Ella auf Klassenfahrt
fort: »Die Kojoten sind kein Problem. Wir kaufen einfach ein paar ausgestopfte und stellen sie auf die Fjälls.«
Da sagte der Weihnachtsmann nichts mehr. Stattdessen schaute er die Frau des Lehrers an, aber die zuckte nur die Achseln und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
»Ich sage, es ist falsch, dass die Menschen nur wegen des Weihnachtsmanns nach Lappland kommen«, fuhr der Lehrer mit lauter Stimme fort. »Schluss mit dem Getue um den Weihnachtsmann! Zur Hölle soll er fahren! Es gibt Wichtigeres, und das müssen wir den Menschen sagen. Ich werde Vorträge über das Leben in der Wildnis, das Langlaufen und über Kojoten halten«, rief der Lehrer, während seine Frau und der Weihnachtsmann ihn aus dem Haus und zur Lehrerhütte bugsierten, damit er sich ein bisschen ausruhen konnte.
Als sie aus der Stube waren, schauten wir einander fragend an.
Unser Lehrer würde hierbleiben und Weihnachtsmann werden. Das verstanden wir. Aber der Weihnachtsmann sollte auch zur Hölle fahren, hatte er gesagt. Und das verstanden wir nicht. Wieso wünschte er sich selbst zur Hölle? Oder hatte er das in der Aufregung nur so gesagt? Auf alle Fälle hörte es sich gefährlich an. Denn wenn der Weihnachtsmann zur Hölle fuhr, wohin fuhren dann wohl die Helferwichtel? Reichte es nicht, dass uns allen Bärte wuchsen und wir ständig fröhliche Lieder singen sollten?
»Ob es in der Hölle auch Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade gibt?«, sorgte sich Pekka.
»Meiner Mutter wird das alles überhaupt nicht gefallen«, schniefte Mika.
20
Wir blieben in der Stube und warteten. Wir waren gespannt, was der Lehrer sagen würde, wenn er sich ausgeruht hatte. Ob er dann immer noch Weihnachtsmann werden wollte? Hatte am Ende doch der Weihnachtsmann tief in ihm drinnen die Oberhand gewonnen? Was dann?
Der alte Weihnachtsmann sah aus, als wäre er mindestens genauso gespannt wie wir. Er ging die ganze Zeit vor dem Kamin im Kreis. Wir fanden, er hielt sich immer noch ein bisschen krumm wie nach der Rodelfahrt mit dem Reifen über dem Hinterteil, aber bestimmt war er bis Weihnachten wieder der Alte.
»Vielleicht hab ich den Jungen doch zu sehr unter Druck gesetzt«, hörten wir ihn brummen. »Vielleicht ist die Arbeit doch nichts für ihn. Vielleicht sollte ich noch ein paar Jahre weitermachen und dann stillschweigend abtreten, wenn sich nun mal kein Nachfolger findet ...«
Wir fanden es natürlich schrecklich, dass der Weihnachtsmann womöglich keinen Nachfolger finden würde. Wer würde dann den Kindern ihre Geschenke bringen? Und warum sollten sie das ganze Jahr brav sein, wenn es gar keine Geschenke gab? Daran mochte man gar nicht denken. Aber die Idee, dass unser Lehrer der neue Weihnachtsmann werden sollte, fanden wir auch nicht viel besser. Sowieso wollte er ja Vorträge über das Leben in der Wildnis, das Langlaufen und über Kojoten halten. Wo sollte er da noch die Zeit hernehmen, um den Kindern Geschenke zu bringen?
»Vielleicht hat der Junge ja recht«, hörten wir den alten Weihnachtsmann brummen. »Ich hab immer meinen alten Trott gemacht. Vielleicht ist es wirklich Zeit, dass sich was ändert. So alt bin ich ja noch nicht. Vielleicht könnten wir noch eine Zeit lang zusammen weitermachen. Ich würde mich um die Bewahrung des Althergebrachten kümmern, und der Junge könnte neuen Wind in die Sache bringen.«
Wir versuchten uns vorzustellen, wie es wäre, wenn nächstes Weihnachten zwei Weihnachtsmänner zu den Kindern kommen würden. Der alte Weihnachtsmann käme natürlich mit seinem roten Mantel und seinem weißen Bart. Und natürlich würde er mit tiefer Stimme fragen, ob die Kinder auch schön brav gewesen waren. Aber was würde wohl der Weihnachtsmann junior machen? Würde er mit seiner Flugmaschine angeknattert kommen? Und die Kinder fragen, ob sie manchmal der Stille lauschten und Kojoten heulen hörten? Der alte Weihnachtsmann würde bestimmt Geschenke verteilen. Aber der Weihnachtsmann junior? Würde er den Kindern lieber was vom Langlaufen und der Wildnis erzählen? Und wäre es dann wie in der Schule? Müssten die armen Kinder Kojoten in ihre Hefte malen, und kriegten sie womöglich noch Hausaufgaben auf?
Solche Fragen stellten wir uns, als die Tür aufging und der Lehrer wieder in die Stube kam. Er war nur in Hemd und Hose und hatte keine Schuhe an. Seine Haare waren zerzaust, und seine Brille hing ganz schief. Der Lehrer rückte sie gerade und schaute uns der Reihe nach an. Wir schauten zurück und
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