Email ans Universum (German Edition)
Schreiben über die Jahre verbessert?
A: Ich hoffe, dass ich weniger bitter, weniger dogmatisch, weniger „moralistisch“ und etwas großzügiger geworden bin.
F: Bereitet es Ihnen Sorge, dass Ihre Arbeit einen didaktischen Wert besitzt, dass Leute etwas davon lernen?
A: Absolut! Didaktische Literatur ist heutzutage völlig aus der Mode. Wenn man jemanden im Verdacht hat, eine Botschaft zu haben, wird das meistens als eine Art verstecktes Laster betrachtet. Wie auch immer, ich denke, dass sich die gesamte erstklassige Literatur an Didaktik anlehnt. Im antiken Griechenland betrachtete man Homer als didaktisch und obendrein allegorisch. Dante scheint didaktisch zu sein. Shakespeare war didaktisch. Melville war didaktisch. Science-Fiction ist die didaktischste Literatur überhaupt, deswegen mag ich sie so sehr.
Alle Schriftsteller haben die Funktion von Lehrern, ob ihnen das nun bewusst ist oder nicht und ob sie dies zugeben oder nicht. Zum Beispiel Mickey Spillane. Er ist daran gewöhnt, Interviews zu geben, in denen er sagt, dass er Bücher nur für Geld schreibt. Wenn man sich allerdings seine Arbeiten anschaut, wird offensichtlich, dass er sehr starke Glaubenssätze hat. Mit denen wirft er nach dem Leser. Es handelt sich dabei um faschistische Glaubenssätze, doch sind es nichtsdestotrotz Glaubenssätze und er ist ein Lehrer, wie jeder andere Schriftsteller auch. Unglücklicherweise lehrt er nur eine gewalttätige, faschistische Moral.
Alter Mann auf dem Balkon
Ansichten der Monterey Bay #22
Purple, vermilion:
Each part of the bay glitters
And none is just blue
Purpur, Zinnober:
Jeder Teil der Bucht glitzert
Und keiner ist nur blau
Weitere beantwortete Fragen
1988 – mit David Jay Brown in Los Angeles
F: Es ist der 23. April 1988, ein bedeutender Tag in Robert Anton Wilsons Philosophie. Was ist das Bedeutende an der 23?
A: Nun ja, die 23 ist in Verbindung mit so vielen Synchronizitäten und verrückten Koinzidenzen in mein Leben getreten, dass sie einfach etwas bedeuten muss. In verschiedenen meiner Bücher, einschließlich der Illuminatus! -Trilogie und der Cosmic Trigger -Trilogie habe ich Beispiele einer ungeheuerlichen Anzahl von Koinzidenzen angeführt, die mit der 23 in Verbindung stehen. Nehmen wir den heutigen Tag, den 23. April als Beispiel. Es ist das Jubiläum von Shakespeares Geburtstag, dem 23. April 1556, und seinem Todestag, dem 23. April 1616. Am 23. April 1616, zur gleichen Zeit als Shakespeare in England starb, segnete Cervantes, der Autor von Don Quixote , in Spanien das Zeitliche. Am 23. April 1014 starb Brian Boru, der erste Hochkönig von Irland, der sowohl politischer als auch religiöser Führer war. Er vereinte ganz Irland und warf die Dänen aus dem Land. Am 23. April 1014 wurde er nach der Schlacht von Clontarf, bei der er die Dänen endgültig besiegte und Irland von der Fremdherrschaft befreite, von einem dieser Dänen erschlagen. Am 23. August 1170 fielen die Normannen ein und Irland geriet erneut unter Fremdherrschaft und ist es seitdem auch ganz oder in Teilen geblieben.
Am 23. August 1920 diskutierte James Joyce mit einem Freund in Paris über Koinzidenzen, als er plötzlich eine riesige schwarze Ratte sah, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ – und er fiel in Ohnmacht. Das verbindet Joyce mit der Invasion Irlands, Shakespeare und Brian Boru. Übrigens findet man das alles auch in Finnegans Wake .
F: Sie haben eine ganze Reihe von Büchern, die die Illuminaten fokussieren. Wer sind die Illuminaten und wie wurden sie zu einer Inspiration für so viele Bücher?
A: Tja, die Illuminaten waren eine Geheimgesellschaft in Europa im 18. Jahrhundert. Eine gewisse Zahl „paranoider“ oder zumindest unorthodoxer Theoretiker glaubt, dass die Illuminaten immer noch existieren und entweder die Weltherrschaft übernommen haben oder große Teile der Welt regieren oder etwas in diese Richtung. Ich entdeckte die Anti-Illuminaten-Literatur in den späten 60ern, als eine Menge verrückter Verschwörungstheorien im Umlauf waren. Und dann entdeckte ich, dass es zwei Ambiguitäten gab, die mit den Illuminaten in Verbindung standen. Erstens gab es jene, die behaupteten, dass es die Illuminaten nicht mehr gäbe, im Gegensatz zu denjenigen, die immer noch von der Existenz der Illuminaten ausgingen. Und unter denen, die an die Existenz der Illuminaten glaubten, gab es zwei verschiedene Richtungen: Diejenigen, die
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