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Emil und die drei Zwillinge

Emil und die drei Zwillinge

Titel: Emil und die drei Zwillinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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übernehme die Verteilung.“
    Gustav hielt sich die Ohren zu. „Bitte, redet nicht immer vom Essen“, bat er. „Sonst kriege ich sofort Hunger.“ 

    Woher sollte Emil wissen, daß sie auf dieser Insel saßen ?

    Der Professor trat ans Ufer und blickte übers Meer.
    Gustav stieß den Pikkolo in die Rippen und fragte leise:
    „Weißt du, wie er dasteht?“
    „Nein.“
    „Wie Napoleon auf Sankt Helena“, flüsterte Gustav und kicherte.
    Als der Dampfer in Korlsbüttel anlegte, blickten Emil und Dienstag angespannt durch das Kajütenfenster. Dienstag preßte die Nase gegen die Scheibe. „Und wenn der Byron nun nicht einsteigt ?“
    „Dann sausen wir, bevor sie die Seile loswinden, hinauf und springen an Land“, erklärte Emil. „Aber dort kommt er schon!“ Mister Byron und Mackie, der kleinere Zwilling, betraten das Schiff. Sie hatten mehrere große Koffer bei sich. Endlich war alles verstaut. Der Mann trat an die Reling. Mackie setzte sich auf eine Bank. Der Brückenwärter schlang die Seile los und warf sie einem der Matrosen zu. Der Motor stampfte. Das Schiff setzte sich wieder in Bewegung.
    Die beiden Jungen blickten nach dem Strand hinüber. Die erleuchteten Fenster der Korlsbüttler Häuser wurden kleiner und kleiner. Das Wasser klatschte an die Bullaugen.
    „Es riecht so nach Öl“, flüsterte Dienstag. „Mir wird mulmig.“ Emil öffnete das Fenster. Kalte Nachtluft strömte herein.
    Salzwasser spritzte ihnen ins Gesicht. Dienstag steckte den Kopf aus dem Fenster und holte tief Atem. Dann setzte er sich auf die Bank, lächelte Emil zu und sagte: „Wenn das meine Eltern wüßten!“
    Emil dachte einen Augenblick lang an seine Mutter in Neustadt und an seine Großmutter in Kopenhagen. Dann nahm er sich zusammen. Er klopfte Dienstag aufs Knie. „Es wird schon alles gut gehen. Paß auf, Kleiner, in Heidekrug kommt der Pikkolo an Bord. Dann wissen wir, daß auch die andern auf dem Posten sind. Und alles übrige ist eine Kleinigkeit.“ Emil hatte sich geirrt. Hans Schmauch kam in Heidekrug nicht an Bord!
    Darüber wunderten sich nicht nur Emil und Dienstag. Noch mehr wunderte sich Mister Byron. Er setzte sich neben Mackie, den einen Zwilling, und kratzte sich am Kopf. Drüben am Ufer glitt die dunkle Rostocker Heide vorüber.
    Emil stand auf. Dienstag rutschte erschrocken von der Bank.
    „Was ist das ?“ flüsterte er.
    „Es ist soweit“, sagte Emil. „Die andern sind nicht gekommen. Wir müssen die Angelegenheit allein regeln. Komm!“ Sie kletterten die Treppe hinauf und wanderten suchend über Deck.
    Hinter dem qualmenden Schornstein saßen, von Koffern umgeben, ein Mann und ein Junge.
    Emil trat hinzu. Dienstag hielt sich dicht hinter ihm. Er schleppte noch immer das Stullenpaket, das sie den Freunden hatten mitbringen wollen.
    Emil sagte: „Mister Byron, ich muß Sie sprechen!“ Der Mann blickte erstaunt auf: „Was gibt’s?“
    „Ich komme im Auftrag meiner Freunde“, sagte Emil. „Wir wissen, daß Sie den Pikkolo Hans Schmauch in Heidekrug erwartet haben und mit ihm fliehen wollten.“ Mister Byron bekam böse Augen. „Deswegen ist der Kerl nicht gekommen? Ihr Lausejungen habt es ihm ausgeredet?“
    „Mäßigen Sie Ihre Ausdrücke. Ich nenne Sie ja auch nicht, wie ich gern möchte.“
    „Tu’s doch“, bat Dienstag.
    „Da ist ja noch einer“, meinte Byron.
    „Guten Abend, Herr Pachulke“, sagte der kleine Dienstag.
    Der Mann lachte ärgerlich.

    Emil erklärte: „Wir kommen vor allem Jackies wegen. Schä- men Sie sich denn nicht, den armen Jungen bei Nacht und Nebel zu verlassen ?“
    „Ich kann ihn nicht mehr brauchen!“
    Dienstag trat energisch vor. „Und warum? Weil er Ihnen zu schwer ist. Wir wissen alles, mein Herr. Aber ist das ein Grund?“
    „Natürlich ist das ein Grund“, behauptete der Mann. „Ich konnte mit ihm nicht länger arbeiten. Mein Repertoire hat darunter gelitten. Ich bin ein Künstler. Versteht ihr das ? Ich könnte im ,Colosseum‘ in London auftreten! Wenn ich doch bloß schon vor zwei Jahren geahnt hätte, daß der Bengel so schnell wachsen würde! Ich könnte mich backpfeifen!“
    Emil geriet in Wut. „Tun Sie das nur! Wir werden Sie nicht daran hindern. Ich kann es nicht fassen, daß ein Mensch so roh sein kann. Was soll denn aus Jackie werden, wie ?“
    „Soll er vielleicht betteln gehen?“ erkundigte sich Dienstag.
    „Oder soll er in die Ostsee springen? Oder Fürsorgezögling werden? Wir erlauben es nicht!“
    „Meine Freunde und

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