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Elwin - Goldrausch (German Edition)

Elwin - Goldrausch (German Edition)

Titel: Elwin - Goldrausch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Föhr
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Tödliches Wasser
    Im Schutz der Bäume stand sie allein am See und schaute angespannt dem Vogel nach, der gerade den Gipfel überflog. Der Himmel war tiefblau, die Luft rein und klar. Prächtige hohe Tannen bedeckten den Berg, die Äste dicht und rau, wie das Fell eines Wildschweins.
    Dieses Tal, versteckt zwischen zwei steilen Berghängen, einer Wiese und einem Bachlauf, war ihre Heimat. Hier, wo das Gras saftiger und grüner war als irgendwo anders in Maledonia, hatte sie ihr Leben verbracht. Als sie daran dachte, wie schön es früher war, fühlte sie, wie ihr Herz brach.
    Ihre Familie, ihre Freunde lebten einst hier. Sie schloss die Augen und erinnerte sich an die Zeit, als Männer, Frauen und Kinder durch die Wiesen zogen, Pflanzen sammelten und miteinander spielten. Einer der Jungen mochte sie besonders gern. Sie sah ihn lächeln, ihr zuwinken und geschwind durch das hohe Gras laufen. Sie sah die Männer ihres Dorfes neue Hütten errichten, hörte ihre Stimmen, die Schläge der Hämmer, das Singen, als sie zusammen die Dächer deckten. Sie erinnerte sich an den kleinen Teich unterhalb des Dorfes, wo die Kinder spielten, tranken und sich wuschen. Ihr Dorf war immer ein friedlicher Ort gewesen.
    Traurig öffnete sie die Augen. Die fröhlichen Stimmen waren verstummt, das herzliche Lachen der Kinder verklungen. Anstelle des Teichs erhob sich nun ein großer See, ruhig und dennoch gefahrvoll. Das Wasser stieg noch immer und begrub weitere Häuser unter sich. Sie verstand nicht, warum die Dorfbewohner nichts unternahmen und nicht alle zusammen gegen die Schurken kämpften. Ihre Leute hatten noch auf das Gute gehofft, als die ersten Hütten bereits im Wasser standen. »Warum macht ihr nichts? Es ist doch unsere Heimat!«, hatte sie immer wieder die Ältesten gefragt. Doch die waren ratlos und wie gelähmt. Die Scheusale aber bauten den Damm höher und höher und überfluteten schließlich das ganze Dorf. Als deren Anführer Befehl gab, ihr Volk zu jagen, kämpfte sie mit ihren besten Freunden gegen die Banditen, aber es waren zu viele.
    Sie schaute über den See und sah die Dachspitze ihres Hauses aus dem Wasser ragen. Sie hörte die Hammerschläge, hörte, wie die Arbeiter dem Berg Tag und Nacht viele Gelbsteine entrissen.
    Unterhalb des Dammes, zwischen Felsen versteckt, befand sich der Eingang zu einer Höhle, in der die Gelbsteine lagen. Jeder im Dorf wusste davon. Als Kinder hatten sie damit gespielt und gelernt, dass die Gelbsteine, die ihre Feinde Gold nannten, niemanden satt machten.
    Die Gier und Rücksichtslosigkeit der Eindringlinge hatten ihre Heimat zerstört. Es geschah so schnell! Sie wusste, ihr Volk würde zugrunde gehen, wenn sie nichts gegen die Bande unternahm. Blinde Wut durchströmte ihren zarten Körper. Sie sah den Vogel nicht mehr; er war in Sicherheit. Und plötzlich hatte sie wieder Hoffnung. Sie drehte sich um und verschwand lautlos im Wald.

Elwin
    Elwin war auf vielerlei Weise ungewöhnlich. Er war ein starker, hübscher Braunbär, hatte aber viel zu lange Ohren. Es war, als hätte das Schicksal sich mit ihm einen Scherz erlaubt, als er aus Versehen die Ohren eines Hasen bekam. Noch viel ungewöhnlicher war die Tatsache, dass er ein lebendes Kuscheltier war und mit Menschen zusammenlebte, mit Leila und Karl Stern, den Kuscheltiermachern.
    Elwin dachte daran, als er kurz vor Anbruch der Nacht sein Zimmer verließ. Leila und Karl hatten eine tolle Wohnung auf dem Dach ihrer Firma, in der auch Elwin sein eigenes Zimmer hatte. Er ging durch das Wohnzimmer, schob die Tür zur Terrasse auf und trat hinaus.
    Es war Ende April, und er sah, wie die Natur mit jedem Tag grüner und bunter wurde. Die Luft war bereits angenehm warm und trug allerlei Düfte mit sich. Elwin atmete tief ein und roch die Blumen, die Leila in Kübeln gepflanzt hatte; Narzissen, Tulpen und Primeln. Ebenso mochte er den Duft des frischen Grases, der von einer Wiese hinter dem Haus herüberzog, aber auch den Geruch der jungen Thujahecke auf der Terrasse. Die Bäume waren Karls Idee gewesen.
    »Elwin muss in Sicherheit sein«, hatte er gestern zu Leila gesagt. »Er weiß nichts von der Welt der Menschen, deren Gier und Rücksichtslosigkeit. Diebstähle gibt es heutzutage überall. Der Gedanke, jemand könnte unseren Elwin eines Tages entführen, macht mich verrückt.«
    Heute früh war der Gärtner gekommen und hatte einen grünen Zaun aus Thujas in schweren Pflanzkübeln auf der Terrasse errichtet. Elwin war während der

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