Elizabeth II.: Das Leben der Queen
«als Staatsoberhaupt zu handeln», führten drei spezifische Aufgaben die Liste an: «Tourismus ins Land zu holen» (47 Prozent), «Beziehungen zwischen dem Königreich und dem Commonwealth zu pflegen» (35 Prozent) und «als Schirmherr für karitative Einrichtungen zu fungieren und deren Arbeit aktiv zu fördern» (34 Prozent).
Bei der Charity Commission, die Aufsicht führt über die Wohlfahrtsaktivitäten im Land, ermittelte man vor einigen Jahren die Zahl der gemeinnützigen Einrichtungen, die sich mit einem königlichen Namen im Briefkopf schmücken dürfen und dadurch ihre Chancen beim Fundraising beträchtlich verbessern können. Der Herzog von Edinburgh hielt mit 863 Nennungen den Spitzenplatz, gefolgt von der Queen mit 635, Prinz Charles mit 619, seiner Schwester Anne mit 217, Prinz Andrew mit 161, Prinz Edward mit 30 und seiner Frau Sophie, der Gräfin Wessex, mit 61. Ein großer Teil der öffentlichen Auftritte der Queen – sie kam im Jahr 2010 auf 444, ihr Mann auf 356, eine bemerkenswerte Zahl für ein Ehepaar weit über die 80 – hatte mit der Wahrnehmung von Terminen im Rahmen dieses königlichen Patronats zu tun.
Prinz Charles ist neben seiner Schwester Anne, die am Unauffälligsten in ihren Einsätzen ist – und dafür sehr beliebt –, besonders engagiert in seinem «Prince’s Trust». Gemessen an den Ausgaben gehört der «Trust» heute zu den einhundert größten gemeinnützigen Organisationen der Insel. Charles entwickelte die Idee dazu schon in den 70er Jahren, als er am Radio einen Bewährungshelfer vortragen hörte über neue Ideen, jungen Straftätern nach Verbüßung der Strafe auf die Beine zu helfen – meist fehle es leider an Ansprechpartnern für ein Leben jenseits des Verbrechens, wusste der Mann zu berichten. Darauf nahm der Prinz 1976 sein Abschiedsgeld von der Navy, 7500 Pfund, als Gründungsfinanzierung, erbat Anträge, die angeben sollten, was der jeweilige Antragsteller zur Ersthilfe für den Neustart benötige, und begann mit 75 Pfund Startgeld für jeden bewilligten Antrag. Daraus ist seitdem ein karitatives Unternehmen von beträchtlicher Größe entstanden, erweitert später durch die Gründung «Business in the Community», die nach mehr unternehmerischem Einsatz in wirtschaftlich vernachlässigten Gegenden ruft. Als Mitglied des renommierten International Business Leaders’ Forum konnte der Prinz zudem nach dem asiatischen Tsunami im Dezember 2004 dank seiner Kontakte binnen einer Woche 40 Millionen Pfund an Spenden aufbringen, für dringende Soforthilfe in den am Schwersten betroffenen Gegenden.
Charles III. in spe, auf einem Empfang für die Royal British Legion Riders Branch in Clarence House, London, 17. Juni 2011 (Foto: ROTA)
In der Diskussion um die Frage ‹Erbmonarchie oder Republik?› stellt das philanthropische Engagement der Royals ein wichtiges Argument für die Beibehaltung der Krone dar. Es wirkt als zusätzlicher Puffer zwischen Staat und Gesellschaft. Würde man auf die Monarchie verzichten, wäre das ein weiterer Schritt in Richtung zunehmender Zentralisierung des Molochs Staat. Im Übrigendient die «Welfare Monarchy» auch als glaubwürdiger Damm gegen Vorwürfe, die königliche Familie widme sich doch eigentlich nur ihrem privilegierten Zeitvertreib. Das ist, wenigstens bei den führenden Mitgliedern – zu denen man Prinz Andrew aufgrund seiner dubiosen Geschäftspartner wohl nicht rechnen darf –, weit von der Wahrheit entfernt, auch wenn gerade der Prinz von Wales privat einem Luxus frönt, den seine eher frugale Mutter nur mit Stirnrunzeln quittieren kann.
Selbst in der nächsten Generation, beim Herzog von Cambridge und seiner Frau, klingt die soziale Verpflichtung von Royalty schon jetzt als Thema an. Zu ihrer Hochzeit hatten William und Catherine ein eigenes Gebet verfasst, das der Bischof von London, Richard Chartres, in ihrem Namen während der Zeremonie vorlas. «Gott, unser Vater», so endeten die Worte, «lass uns im Geschäft des Alltags die Augen immer richten auf das, was wirklich und wichtig ist im Leben [...] Hilf uns, dass wir, gestärkt durch unsere Vereinigung, denen, die leiden, dienen und sie trösten.» In dieser Formulierung verknüpft Dianas Sohn den traditionellen sozialen Auftrag des Königtums mit dem besonderen Touch, den seine Mutter an sich hatte und der ihn tief beeinflusst hat.
Stärker ins Visier rückt derweil der Nächste in der Thronfolge, Prinz Charles. Er hat das Image eines sich ständig zu Wort
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