Elidar (German Edition)
mich bitten?«, fragte Morgenblüte.
»Das Kind«, erwiderte Elidar zu ihrer Überraschung. »Tajo. Sie trägt deinen Drachen - kannst du sie ein wenig im Auge behalten?«
Elidar war verblüfft, als die Prinzessin verschmitzt zu kichern begann. »Ich habe Luca gebeten, das Mädchen herzubringen. Vielleicht kann ich die Kleine überreden, hier bei mir zu bleiben. Sie scheint über gewisse Fähigkeiten zu verfügen.«
Elidar lachte. »Sie will Meisterdieb werden. Ich denke nicht, dass du sie von etwas anderem überzeugen kannst. Aber ich danke dir, dass du dich um sie kümmern willst. Das nimmt mir einen Stein vom Herzen.«
Sie stand auf und warf einen Blick zum Tisch hinüber, an dem die plaudernden Männer saßen. »Ibram entlasse ich aus meinem Dienst«, sagte sie nachdenklich. »Vielleicht möchte er dir künftig zur Hand gehen.«
»Ich werde ihn fragen.«
Beide schwiegen und sahen sich an. Morgenblüte war die erste, die das Schweigen brach. »Du willst ihn nicht mitnehmen?«
Elidar schwieg.
»Du brichst ihm das Herz, wenn du ihn zurücklässt.« Morgenblüte nahm ihre Hand. »Warum willst du ohne ihn gehen? Weil er kein Drache, sondern nur ein Mensch ist?«
Elidar schüttelte beinahe entsetzt den Kopf. »Nein. Nein, aber ich kann doch nicht über deinen Gefolgsmann bestimmen. Du bist seine Herrin!«
Morgenblüte drückte fest ihre Hand. »Ich habe ihn aus meinem Dienst entlassen. Er ist frei.«
»Und er war damit einverstanden?«
Die Prinzessin stemmte die Arme in die Seiten. »Was glaubst du denn? Sao-Tan kann der Drachengöttin in Fleisch und Blut dienen - womit sollte ich ihn noch an mich fesseln können?« Es klang scherzhaft, aber darunter lag auch Ernst.
»Du weißt, dass das nicht stimmt. Euch binden engere Bande.«
Morgenblüte hob das Kinn. »Darüber wollten wir doch nicht mehr sprechen«, erinnerte sie Elidar. »Nun geh schon. Und nimm ihn mit. Aber denk daran, wiederzukommen und zu erzählen, was ihr erlebt habt. Ich liebe spannende Geschichten.«
Sie ließ Elidar los, gab ihr einen sanften Schubs und sah ihr nach.
Viel zu bald stand sie an der gleichen Stelle, an der sie die Ankunft des Drachen beobachtet hatte. Wieder hatte sie den Kopf in den Nacken gelegt und starrte in den Himmel, der erstmals die tiefblaue Färbung des nahenden Winters zeigte. Neben ihr stand Luca, den Arm um ihre Schultern gelegt.
Sie standen lange dort, ohne zu sprechen. Dann gingen sie zum Haus zurück, und Luca fragte mit belegter Stimme: »Ob wir sie jemals wiedersehen?«
Morgenblüte drehte ein opalig schimmerndes, glatt-raues Hornplättchen zwischen den Fingern. »Aber ja«, sagte sie versonnen. »Ganz bestimmt. Irgendwann.«
Ende
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