer die Liebe

Elfmeter fuer die Liebe

Titel: Elfmeter fuer die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lex Beiki
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Liebe. Glauben Sie an eine höhere Macht?“
    „Ich glaube an so ziemlich alles - ich glaube an Glückskekse! Aber mal im Ernst, wer sagt denn, dass wir nicht manchmal einen Schubser brauchen, um unser Glück zu finden – kosmisch oder sonstwie?!“
    „Eine letzte Frage zum Abschluss: Europameisterschaft in Frankreich – fiebern Sie mit?“
    „Ach wissen Sie, ich hab’s nicht so mit Sport. Da kommen ganz grausige Kindheitserinnerungen an Schulsport im Mädcheninternat hoch. Das letzte Mal, dass ich Fußball geguckt habe, also da war Olli Brauhaus noch Stürmer.“
    „Ich danke Ihnen für das offene Gespräch. Meine Damen und Herren, Evelin Sirup, erst 32 Jahre alt und bereits vierfache Bestsellerautorin. ‚Die Wetterhexe’ besprechen wir dann gleich noch ausführlicher.“
     

Kapitel 2 – Vorrunde
     
    Das Haus stand in einem der hübscheren Wohnviertel in Tannenbusch. Auf den ersten Blick, aufgrund teurer Renovierungsmaßnahmen, ein Gebäude wie jedes andere, vielleicht etwas besser in Stand, vielleicht etwas älter bei genauerem Hinsehen. Aber das täuschte. Das Haus war alt, es war gebaut worden, als auf dieser kleinen Anhöhe weit und breit keine Nachbarn zugegen waren – wie das erste Gebäude auf dem Mond. Es hatte viele Besitzer kommen und gehen sehen, alle mit meinem Namen; hatte Kinder aufgezogen, Ehen überlebt, Tränen aufgesogen und nachts in die Dunkelheit geflüsterte Wünsche behütet. Es hatte meinen Vater aufwachsen und ausziehen sehen, hatte seine Hochzeit mit meiner Mutter miterlebt, die Trauerfeier für meine Großmutter und wenige Jahre später für meine Eltern. Meine Pubertät hatte es sanftmütig hingenommen, meine heimliche Party mit vierzehn verschwiegen und über den mehr als peinlichen Kuss unter dem Küchenfenster m it Patrick Leberkäse schmunzelt es noch heute mit mir, wenn ich uns bei einer Tasse Kakao daran erinner e.
    Das Haus war mein bester Freund und, seit mein Großvater gestorben war, mein einziger. In seine schützenden Wände zog ich mich zurück, nachdem ich im Hochzeitskleid sitzengelassen worden war, von einem Mann, der, wie sich an jenem Tag herausstellte, blonde Zahnarzthelferinnen rothaarigen Autorinnen vorzog.
    Seitdem betrachtete ich, wie die Welt sich vor meinem Fenster drehte. Ich fühlte mich unverwundbar, weil ich mich nicht mitdrehte.
     
    Nach dem spektakulären, fast sechs Minuten dauernden Interview für „Das literarische Trio“ fühlte ich mich ausgelaugt, also beschloss ich spontan, ein Entspannungsbad zu nehmen. Das schöne an meinem Schriftstellerdasein war, dass ich mich nicht um gesellschaftliche Konventionen kümmern brauchte – so lange ich meine Romane pünktlich bei meiner Agentur ablieferte, war es der sozialen Norm piepegal, ob ich nachmittags um drei aufstand, oder um ein Uhr nachts noch ein Bad nahm. Mein innerer Biorhythmus war ohnehin der Willkür meiner kreativen Schübe ausgesetzt, also brauchte ich auf den auch keine Rücksicht zu nehmen.
    Die alten Holztreppenstufen knarrten melodisch unter meinen blanken Füßen; eine fast schon unanständig fröhliche Melodie, meiner inneren Stimmung so überhaupt nicht angepasst. Meine innere Stimmung glich eher einem erloschenen Vulkan. Der Grund lag darin, dass ich mit meinem neuen Roman einfach nicht weiterkam. Das erste Drittel war mir frei aus den Fingerspitzen geflossen, das zweite Drittel hatte ich mit Mühe, Not und viel schwarzem Tee irgendwie auf Papier gebracht (und damit meine ich in den Computer getippt); aber der letzte Teil wollte partout nicht werden. Ich wusste noch nichtmal wie es weitergehen sollte, ich hatte absolut keine Idee. Es war nämlich so, dass ich in meinen bisherigen Büchern die Liebe als treibende Kraft des Lebens zwar immer angesprochen, aber doch recht marginal behandelt hatte. Sie war mehr wie ein wichtiger aber textloser Statist im Hintergrund, der der Szenerie mehr Tiefe verlieh. Das sollte diesmal anders werden. In „Lampionsturm“ (Arbeitstitel) ging es um Leidenschaft; um wahre, unendliche, Raum und Zeit sprengende Liebe. Leider wusste ich über wahre, unendliche, Raum und Zeit sprengende Liebe etwa soviel wie über das Paarungsverhalten von Krill. Vermutlich war das der Grund für meine bereits seit Wochen anhaltende Schreibblockade. Es war mir ein einziges großes Rätsel, wie die Protagonisten nun, da sie sich scheinbar auseinandergeliebt hatten, wieder zueinander finden sollten. Er hatte sie betrogen und ich bekam sie nun nicht mehr dazu, ihm

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