Elfmeter fuer die Liebe
Singen für den Kaiser, bzw. in meinem Fall schreiben für den Verlag, musste ich trotzdem. Denn wenn ich „Lampionsturm“ nicht rechtzeitig abgab, würde ich den Vorschuss zurückzahlen müssen, der sich schon nicht mehr auf meinem Konto befand; ich hatte damit meine neue Badewanne mit Whirlpoolfunktion finanziert.
Auch an diesem Tag kam ich zu nichts. Nach dem Frühstück kaufte ich ein, jedenfalls virtuell, und rief bei der Apotheke an, weil ich feststellen musste, dass ich neue Kopfschmerzmedikamente brauchte . Dann nahm ich all meine Konzentration zusammen und überlegte, bei einer Firma anzurufen, die sich um den Garten des Grundstückes kümmern sollte. Früher hatte ich mich noch selbst darum bemüht, die Gartenarbeit sogar gerne gemocht, aber seit meine m Rückzug war es mir nicht mehr geheuer, in den Garten zu gehen. Ich wollte nicht gesehen werden, oder gar Konversation mit den neuen Nachbarn machen. Das Gut linker Hand diente lediglich als Feriendomizil für irgendeinen reichen Amerikaner, der alle Jubeljahre für ein paar Tage vorbeikam. Den Rest der Zeit über stand das Haus dankenswerterweise leer. Aber schon die wenigen Worte, die ich zwangsläufig wechseln musste, sollten sich meine anderen Nachbarn einmal zur gleichen Zeit mit mir draußen befinden, versetzte mich in leichte Panik: Vielleicht würden Sie mich fragen, wie ich mit dem Buch vorankäme, und es könnte durchaus sein, dass ich dann in Tränen ausbräche. Also ging ich nicht mehr hinaus.
Allerdings war es mittlerweile soweit gekommen, dass hinter der Terrasse eine Art Urwald wucherte. Irgendwann dieser Tage musste wohl oder übel ein Gärtner her. Und den musste ich bestellen, einweisen und bezahlen. Stress pur.
Also verbrachte ich fast drei Stunden damit, das Für und Wider eines Anrufes abzuwägen. Zu einem nennenswerten Ergebnis kam ich nicht. Zum Schreiben allerdings auch nicht. Ehe ich mich am frühen Abend auf die Couch zurückzog, um vor dem Fernseher noch das ein oder andere Stündchen vor mich hin zu vegetieren, musste ich vor Holly resümieren, dass auch dieser Tag ohne einen einzigen niedergeschriebenen Satz zur Neige gehen musste. Für einen Moment kam mir mein Leben leer und bedeutungslos vor; aber das mochte auch daran liegen, dass Holly sich während meines Soliloquis putzte, mich hinterher ansah als interessiere sie mein Leid aber auch nicht im Geringsten, und sich dann wieder nach draußen verdünnisierte, wo ein ungewöhnlich heller Vollmond die Nacht illuminierte. Blieb mir wieder mal nur mein imaginäres Publikum, dem ich nach dem Spätfilm auf dem Weg ins Schlafzimmer erklärte, wie mein neuester Roman mich an die Grenzen meines Daseins gehen ließ.
Der Mond schien klar auf mein Bett, so hell wie schon lange nicht mehr; ein strahlender Lampion im fast sternenlosen Firmament. Ich vergrub mein Gesicht unter dem Kopfkissen, um in gewohnter Dunkelheit zu schlafen, zu bequem, um aufzustehen und die Verschläge vor dem Fenster zu schließen. Das könnte ich auch später noch machen, wenn der übliche nächtliche Heißhunger mich wieder aus den Federn riss.
Kapitel 3 – Training
„Mehr mit links, Tobi!“, rief Peter. „Du musst den linken Fuß noch besser trainieren!“
Ich sagte nichts, aber konzentrierte mich mehr. Ich war eben Rechtsfüßer. Da konnte ich mit links soviel trainieren wie ich wollte. Ich würde damit immer nur mittelmäßig schießen. Aber Peter wollte davon ja nichts hören. Er meinte, Stürmer müssten mit beiden Füßen wenigstens gleich gut schießen können.
Ich visierte, zielte und kickte. Wieder nicht drin. Bestimmt nen halben Meter daneben. Robin rollte mit den Augen. Ich zuckte mit den Schultern und gab den Platz für Raphael frei, der war nach mir dran.
„Das war schon gar nicht übel, Tobi“, sagte Peter als ich mich zu ihm an den Spielfeldrand stellte. „Der Abstand zum Tor wird jedesmal ein bisschen weniger. Merkst du selber, oder? Du musst nur trainieren, trainieren, trainieren. Dann klappt das auch mit links.“
Ich nickte.
„Und jetzt geh mach Pause; das hast du dir verdient.“
Hatte ich auch. Seit acht Uhr stand ich auf dem Platz und trainierte. Vorher noch ein bisschen Work-Out zum Warmwerden. Und dann volle Kanne Training. Peter schonte uns diese Woche gar nicht. Der wollte uns knackfit haben, bevor wir ins Hotel fuhren. Nächste Woche war das erste Vorrundenspiel, ausgerechnet gegen Frankreich, den Gastgeber. Und Nikola betonte immer, dass das erste
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