Ella und das große Rennen
fragte Pekka.
Der Rambo sagte nichts. Er starrte nur traurig auf die Streichholzschachtel, die Pekka noch auf der flachen Hand liegen hatte.
Anna lutschte nachdenklich am Daumen eines ihrer Fäustlinge. Dann wischte sie sich entschlossen einen Tropfen von der Nase und zog die Mütze ab. Wir staunten, als darunter eine umgedrehte Kappe zum Vorschein kam. Deren Schirm hatten wir auch nicht gesehen, weil er unter der Kapuze des Overalls versteckt gewesen war. Aber noch mehr staunten wir, als Anna den Schirm nach vorne drehte. Sie trug genau die gleiche Kappe wie Kimi.
»Hast du
dem einen
die Kappe gestohlen?«, fragte Hanna atemlos.
»Dann bist nämlich
du
in Not«, warnte Timo.
»Gib sie mir! Ich geb sie ihm zurück und rette dich«, schlug ich vor.
Vor meinem inneren Auge sah ich Tränen der Dankbarkeit in seinen braunen Augen, dass ich ihm die Kappe schon zum zweiten Mal zurückgab. Und diesmal würde er mich zum Essen in sein Wohnmobil einladen!
Anna sagte nichts. Stattdessen zog sie auch ihren sumpfgrünen Overall aus, und unser Staunen wurde grenzenlos, als darunter ein roter Rennfahrer-Overall zum Vorschein kam.
»Was hast du getan?«, wollte Timo wissen.
»Jetzt gibt es keine Rettung mehr«, sagte Tiina.
»Nicht mal meine Mutter kann dir jetzt noch helfen«, schluchzte Mika.
»Herr Yksi kauft dein Zimmer und macht einen Kuhstall draus«, vermutete Hanna.
»Das ist ja schrecklich. Zieh den aus! Ohne Overall wird er erfrieren«, sagte ich entsetzt.
Vor meinem inneren Auge sah ich ihn in Unterhosen vor mir auf die Knie sinken vor Dankbarkeit, dass ich ihm auch noch seinen Overall brachte.
Aber Anna schien unsere Warnungen nicht zu hören. Stattdessen rückte sie ihre Kappe gerade und zeigte auf den Namen, der auf ihren Overall gestickt war: Anna Yksi.
»Schrecklich, jetzt hat sie ihm auch noch seinen Nachnamen geklaut«, sagte Pekka erschrocken.
»Kimi ist mein Bruder«, sagte Anna in einem Ton, als wäre sie darüber überhaupt nicht froh. »Papa wollte, dass ich auch Rennen fahre, aber mich interessieren Autos nicht. Ich interessiere mich für Tiere, und ich mag sie auch viel lieber«, sagte sie und zog die Kappe tiefer ins Gesicht. »Euch mag ich übrigens auch«, fuhr sie fort.
Dann marschierte sie in Richtung des roten Wohnmobils.
»Warte! Wohin gehst du?«, riefen wir hinter ihr her.
»Ich werde ihn zu einem Rennen herausfordern.«
Also gut
Als Anna in dem Wohnmobil verschwand, kamen plötzlich auch der Lehrer und seine Frau auf den Schulhof. Der Lehrer hatte einen braunen Umschlag in der Hand und sah sehr ernst aus. Ich erklärte ihm schnell, was gerade passiert war:
»Ich hab ins Horn geblasen, und wir dachten, es kommen Adler oder ein schwarzes Pferd oder vielleicht Mikas Mama, aber dann ist Anna mit der roten Mütze gekommen, die in Wirklichkeit Anna Yksi ist und außerdem die Schwester von Kimi. Sie mag keine Autos und auch keine Formel-1-Rennen, aber dafür mag sie uns und Tiere, und sie verkleidet sich, weil sie nicht so aussehen will wie ihr Bruder. Anna hat sich schon gleich am Anfang verlaufen, aber sonst kennt sie sich aus und hat gleich gemerkt, dass es überall besser ist als hier. Sie hat nämlich genug Zeit gehabt, um sich umzusehen, weil niemand sie vermisst. Und jetzt hat sie also beschlossen, uns zu helfen, und ist ins Wohnmobil gegangen, um ihren Bruder zu einem Rennen herauszufordern, weil nämlich die alte Schule und überhaupt wir alle nur noch so zu retten sind.«
»Verstehst du auch nur ein Wort?«, fragte die Frau des Lehrers ihren Mann, als ich zwischendurch kurz Atem holen musste.
»Natürlich«, sagte der Lehrer. »Sie sagt, es werden Adler auf schwarzen Pferden kommen, um uns vor Rotkäppchens böser verkleideter Halbschwester zu retten, die sich schon die ganze Zeit hier umsieht, obwohl sie eigentlich Formel-1-Rennen fährt. Das ist natürlich Geheimsprache, und man muss sie erst entschlüsseln. – Dreh dich bitte nicht um, aber ich glaube, es soll heißen, dass irgendein Formel-1-Fahrer aus seinem Rennstall ausgerissen ist und uns irgendwo auf dem Schulgelände auflauert.«
Da der Lehrer ganz eindeutig nicht alles verstanden hatte, blieb uns nichts anderes übrig, als ihn und seine Frau an der Hand zu nehmen und zu dem Wohnmobil zu führen. Als wir eintraten, waren die drei Yksis schon am Verhandeln.
»Was wollt ihr? Das hier ist Privatgelände, und wir führen ein Privatgespräch«, sagte Kimis und Annas Vater, der in einem großen Ledersessel im
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