Email ans Universum (German Edition)
mein erstes Buch verkaufen konnte. Ich vermute, dass mehr Artikel von mir gedruckt (oder nicht gedruckt?) wurden als von jedem anderen lebenden Schriftsteller.
F: Können Sie in Ihrer Arbeit irgendeinen spezifischen Einfluss anderer Schriftsteller erkennen, die Sie bewundern?
A: Auf jeden Fall. Es fällt mir sehr leicht, meine Prosa zu betrachten und dort dann verschiedene Einflüsse zu erkennen. Es findet sich dort sehr viel von Ezra Pound, eine Menge James Joyce, eine Menge Raymond Chandler, ein wenig William Faulkner und ein soup ç on H.L. Mencken.
F: Hat sich irgendeiner dieser Schriftsteller als hilfreich dabei erwiesen, Ihnen etwas über den Prozess des Schreibens an sich beizubringen?
A: Ja. Von Pound habe ich zum Beispiel gelernt, dass jeder Satz ein eigenes Leben besitzen sollte. Es sollte keine leeren Sätze geben. Grundsätzlich kenne ich zwei Typen von Schriftstellern: Ein Typ ist daran interessiert, dass das verdammte Ding fertig gestellt und verkauft wird, während der zweite Typ wirklich Spaß am Schreiben hat und jedem Satz seinen eigenen Geist und Witz geben möchte, seine eigene kleine Überraschung. Pound bekehrte mich dazu, den Weg des zweiten Typs Schriftsteller einzuschlagen. Ich will, dass jeder Satz ein wenig Befriedigung für mich und den aufmerksamen Leser bedeutet. Diejenigen, die nur dösen, verlieren einfach.
Von Faulkner habe ich gelernt, wie man lange Sätze schreibt, die modern und stimmungsvoll sind. Henry James schreibt lange, manchmal endlose Sätze, aber man verliert sich in der Syntax. Bei Faulkner verliert man sich nicht. Joyce hat mir eine Menge darüber beigebracht, wie man den Klang eines Absatzes variiert und emotionale Effekte erzeugt, die meist unbewusst sind, und wie man sehr subtile psychologische Prozesse darstellt. Chandler war ein Haupteinfluss in dem Sinne, dass es in seinen Büchern keinen einzigen dummen Satz gibt. Ich habe versucht, das auf meine eigene Arbeit zu übertragen. Es ist merkwürdig, aber mir fällt kein einziger Schriftsteller der Science-Fiction ein, der meine Art zu schreiben eindeutig beeinflusst hätte. Was ich von diesen Schriftstellern gelernt habe, ist, eine offene Einstellung gegenüber der Zukunft zu haben. In diesem Sinne haben sie meine Philosophie mehr beeinflusst als meinen Stil.
F: Was finden Sie am Schreiben persönlich bereichernd?
A: Gut, ich denke, dass es eine spannende Spielform kontrollierte Schizophrenie ist. Es ist ebenfalls eine Art Yoga, vor allem das Schreiben von Romanen. In Vollzeit Fiktion zu schreiben, ist eine beständige, tägliche Übung, aus dem eigenen Kopf und Denken herauszukommen und dabei die Art und Weise zu erleben, wie andere Menschen denken und fühlen. Ich denke oft in Begriffen von Gurdjieffs Arbeiten über das Geschichtenerzählen. Der russische Mystiker Gurdjieff widmete einen Großteil seiner Energie, seinen Schülern beizubringen, wie sie aus ihren eigenen Egos herauskommen und die Welt mit den Augen anderer Menschen sehen können. In den letzten vier oder fünf Jahren entwickelte ich immer mehr Interesse an seiner Arbeit und ich entdeckte, dass seine Lehren genau das zeigen, was jeder gute Romancier lernt, wenn er beim Schreiben bleibt. Man kann keine Charaktere erschaffen, die einfach nur Variationen von einem selbst sind. Mit der Zeit wird das langweilig. Man muss aus sich herauskommen und Charaktere erschaffen, die nicht wie man selbst sind. Wenn man dies tut, lernt man wirklich etwas über Menschlichkeit. In diesem Sinne denke ich, dass das Schreiben von Geschichten für den Schreiber lehrreicher ist als für den Leser, vor allem wenn die „miesesten“ Schurken, die ich mir ausdenken kann, plötzlich schlaue Bemerkungen machen und selbstständig Ideen entwickeln und wirklich „lebendig werden“.
F: Haben Sie ein Buch in Ihren Gedanken schon vollständig organisiert, bevor Sie mit dem Schreiben beginnen, oder nimmt es mit der Zeit Gestalt an?
A: Manchmal habe ich eine klarere Vorstellung davon, wohin es geht, als zu anderen Zeiten, aber es ist immer überraschend für mich. Im Verlauf des Schreibens zapfe ich immer meine unbewusste Kreativität an ich finde Dinge, die sich in mein Schreiben schleichen und derer ich mir zuvor nicht bewusst war. Das ist ein Teil der Befriedigung beim Schreiben. Nachdem man etwas geschrieben hat, fragt man sich selbst: „Wo zur Hölle kam das her?“ Faulkner nannte das „den Dämon“, der den Schreiber dirigiert. Die
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