Emil und die drei Zwillinge
umdrehen!“
„Nicht doch!“ sagte Dienstag.
Mackie mischte sich ein. „Das ist zuviel. Soviel Geld haben wir nicht übrig.“
„Lügst du?“ fragte Dienstag.
„Nein“, meinte Mackie. „Mein Ehrenwort.“
„Dann also fünfzig Mark“, erklärte Emil. Er schrieb die Quittung aus und unterschrieb sie. „Komm, Kleiner, unterschreibe auch!“
Dienstag setzte seinen Namen unter die Quittung. Und Emil hielt dem Mann den Zettel hin. Doch Mister Anders tat nichts dergleichen.
Der Dampfer näherte sich der Anlegestelle.
„Wie Sie wollen“, sagte Emil ernst.
Der Dampfer hielt und wurde vertäut.
Emil sagte: „Gut, mein Herr. Jetzt hole ich den Kapitän.“ Er ging auf die Kommandobrücke zu und wollte gerade die Treppe emporklettern.
„Hier!“ rief Mister Byron. Er zerrte die Brieftasche wütend aus dem Jackett und hielt Emil einen Geldschein hin.
Emil nahm den Schein. Es waren fünfzig Mark. Er sagte:
„Bitte schön, hier ist die Quittung.“
Der Mann nahm die Koffer auf. „Behaltet euren Wisch! Und schert euch zum Teufel!“ Dann ging er an Land. Mackie folgte ihm. Er drehte sich noch einmal um. „Schönen Gruß an Jackie!“ Er tippelte hinter dem Riesen her, der Anders hieß, und verschwand. Emil steckte die Quittung in die Hosentasche.
Kurz darauf standen er und Dienstag im Bahnhofsgebäude.
Sie studierten den Fahrplan. Emil zuckte die Achseln. „Es geht kein Zug mehr, Kleiner. Und es geht auch kein Dampfer mehr.
Wir müssen trotzdem sofort nach Korlsbüttel zurück. Wir müssen endlich wissen, was aus den anderen geworden ist. Hoffentlich sind sie inzwischen eingetroffen.“ Der kleine Dienstag sagte: „Wir wollen also zu Fuß hinüber?“ Emil nickte. „Ich denke, in drei Stunden schaffen wir’s.“
„Dann also hoppla!“ meinte Dienstag müde. „Der Marsch durch die nächtliche Wüste kann beginnen. Ich komme mir schon wie ‘n Fremdenlegionär vor.“
„Ich komme mir überhaupt nicht mehr vor“, erklärte Emil.
Während Gustav, der Professor und ein Pikkolo in einem gestrandeten Segelboot schliefen, während sich Kapitän Schmauch in der Kajüte seines Handelsschiffes, das auf der Ostsee schwamm, einen Glühwein genehmigte, und während Emil und Dienstag auf der finsteren Chaussee nach Markgrafenheide pilgerten, saßen unsre Dänemark-Touristen in ihrem Kopenhagener Hotel, gegenüber der Oper, und aßen vergnügt zu Abend. Die Autobusfahrt durch Seeland, die Besichtigung von Hamlets Grab und von der Festung Helsingör hatte sie hungrig gemacht. Sie aßen, unterhielten sich und lachten.
Nur Frau Haberland, die Mutter des Professors, war noch stiller als gewöhnlich. Sie lächelte auch nicht, wie sie’s sonst tat.
„Was hast du denn?“ fragte der Justizrat. „Kopfschmerzen?“
„Ich weiß nicht, was es ist. Aber ich habe Angst. Ich habe das Gefühl, als ob in Korlsbüttel nicht alles so wäre, wie es sein sollte.“
Der Justizrat legte den Arm um ihre Schultern. „Aber, aber!
Du hast fixe Ideen, meine Liebe. Immer, wenn wir unterwegs sind, glaubst du, dem Jungen fällt in jedem Moment ein Ziegelstein auf den Kopf.“ Er lachte. „Die Jungens schwärmen für selbständige Entwicklung. Da darf man sie nicht stören. Sonst werden sie bockig. Na, Muttchen, nun sei mal wieder fröhlich!“ Sie lächelte. Aber nur, um ihm einen Gefallen zu tun.
Es war eine Stunde später. Auf der dunklen Chaussee nach Heidekrug überholte ein Molkerei-Fuhrwerk zwei langsam dahinwandernde Knaben.
Der Kutscher bremste. „Wo wollt ihr denn noch hin?“
„Nach Korlsbüttel“, rief der größere von beiden. „Könnten Sie uns ein Stück mitnehmen?“
„Setzt euch hinten drauf!“ sagte der Kutscher barsch. „Aber schlaft nicht ein! Sonst fallt ihr vom Wagen.“ Emil half Dienstag hoch und kletterte neben ihn. Das Fuhrwerk fuhr weiter. Eine Minute später schlief der kleine Dienstag. Emil hielt den Freund fest und blickte, während der andere schlief, in den dunklen Wald hinüber und zu dem Sternenhimmel empor. Er überdachte den Tag. Habe ich etwas falsch gemacht?
Was soll jetzt aus Jackie werden? Und wo mögen Gustav und der Professor sein ?
Dienstag schlang im Schlaf beide Hände, samt dem Stullenpaket, um Emils Hals. Eine Eule flog lautlos über die Wipfel.
Das Pferd scheute. Der Kutscher beruhigte es brummend. Dann drehte er sich um und wollte die Jungen etwas fragen. Als er aber Dienstag in Emils Armen fest schlafen sah, schwieg er und wandte sich wie der seinem Gaul
Weitere Kostenlose Bücher