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Ellas geheime Traeume 1&2

Ellas geheime Traeume 1&2

Titel: Ellas geheime Traeume 1&2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurelia Oscuro
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empfangen würde und vor Begegnungen mit Kunden, bei denen die ihr zugedachte Rolle lediglich im Nachschenken von Kaffee und dem Verteilen eines demütigen Lächelns nach allen Seiten bestand. Haben die Herren sonst noch einen Wunsch?
    Nun ja – in gewisser Weise war sie ja selbst daran schuld. Sie hatte sich durch häufiges Fehlen, Faulheit und schlichtes Desinteresse am Lernen ihre Chancen aufs Abitur verspielt – und das, obwohl sie keineswegs dumm war. Nur hatte sie schon immer lieber in einer Ecke gesessen, geträumt und gezeichnet, statt sich mit linearer Algebra oder aktuellen politischen Geschehnissen auseinanderzusetzen. Nun, mit 35 Jahren, schien es ihr zu spät, noch einmal von vorn zu beginnen – sie war und blieb Sekretärin. Gegen ihren Willen glitten ihre Augen liebevoll über die vielen Bleistiftzeichnungen, die ihre Wände zierten und die sie selbst angefertigt hatte. Schon im nächsten Moment schalt sie sich jedoch selbst: Du träumst schon wieder. Es ist Zeit, sich der realen Welt zu stellen. Los!
    Ella goss Kaffee in ihre Lieblingstasse mit dem verwaschenen Disney-Motiv und schlurfte dann ins Bad. Sie ließ das Neonlicht aufflirren. Aus dem Spiegel blickte ihr eine Frau entgegen die aussah, als sei sie kopfüber in einen Wischeimer getaucht, als Mopp benutzt und anschließend trocken geföhnt worden.
    Sie stellte die Tasse auf die Ablage vor dem Spiegel. Mit einem groben Kamm legte sie mühsam ihr Gesicht frei und verfluchte wieder einmal ihr extrem dickes, dunkles Haar, das sich so schwer bändigen ließ und oft so wirr vom Kopf abstand, dass sie versucht war, zu einer großen Schere zu greifen und dem Elend ein für alle Mal ein Ende zu machen.
    Lieblos bändigte sie es zu einem Pferdeschwanz, der in seiner Buschigkeit eher die Bezeichnung „Eichhörnchenschwanz“ verdient hätte. Sie klatschte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht, blickte dann erneut zum Spiegel auf und stöhnt resigniert angesichts des Elends, das sich ihr nun bot. Dunkle Ringe unter ihren Augen hoben sich stark von ihrem blassen Gesicht ab. Kein Wunder – sie fühlte sich schon jetzt, am Montag, ausgezehrt vom Gedanken an die Woche, die vor ihr lag. Vielleicht hätte ich die Haare einfach im Gesicht lassen sollen, dachte sie kurz – und musste dann lachen, als sie sich das Gesicht ihres Chefs vorstellte, wenn sie ungewaschen, im Morgenmantel und mit wirrem Haar im Gesicht ins Büro käme.
    Neben ihrer Kaffeetasse lag eine sehr übersichtliche Ansammlung von Kosmetika, und sie überlegte kurz, ihre Augen mit Kajal zu betonen. Wozu – und für wen? fragte sie sich dann, dachte noch einmal wehmütig an den Fremden aus ihrem Traumwald und beschränkte sich schließlich darauf, ein wenig Tönungscreme auf ihren Augenringen zu verteilen.
    Nachdem sie sich die Zähne geputzt und aus ihrem Kleiderschrank eine Bluse von nichtssagendem Braun sowie eine schlichte Jeans ausgewählt hatte war es bereits so spät, dass sie die volle Tasse mit dem inzwischen kalt gewordenen Kaffee im Bad stehen lassen musste.
    Mit knurrendem Magen hüllte sie sich in ihren grauen Mantel, durchquerte das Treppenhaus und öffnete die Haustür. Beißende Kälte strömte ihr entgegen, die ihr den Gang zur Arbeit nicht unbedingt angenehmer machte. Seufzend und zähneklappernd stellte sie den Kragen ihres Mantels auf und machte sich, den kalten Wind im Nacken, auf den Weg.
    Nach fünf Minuten sah sie die Lichter von Regenheim und das geschäftige Treiben des beginnenden Tages. Sie überquerte einen Platz, auf dem kleine Holzbuden aufgebaut worden waren. Eine dicke Frau mit roten Wangen unterhielt sich gestikulierend mit einem Mann, der gerade eine Plastikabdeckung über einen Kabelstrang breitete. Auf einer Leiter stand ein fluchender Jugendlicher, der sich mühte, einen Tannenkranz aus Plastik an einer der Buden anzubringen. Und von irgendwo her stieg der Duft gebrannter Mandeln in Ellas Nase. Natürlich – der Weihnachtsmarkt. Auch dieses Jahr würde die Regenheimer Fußgängerzone wieder für ein oder zwei Wochen voller Menschen sein, die Glühwein tranken, Bratwurst aßen und Weihnachtseinkäufe erledigten.
    Vielleicht schaue ich auf dem Rückweg auch mal hier vorbei, dachte sich Ella. Schon spürte sie Melancholie in sich aufsteigen, als ihr bewusst wurde, dass sie diesen Rundgang – wenn überhaupt – alleine machen würde. Unschlüssig blieb sie stehen, sah dem Treiben vor den Holzbuden zu und zweifelte, wie so oft in letzter Zeit, am Sinn ihres

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