Ellas geheime Traeume 1&2
ihrer Verwunderung hatte er, nachdem er den Flyer gelesen hatte, weder die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen noch einen Schrei des Entsetzens ausgestoßen. Im Gegenteil saß er ganz cool da, und als er ihre Blicke nun erwiderte, standen Zärtlichkeit und Zuversicht in seinen Augen.
„Mach dir keine Sorgen wegen des Faltblatts. Ich werde das morgen für dich klären.“
Neugierig wie sie war, hatte Simi sich den Zettel geschnappt, während ihr Bruder gesprochen hatte. Auch sie lächelte, und in ihrem Gesicht stand ein Ausdruck als wolle sie sagen ‚Und ich dachte, es sei etwas Schlimmes passiert!‘
„Ich glaube, ihr versteht nicht, was das bed-„
„Oh doch, ich verstehe sehr gut, was das bedeutet“, sagte Federico. „Und ich bin sicher, das für dich hinbiegen zu können. Ich werde dir morgen Abend alles erklären. Und jetzt entspann dich erstmal und genieß die gebrannten Mandeln und den Glühwein, auch wenn er nur 1,99 gekostet hat!“ Simi prustete los, und auch Ella begann, sich zu entspannen. „Ihr habt Recht – wir sollten das einzige Festmahl mit Polizeischutz, das wir jemals erleben werden, genießen.“ Sie zwinkerte Federico zu, doch in seinen Augen lag eine gewisse Ernsthaftigkeit, als er antwortete: „Bei deinem Talent, meine Süße, wäre ich mir da gar nicht so sicher.“
Als Kevin Moleski sich zwei Stunden später zu Ella und den beiden Alessis gesellte, herrschte eine ausgelassene Stimmung. Der Glühwein war fast leer, und das letzte Glas wurde dem Kommissar angeboten.
„Setz dich doch“, lud Ella ihn ein, während Simi nach einer Tasse angelte. Kevin nahm das Angebot gern an – zumal er die junge Italienerin, die ihm gegenübersaß und sich als Simonetta ‚Simi‘ vorstellte, äußerst attraktiv war. Der Glühwein hatte ihre Wangen rot gefärbt, und ihre schwarzen Locken schimmerten im Kerzenlicht. Sie lächelte ihm zu, und erwiderte das Lächeln ein wenig verlegen.
„Ich habe eine sehr gute Nachricht“, begann er. „Wir haben Alan Lancefield am Wolkenwedeler Flughafen festnehmen können, als er gerade dabei war, sich ins Ausland abzusetzen. Du kannst aufatmen, Ella!“ Vergnügt beobachtete er, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte – von Anspannung über Erleichterung hin zu purer Freude. Ihre grauen Augen funkelten. Sie beugte sich vor und fiel ihm um den Hals, während Simi vergnügt in die Hände klatschte und nun hübscher aussah als zuvor, als sie ihrerseits ihren Bruder umarmte.
Kevin freute sich darüber, sogar noch eine weitere gute Nachricht überbringen zu können: „Es hat sich herausgestellt, dass die beiden von den Männern missbrauchten Mädchen unter dem Vorwand einer Model-Karriere aus Osteuropa hierher gelockt wurden. Über Szabós Casting-Agentur sollten sie angeblich groß rauskommen… naja, den Rest könnt ihr euch ja fast denken.“ Kevin atmete tief ein und aus; der Gedanken an die Schilderungen der weinenden Mädchen schnürte ihm die Kehle zu, und er war dankbar für den teilnahmsvollen Blick, den Simi ihm zuwarf. „Man hat sie gestern Abend unter Drogen gesetzt. Gemäß den Aussagen von Erfts, der die Nerven verloren und freiwillig ausgesagt hat, waren sie nicht die Einzigen, die in diese Falle gelockt wurden. Von Erft und Lancefield waren vermutlich nur Mitwisser – aber das ist meines Erachtens auch schlimm genug.“
Ella, Simi und Federico stimmten ihm zu. Kevin trank einen Schluck Glühwein, Simi kaute gebrannte Mandeln und alle vier schwiegen eine Weile. Doch da war noch eine letzte wichtige Sache, die Kevin Ella mitzuteilen hatte.
Eine Sache, die ihr ganzes Leben verändern würde…
-10-
Mit triumphierendem Gesichtsausdruck stand Katja Weißenborn neben dem alten Hellmann und blähte die Nasenflügel wie ein siegessicheres Schlachtross. Ella hätte sich vor Lachen schütteln können, bemühte sich jedoch, den unsicheren Gesichtsausdruck aufzusetzen, den ihre Ankläger von ihr erwarteten. Sie wollte die Situation noch ein wenig in die Länge hinziehen, um dann das Ende in vollen Zügen genießen zu können.
„Nehmen Sie doch Platz, Frau Wilkens.“ Ella tat, wie ihr geheißen und senkte dabei die Augen nieder. Die Weißenborn schien vor Vergnügen zu zittern, während Bruno Hellmann mit der Anklage begann:
„Wie mir die gute Frau Weißenborn erzählt hat, haben sie sich vorgestern in meinem Büro aufgehalten, während ich nicht da war. Ich wollte sie gestern darauf ansprechen, aber-„ Hellmanns Gesicht war puterrot
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