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Ella auf Klassenfahrt

Ella auf Klassenfahrt

Titel: Ella auf Klassenfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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Rentier gestanden hatte.
    Der Bus kam genau in unsere Richtung, und wir liefen ihm winkend entgegen. Außer uns war auch gar niemand da, um die Leute im Bus zu begrüßen: Der Lehrer grub an seinem Tunnel, seine Frau war mit der Frau des Weihnachtsmanns langlaufen gegangen, und wann der Weihnachtsmann von seinem Rodelausflug zurückkam, konnte man nicht wissen.
    »Hallo, wie geht’s?«, sagte der Mann, der als Erster aus dem Bus stieg. Nach ihm kamen noch ungefähr dreißig andere, eine ganze Busladung voll. Sie hatten alle eine Kamera dabei und knipsten wie die Wilden.
    »Einheimische – die haben wahrscheinlich noch nie Ausländer gesehen«, flüsterte Pekka, der sich vorgedrängt hatte, über die Schulter.
    »Äh ... hallo!«, antwortete Pekka.
    »Wir suchen den Weihnachtsmann», erklärte der Mann.
    »Der wohnt hier«, verriet Pekka, bevor wir ihn daran hindern konnten.
    »Dann sind wir hier am Korvatunturi?«, fragte der Mann.
    »Ja«, sagte Pekka, obwohl das gar nicht stimmte.
    »Und welches von den Fjälls ist es genau?«, fragte der Mann.
    »Das hier«, sagte Pekka und zeigte auf den Sandhaufen des Lehrers, aus dem wir den Rodelhügel gemacht hatten. Vielleicht war ihm inzwischen aufgegangen, dass er nicht alles verraten durfte.
    »Oh!«, sagte der Mann, und alle anderen klatschten in die Hände und knipsten Fotos von dem Hügel.
    »Und wo sind die Wichtel?«, fragte der Mann.
    »Äh … hier«, sagte Pekka, dem doch nichts aufgegangen war, und zeigte auf uns.
    »Oh!«, sagte der Mann, und alle anderen klatschten wieder in die Hände und knipsten Fotos von uns.
    »Frag ihn, ob er mein Kinn befühlen möchte«, sagte Hanna, aber Pekka hatte keine Zeit dazu, weil der Mann schon die nächste Frage stellte.
    »Und ... wo ist der Weihnachtsmann selbst?«, wollte er wissen.
    Auf diese Frage musste Pekka zum Glück nicht antworteten, denn genau in dem Moment kam der Weihnachtsmann zurück. Der Rückweg hatte wahrscheinlich so lange gedauert, weil sein Hinterteil noch in dem Reifen steckte. Wir beobachteten staunend, wie er auf Händen und Füßen angehoppelt kam. Sein Hinterteil ragte in den Himmel, und er sah aus wie ein riesengroßer Tintenfisch. Oder war es mehr wie ein Dromedar mit einem Rettungsring? Darüber waren wir uns nicht einig. Die einen meinten so, die anderen so.
    Die Leute aus dem Bus staunten auch und schauten Pekka fragend an. Der nickte lächelnd.
    »Stimmt, das ist der Weihnachtsmann«, sagte er.
    »Oh!«, sagte der Mann, und wir wunderten uns, dass diesmal niemand klatschte oder Fotos knipste. Stattdessen scheuchte der Mann die anderen eilig in den Bus zurück. Irgendwie sahen sie alle aus, als wäre ihnen ein Riesenschreck in die Glieder gefahren.
    Der Weihnachtsmann hatte es inzwischen bis zum Schuppen geschafft und schloss das Vorhängeschloss auf. Dann öffnete er die beiden Flügel der Tür. Er schaute gerade zu uns herüber, als wir es im Schuppen laut krachen hörten. Der Weihnachtsmann stand wie vom Donner gerührt, und die Leute im Bus duckten sich hinter die Sitze. Aus dem Schuppen kam jetzt ein lautes Knattern.
    Der Weihnachtsmann erholte sich als Erster von dem Schreck. Er hoppelte davon, und diesmal waren wir uns alle einig: Er sah aus wie ein Dromedar.
    Die Leute im Bus tauchten jetzt wieder auf und drückten sich die Nasen an den Busfenstern platt. Aus dem Schuppen aber kam eine Monsterflugmaschine herausgerollt.
    Erst kam nur ein drehender Propeller, der ein bisschen wie die Skier aussah, die der Lehrer geschnitzt hatte. Oder nein: Es waren die Skier! Dann kamen riesige Flügel aus Bettlaken, die zwischen ein Metallgerippe gespannt waren. Die Bettlaken sahen ein bisschen aus wie die, die aus unserer Hütte verschwunden waren. Oder nein: Es waren die Bettlaken! Und das Gerippe sah verdächtig so aus, als wäre es aus den Vorhangstangen gemacht, die bei den Jungen verschwunden waren.
    Die Flügel der Maschine waren erst zusammengefaltet, wie bei einem Schmetterling, der noch nicht geschlüpft ist. Aber als die Maschine ganz aus dem Schuppen herausgerollt war, breitete sie die Flügel zu gewaltigen Dreiecken aus.
    In dem Moment sahen wir auch den Lehrer: Er saß zwischen den Flügeln und hielt einen Lenker in der Hand, der auch ein bisschen wie eine Vorhangstange aussah. Oder nein: Es war eine Vorhangstange! Der Rest der Flugmaschine war aus dem Moped gemacht, und ihr Motor war natürlich auch der aus dem Moped, den der Weihnachtsmann ausgebaut, aber offenbar nicht gut genug

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