Elwin - Goldrausch (German Edition)
die Himmelsbahnen, über die der Schlitten glitt, noch zu sehen? Und war es den Hunden mit ihrem dichten Fell nicht zu warm?
Die im Winter verschneite Wiese war jetzt, im Mai, saftig grün. Elwin ließ den Blick aufmerksam über die nähere Umgebung schweifen. Auf einmal hörte er hinter sich sanfte Schritte. Rasch drehte er sich um und sah Leila.
»Sei so lieb und schließe die Terrassentür, wenn du wieder hereinkommst«, sagte sie, hielt eine Hand vor den Mund und gähnte. »Es ist spät. Karl ist bereits zu Bett gegangen. Ich lege mich jetzt auch hin. Gute Nacht.«
»Schlaft gut«, antwortete Elwin, der überhaupt nicht müde war. Er dachte an die Nachricht von Königin Mala. Waren die Haromos wirklich in Gefahr? Und was hatte es mit diesem See auf sich? Bestimmt gab es einen Grund, weshalb das Wasser aufgestaut wurde. Warum traf der Kundschafter keinen Bewohner an? Und wer war der Geheimnisvolle, der die Nachricht an Königin Mala aufgegeben hatte?
Mit diesen Gedanken trottete Elwin langsam zurück in die Wohnung. Schade, dass er nicht wusste, wann Groohi ihn abholte. Einfach nur herumsitzen und warten, das war nicht seine Stärke. Bestimmt würde auch diese Nacht ereignislos verstreichen. Behutsam zog er die Tür von innen zu und ließ sie beinahe lautlos ins Schloss fallen. Er schaute noch einmal nach draußen, vergewisserte sich, dass er nichts übersehen hatte, dann trottete er auf sein Zimmer zu.
Auf einmal erfüllte ein tiefes Rauschen die Luft. Elwin blieb stehen, riss die Ohren hoch und lauschte. Er kannte das Geräusch. Es klang, als hätte der Wind aufgefrischt und sein Lied im Dach des Hauses gesungen. Er wartete einen Augenblick. Es war wieder ruhig. Traurig ließ er die Ohren hängen, schaute auf den Boden und wollte gerade sein Zimmer betreten, als jemand mit der Faust an die Terrassentür hämmerte. Das Trommeln dröhnte wie ein Paukenschlag in der Stille.
Elwin machte erschrocken einen Sprung, drehte sich um und starrte verblüfft zur Tür. Ein mit einer Lederjacke bekleideter Mann stand dort. Sein Kopf war rund und saß scheinbar ohne Hals direkt auf den massigen Schultern. Die Nase sah aus wie eine dicke Kartoffel. Der Mann grinste breit und zog mit beiden Händen eine Lederhaube von seinem Kopf. Elwin benötigte einen Moment, denn er konnte nicht glauben, wer dort stand. Freudig sprang er in die Luft.
»Juhu!«, schrie er, vergaß, dass Leila und Karl schliefen, und eilte mit großen Schritten zur Tür. Sein Freund war da! Schnell öffnete Elwin die Tür und trat hinaus.
»Groohi!«, rief er diesmal leiser. »Endlich! Wie bist du hierher gekommen?« Bevor der Freund antworten konnte, fuhr Elwin fort: »Lass dich anschauen. Junge, Junge, die Lederjacke steht dir gut.« Er blickte über die Terrasse. Sein Freund war mit zwei Vögeln angereist. Die Tiere hatten braunes Gefieder und weiße Köpfe. »Wahnsinn!«, brabbelte Elwin atemlos. »Die sind ja riesig.«
Groohi folgte seinem Blick. »Das sind Weißkopfadler aus Amerika«, antwortete er stolz.
»Bist du mit ihnen hierher geflogen?«, fragte Elwin unsicher. »Ich, ich wusste nicht, dass man auf Vögeln fliegen kann. Ich hatte dich mit den Hunden erwartet.«
Groohi genoss den Moment. »Ich musste vorsichtig sein. Das Frühjahr ist keine gute Zeit für fliegende Hundeschlitten; es ist viel zu hell und die Himmelsbahnen sind kaum noch zu erkennen. Wir sahen uns nach anderen Möglichkeiten um, schnell zu reisen und erfuhren von einem Mann, der Adler züchtet. Ich habe die Ehre, sie zu fliegen. Sie werden uns zu den Haromos bringen.«
Die Vögel standen mitten auf der Terrasse. Im Schutz des Geländers und der Pflanzen konnte kein Mensch sie von der Straße sehen. Elwin war sehr zufrieden, dass Karl einen so gut geschützten Platz errichtet hatte.
Groohi strich sich mit einer Hand über den Bauch. »Du möchtest wissen, wie es mir geht?« Er schmunzelte. »Ich habe mächtig Hunger und freue mich auf ein Essen aus deiner Küche. Und die Adler müssen sich ausruhen, bevor wir in die Nacht fliegen.«
»Klar! Komm mit«, antwortete Elwin begeistert.
Er konnte sein Glück nicht fassen, auf diesen riesigen Vögeln zu fliegen! Welch ein Abenteuer! »Wir müssen leise sein, Leila und Karl sind müde und schlafen bereits.«
Groohi grinste schief.
»Königin Mala ließ mir ausrichten, ich solle mir über die Sterns keine Gedanken machen. Im Schlaf liege das Glück. Ich wusste nicht, was sie meinte, aber nun ist es mir klar.«
Hoffentlich
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