Elidar (German Edition)
schüttelte leicht den Kopf.
»Wen also würdet Ihr auswählen, Magister?« fragte Ibram leise verstimmt. »Ich hatte Euch angeboten, dass ich mich darum kümmere, aber Ihr wollt mir ja nicht verraten, wofür Ihr einen Söldner benötigt!«
Sein Begleiter ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Mit einem Seitenblick auf den unangerührten Humpen des Hageren trank Ibram von seinem Bier und verzog erneut das Gesicht. Er lüpfte sein prächtiges Käppchen, strich sein Haar darunter glatt und schob es sorgfältig wieder in die richtige Position. Dann betrachtete er seinen Humpen und entschied, ihn nicht zu leeren.
»Dieser dort, auf der Bank neben dem Schanktisch. Der große Ledonier mit der gebrochenen Nase«, sagte sein Begleiter. Ibram zuckte ein wenig zusammen und sah sich suchend um.
»Ach«, entfuhr es ihm zweifelnd, als er den Genannten entdeckte. »Aber, Magister, seid Ihr Euch ganz sicher, dass dieser Euren Zwecken dienlich sein könnte?«
Der Magister hob seine Hand in einer knappen Geste. »Stelle ihn ein.«
Ibram erhob sich von der Bank und zog die Schärpe über seinem Bauch stramm. »Wie Ihr wünscht«, erwiderte er nur.
Der Söldner blickte nicht auf, als der kleine Yasemit neben ihm stehen blieb. Ibram räusperte sich und betrachtete mit Abscheu das schäbige Äußere des Mannes. Er räusperte sich wieder, etwas energischer, und wurde mit einem schrägen Blick belohnt. Das Gesicht des Söldners war ebenso schartig wie das rostige Schwert, das neben ihm auf der Bank lag. Er grunzte fragend.
»Mein Herr wünscht dich in Dienst zu nehmen.« Ibram fingerte einen Doppelmhri aus seiner Börse und warf ihn auf den Tisch. Der Söldner starrte auf die Münze, ergriff sie und betastete sie misstrauisch, ehe er sie wieder hinlegte. Er widmete sich wieder seinem Bier.
»Also, was ist?« fragte Ibram ungeduldig.
Der Mann spuckte neben Ibrams bestickten Stiefel. »Ich habe eine Grundregel. Arbeite nie für einen Auftraggeber, der sein Gesicht nicht zeigt.«
Ibram hob entnervt die Hände und wandte sich ab. Der Magister, der ihre Unterhaltung unmöglich mitgehört haben konnte, hob seine Hand und schob die Kapuze ein wenig zurück. Ibram stieß ein trockenes Lachen aus. »Nun?«, fragte er erneut.
Der Söldner blickte in die schwerlidrigen dunklen Augen des Magisters und zuckte mit den Achseln. »Wen soll ich töten?« fragte er gleichmütig.
Ibram zog die Braue empor. »Was für eine Frage! Du wirst als Leibwache engagiert, Mann!«
Der Söldner warf den Kopf zurück und lachte ein rostiges Lachen.
Ibram kniff die Lippen zusammen. »Komm jetzt mit«, befahl er barsch. »Wir holen deine Habseligkeiten, wenn du denn welche besitzen solltest, und dann bringe ich dich zu unserer Unterkunft . Wie lautet dein Name?«
»Luca«, entgegnete der Söldner. Er trank in Ruhe sein Bier aus, griff nach dem rostigen Schwert und stemmte sich in die Höhe. Ibram sah zu ihm auf. Die Schultern des Mannes waren von befriedigender Breite, seine langen Arme schienen einigermaßen muskulös zu sein. Der kleine Yasemit seufzte lautlos.
Luca, der Söldner, schob sein Schwert in die schäbige Scheide auf seinem Rücken und hinkte schwerfällig an Ibrams Seite.
Ibram konnte ein Ächzen nicht unterdrücken und warf seinem Herrn einen vorwurfsvollen Blick zu. Auch noch ein Krüppel! Ein nicht mehr ganz junger, drittklassiger, verkrüppelter Leibwächter!
Die Lippen des Magisters verzogen sich zu einem beinahe unsichtbaren Lächeln. Schmale Finger griffen nach oben und zogen die Kapuze wieder tief über das Gesicht.
Ibram lief neben dem hinkenden Söldner her durch die gewundenen Gassen der Unterstadt. Er selbst hatte vorgeschlagen, den Leibwächter zu begleiten, damit sie sicher gingen, dass der Mann nicht das Handgeld einsteckte und auf Nimmerwiedersehen verschwand. Der Magister hatte das für unnötig befunden, aber Ibram hatte sich letztendlich durchgesetzt. Manchmal erschien ihm sein eigenbrötlerischer Herr mit seltsamer Weltfremdheit geschlagen.
»Komischer Kauz, dein - unser Brotherr«, brach Luca das Schweigen. »Warum benötigt er einen Leibwächter?«
Ibram verzog das Gesicht. »Ich gebe dir einen guten Rat: Nenne unseren Herrn nie einen komischen Kauz, wenn er in der Nähe ist. Magister Zorn könnte dich …«
Der Söldner blieb mit einem Fluch stehen. Er grub in seiner Tasche herum und warf Ibram das Handgeld vor die Füße, dann drehte er sich um und machte Anstalten, zu der Taverne zurückzukehren.
»Halt«,
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