Elidar (German Edition)
wieder. »Tajbanu«, sagte sie gedankenverloren.
»Bitte?«, fragte die Prinzessin.
»Tajbanu. Tajo. Das diebische Kind, das ich festgehalten habe. Ich habe ihr deinen Silberdrachen gegeben, ich hoffe, du verzeihst es mir.«
Morgenblüte spitzte die Lippen. »Das erklärt mir einiges«, sagte sie ein wenig tadelnd. »Ich habe versucht, Verbindung mit dir aufzunehmen, als du nicht zurückgekommen bist. Sao-Tan war so sehr in Sorge um dich!« Sie begann zu lächeln. »Ich habe die Kleine erreicht. Sie erinnert mich an dich, als ich dich das erste Mal sah. So jung, und so - besonders.«
Elidar erwiderte das Lächeln nicht. Sie runzelte sorgenvoll die Stirn. »Sie ist meine Schwester. Wir stammen nicht aus dem selben Gelege, aber dennoch …« Sie rieb sich über das Gesicht. »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Morgenblüte. Die Königin gab mir den Rat, meine Schwestern zu töten, damit ich wenigstens für ein paar Equils meine Ruhe habe. Sie meinte, ich solle meine Position festigen, bevor sich meine Schwestern oder Töchter auf mich stürzen.« Die Prinzessin sah sie sprachlos an, und Elidar verzog das Gesicht zu einem ironischen Lächeln.
»Das ist ja schlimmer als im Palatium«, sagte Morgenblüte. »Liebes, was soll ich dir raten? Meine Söhne sind getötet worden von jemandem, dessen Position ich in Gefahr gebracht habe. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich dem Rat deiner - der alten Königin folgen. Du hast schließlich keinerlei Bindung zu deinen Schwestern. Und Sao-Tan könnte dies für dich tun.«
Elidar schlug die Hände vor das Gesicht. »Wenn es nur um einige Dracheneier in einer Brutkammer ginge«, sagte sie erstickt. »Aber schon da fällt es mir schwer. Sao-Tan ist der Vater meiner … meiner … Brut.« Sie hob den Kopf und starrte Morgenblüte an. »Satt'kas Hölle«, flüsterte Elidar da halb entsetzt, halb belustigt. »Morgenblüte, dir steht durch mich wirklich seltsame Verwandtschaft ins Haus.«
Die Prinzessin verzog keine Miene. »Wir wollen dieses Thema nicht vertiefen«, sagte sie nur. »Vergiss nicht, ich bin die Tochter des 122. Dyen-Shu …«
»… und Schwester des 123. Dyen-Shu von Malandakay«, setzte Elidar hinzu. Der Gedanke an Morgenblütes Halbschwestern erheiterte ihr Gemüt und ließ sie eine Entscheidung treffen. Sie schlug die Hände ineinander. »Ich werde mich nicht einmischen«, sagte sie. »Und ich werde nicht Careljas blutigem Beispiel folgen und meine Stellung mit dem Schwert verteidigen. Noch dazu, wo ich keinen Wert darauf lege, mich als Königin der Drachen in diesen schrecklichen Höhlen dort unten einmauern zu lassen.« Sie schüttelte sich.
Morgenblüte verlor ihre besorgte Miene nicht, aber sie nickte dennoch. »Vielleicht hast du Recht«, sagte sie. »Und Sao-Tan kann auf dich aufpassen. Ich brauche keinen Leibwächter mehr, weißt du?« Sie schlug die Augen nieder.
»Luca wird auf dich aufpassen. Und sämtliche Dkhev von Kayvan obendrein.« Elidar zögerte. »Darf ich dich um etwas bitten?«
»Um alles«, bestätigte Morgenblüte warm.
»Ich werde von hier fortgehen«, sagte Elidar. »Kayvan ist mir für den Moment verleidet. Aber das ist es nicht allein.« Sie suchte nach Worten. »Es gibt einige Orte, die ich aufsuchen möchte. Cathreta, um zu sehen, was aus den Orden geworden ist, nachdem sie die Drachenmagie verloren haben.« Sie grinste. »Jetzt müssen sie mit der geringen menschlichen Magie auskommen. Vielleicht finde ich ein paar begabte Frauen, denen ich eins meiner Eier in Obhut gebe. Damit sie den schrecklichen alten Männern mal zeigen, wie es sich anfühlt, der Schwächere zu sein.« Sie wurde wieder ernst. »Aber das ist nicht wirklich wichtig. Ich möchte den Ozean sehen. Hinüberfliegen, auf die andere Seite. Und vor allem möchte ich in deine Heimat reisen. Die Drachen von Malandakay interessieren mich. Vielleicht sind meine ferneren Verwandten ja nicht ganz so engstirnig und blutgierig wie meine Nestfamilie hier in Kayvan. Und vielleicht können sie mir zeigen, was es heißt, ein Drache zu sein.«
Morgenblüte wirkte nachdenklich. »Die Drachengötter.« Sie wiegte den Kopf. »Ich bin nicht ganz so sicher wie Sao-Tan, dass sie nicht nur eine Legende sind. Sao-Tan glaubt fest an sie, aber er ist ein Schwertmann. Ohne seine Drachengöttin würde er sich verloren fühlen wie ein Kind.«
Elidar hob die Hände und ließ sie wieder sinken. »Wenn es sie gibt, werde ich sie finden«, sagte sie entschlossen.
»Worum möchtest du
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