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Ella und das große Rennen

Ella und das große Rennen

Titel: Ella und das große Rennen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Parvela
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hörte man die Stimme des Direktors aus dem Büro.
    »Ha!«, sagte der Lehrer und drückte mir Kimis Kappe auf den Kopf. Dann drehte er sich noch mal zum Direktor um und schrie: »Sorg
du
erst mal dafür, dass die Kunst des Unterrichtens wieder genauso hoch angesehen wird wie das Im-Kreis-Fahren in aufgemotzten Spritschleudern, dann sehen wir weiter!«
    Er stapfte schnaubend davon, aber als er ein Stück entfernt war, hörten wir ihn plötzlich kichern.
    Wir machten uns echt Sorgen, vor allem weil er so wenig über Formel-1-Rennen wusste. Formel-1-Autos fahren nämlich gar nicht im Kreis, Formel-1-Rennstrecken sind viel kurviger.
    Ich will aber ehrlich sein: Eigentlich waren es nur die anderen aus der Clique, die sich Sorgen machten. Ich selber war fast verrückt vor Glück, dass ich Kimi die Kappe zurückgeben durfte. Er drückte sie sich hastig auf den Kopf, und dabei berührten sich unsere Hände.

Die walzen uns nieder!
    Wenn es drauf ankommt, ist unser Lehrer ein Mann der Tat. Den Protestmarsch machten wir noch am selben Tag. Der Lehrer hatte nämlich auch herausgefunden, dass an der alten Schule heute noch das Abrisskommando vorfahren sollte.
    Am späten Nachmittag versammelten wir uns mit unseren Müttern auf dem alten Schulhof. Wir hatten natürlich die Plakate dabei, die wir gemalt hatten. Die Mütter hatten leider noch keine Zeit dazu gehabt. So früh hatten sie mit dem Anruf des Lehrers nämlich nicht gerechnet.
    »Wir werden dieses ruchlose Vorhaben verhindern. Wir stehen als Trutzwall der Zivilisation gegen die Gier des Geldes!«, rief der Lehrer dem Wall der Mütter zu, die trotzdem nicht sehr trutzig aussahen.
    Mikas Mutter trug eine Schürze, weil sie gerade Makkaroniauflauf machte, als der Lehrer anrief. Sie hatte den Makkaroniauflauf sogar dabei, falls Mika beim Protestieren Hunger bekam. Auch einen Kopfsalat hatte sie dabei, weil Makkaroniauflauf mit Salat angeblich gesünder ist als ohne.
    Hannas Mutter hatte leider doch keine Zeit gehabt, einen Kuchen zu backen, aber sie hatte Hanna das Rezept und die Zutaten dafür mitgegeben. Drei Eier waren schon kaputt, aber ein paar waren noch heil.
    Die anderen Mütter, also die von Timo, Tiina, Pekka, dem Rambo und mir, kamen aus dem Büro oder sonst von der Arbeit, das heißt, Pekkas Mutter kam, wie wir, direkt aus der neuen Schule.
    Unsere alte Schule sah so traurig aus, dass wir richtig Mitleid mit ihr hatten. Die arme Schule! Bestimmt war es mies, so plötzlich verlassen zu werden, wenn man gerade noch von allen geliebt wurde.
    Als Pekka kurz die Streichholzschachtel aufmachte, sahen wir, dass sogar Martti unglücklich war.
    »Er will nichts essen«, sagte Pekka. »Ich glaube, er vermisst die Schule genauso wie wir. Vielleicht hat er Angst, dass er es an der neuen Schule nicht schafft.«
    Als Pekka den Käfer streichelte, bewegte er sich ein bisschen, aber gleich darauf saß er wieder still. Pekka machte die Schachtel zu und steckte sie vorsichtig zurück in die Hosentasche. Es schnürte uns die Kehlen zu, als wir begriffen, dass Martti womöglich sterben würde, wenn er nicht bald in die alte Schule zurückdurfte.
    Natürlich hofften wir, dass wir die Schulabreißer aufhalten konnten, aber als wir gleich zwei große Schaufelbagger und einen Kran auf die Schule zurollen sahen, verließ uns fast der Mut. Gleich hinter den Baggern und dem Kran fuhren drei riesige Lkw.
    Unsere Mütter sind vielleicht die größten und stärksten der Welt, aber vor den näher rückenden Monstermaschinen schienen sie immer mehr zu schrumpfen. Und genauso war es mit unseren Plakaten. In der Schule hatten sie noch ausgesehen, als könnte ihnen niemand widerstehen, und auch die Sprüche darauf hörten sich gut an, vor allem »Die alte Schule ist Gold, die neue nicht mal Silber!« und »Batman wird uns retten!«. Aber jetzt, vor der drohenden Übermacht der Maschinen, erschien uns das alles nur noch mickrig.
    Als die stählernen Ungetüme immer näher kamen, schauten wir in unserer Not auf Timo.
    »Ich hab auch keinen Plan!«, schrie Timo über das Brüllen der Motoren hinweg.
    Als Mika das hörte, versteckte er sich weinend hinter seiner Mutter. Dafür schmiss Hanna die restlichen Eier nach den Baggern, und sie traf sogar, aber die Treffer zeigten leider keine Wirkung. Wir anderen rückten dichter zusammen und ließen unsere Plakate sinken.
    Der Lehrer stellte inzwischen die Mütter in einer Reihe vor dem Schulhoftor auf. Der Boden zitterte unter den Ketten der

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