Ella und das große Rennen
wir auf, dass niemand die Kekse auf den Boden fallen ließ. Die hungrigen Hunde und das tapsige Lehrerkind lauerten vergebens auf Beute.
»Wir haben’s ihnen gezeigt!«, jubelte der Lehrer und küsste erst seine Frau und dann sein Kind und seine Hunde. Uns küsste der Lehrer nicht, vielleicht weil ihm Pekka auch Martti zum Küssen hinhielt.
»Glaubst du wirklich, dass sie aufgegeben haben?«, fragte die Frau des Lehrers, als könnte sie es nicht recht glauben.
»Aber ja. Was bleibt ihnen denn anderes übrig? Sie haben gesehen, wie hart und unbeugsam unser Widerstand ist, und sie wissen, dass wir für unsere gute Sache zum Äußersten bereit sind.«
»Da fällt mir ein, dass du dir eine neue Hose kaufen musst«, sagte die Frau des Lehrers. »Die alte ist äußerst löchrig.«
»Große Taten haben ihren Preis. Heute ist ein großer Tag für uns und ein Glückstag für alle kleinen Menschen auf der Welt. Darauf lasst uns anstoßen!«, sagte der Lehrer und hob sein Glas Saft.
Auch wir hoben feierlich unsere Saftgläser und erhoben uns.
Weil wir standen, konnten wir auch die lange rote Limousine sehen, die gerade lautlos in den Hof glitt und vor dem Haus stehen blieb. Ein dunkel gekleideter Fahrer öffnete die Tür hinter dem Beifahrersitz, und ein Mann in einem schneeweißen Anzug stieg aus. Ihm folgte ein Junge im roten Overall. Der Junge war Kimi, und der Mann im schneeweißen Anzug konnte nur sein Vater sein.
»Ich gehe davon aus, nein, ich
weiß
, dass der böse, rücksichtslose Mensch, der unsere Schule abreißen lassen wollte, jetzt zu Hause sitzt und seinen schändlichen Plan bereut. Wer weiß, ob er überhaupt je wieder den Mut findet, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen«, sagte der Lehrer, nachdem er einen Schluck Saft genommen hatte.
Kimi und sein Vater steuerten da schon auf die Haustür zu. Wir fanden, sie sahen beide nicht aus, als würden sie etwas bereuen, aber der Lehrer wusste es sicher besser. Allerdings stand er auch mit dem Rücken zum Fenster.
»Kinder, heute haben wir die Welt verändert«, fuhr er fort. »Morgen ziehen wir zurück in unsere alte Schule, und niemand wird uns daran hindern.«
Genau da klingelte es an der Tür.
»Jetzt schon?«, wunderte sich der Lehrer. »Dann hat es sich ja schneller herumgesprochen, als ich dachte. Aber schön, dass die Leute kommen, um sich bei mir zu bedanken. Oder vielleicht ist es schon jemand von der Zeitung, damit sie endlich mal
gute
Nachrichten bringen können.«
Beim zweiten Mal klingelten die beiden Sturm.
»Du liebe Zeit«, sagte der Lehrer. »Und ich hab noch die kaputte Hose an. Aber was kann man machen? Vielleicht ist es sogar gut so. Dann sehen die Leute, dass ich bei aller Größe bescheiden geblieben bin. Wenn sie es mit den Dankesbekundungen mal nur nicht übertreiben ...«
Der Lehrer ging zur Tür, und wir folgten ihm, weil wir auch sehen wollten, ob Kimi und sein Vater es nicht übertrieben. Das heißt, mir war es egal. Hauptsache, ich sah
ihn
.
»Keke-Mika 6 Yksi«, stellte sich der Vater vor, als der Lehrer die Tür aufmachte.
Der Lehrer sagte nichts, auch nicht, als Herr Yksi, ohne um Erlaubnis zu bitten, in den Flur trat. Er sah eigentlich ganz normal aus. Nur sein schneeweißer Anzug und seine Haare waren ungewöhnlich. Im dämmerigen Flur sah es fast so aus, als würde der Anzug leuchten, und seine Haare standen kerzengerade in die Luft.
Ich hoffte, dass Kimi mich bemerkte, aber er blieb hinter seinem Vater stehen und schaute nicht mal in meine Richtung. Zukünftige Formel-1-Stars waren offenbar ein bisschen schüchtern.
»Worum geht’s?«, fragte der Lehrer, als er wieder sprechen konnte.
»Nettes Häuschen, das Sie da haben«, sagte Herr Yksi im Plauderton.
»Sie kommen, um sich zu entschuldigen, nehme ich an?«, sagte der Lehrer.
»Mich entschuldigen? Aber nein. Ich wollte mich nur bedanken, dass Sie mich daran gehindert haben, etwas Unüberlegtes zu tun.«
Meine Freunde und ich lächelten uns an. Was die Dankesbekundungen anging, hatte der Lehrer also recht gehabt.
»Nun, Aufgabe von uns Lehrern ist es, den Menschen das Licht der Vernunft auch dann aufzustecken, wenn sie es selbst lieber ausknipsen möchten«, sagte der Lehrer bescheiden.
Ich bewegte mich ein bisschen auf Kimi zu, und er zog sich noch ein bisschen weiter hinter seinen Vater zurück.
»Und dafür bin ich Ihnen dankbar«, sagte Herr Yksi. »Erst jetzt, wo Sie den Abriss der alten Burg verhindert haben, geht mir ein Licht auf, dass das
Weitere Kostenlose Bücher