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Emil

Emil

Titel: Emil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dror Burstein
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Joel blickte auf seine Schuhe, hörte aber aufmerksam zu. In zwanzig Minuten würde er dort sein, aus dem Taxi steigen, zu ihrer Wohnung hinaufsteigen und Emils Eltern gegenübertreten. Und wusste bereits, dass er nur dastehen und kein Wort herausbekommen würde. Besser gesagt, gar nicht erst hinaufgehen, es mit der Angst zu tun kriegen würde, wie schon gestern und vorgestern. Du wirst es wieder mit der Angst zu tun kriegen, Sissu. Angsthase. Er fuhr sich mit der Zunge über die Vorderzähne. Ich stand immer hinter ihm, jeden Tag kehrte ich mit ihm im Bus Nummer 5 von der Schule heim, damals gab es noch keine Linientaxis, und auch wenn es welche gegeben hätte, wäre ich nicht eingestiegen, denn ich hatte ja eine Gratiskarte als Mitglied der Dan-Familie – da unterbrach sie die Freundin: Komisch, dein Familienname ist doch wirklich Dan – und die andere fuhrt fort: Schosch, ich bitte dich, streu mir kein Salz in die Wunden, er hat doch unseren Namen geändert, um seine Firmentreue unter Beweis zu stellen, damals machten das viele Fahrer, heute würde das keiner tun, aber damals? Den Familiennamen änderten sie und manchmal auch den Vornamen zu Dan, und die, die hoch aufstiegen, wurden auch zu Daniel Dan oder Dan Daniel. Der Generaldirektor von Dan war Dan Daniel und der Leiter der Schaffnerabteilung Dani Ben-Daniel, rief der Fahrer aus, seine Hand auf dem Walkie-Talkie. Und mein Vater, fuhr die Passagierin fort, der nur ein einfacher Fahrer auf der Buslinie Nummer 5 war, wurde Yaakov Dan, das heißt alle riefen ihn Kuba Dan, die meisten aber einfach Dan. Und anfangs war er stolz darauf, dass er die seelische Kraft zum Namenswechsel aufgebracht hatte, und ich stand immer hinter ihm, ich erinnere mich, wie ich meine ganze Kindheit lang hinter der Kunststoffscheibe im Bus stand und ihm leise zuflüsterte: Papa … Papa … aber er hörte nicht oder antwortete nicht, weil es verboten war, mit dem Fahrer zu sprechen. Er hatte Angst, dass vielleicht ein Inspektor in Zivil als alte Frau verkleidet auf dem Behindertenplatz sitzen könnte, und dass die Alte, kaum dass er ein Wort sagte, aufspringen und ihm ein Bußgeld aufbrummen würde. Aber er zwinkerte mir immer im zerkratzten Spiegel zu.
    Im Taxi, das über den Rothschild-Boulevard segelte, herrschte nun Schweigen, beim Dizengoff-Center stieg ein Soldat aus, und der Fahrer klapperte mit den Fünf-Schekel-Münzen. Was für ein Leben ist das, sagte er und verstummte, während ihm die einäugige Katze in den Sinn kam, die mit verklebtem Auge die Straße überquert hatte. Daraufhin fiel ihm Mosche Dayan ein, den er als junger Soldat einmal gesehen hatte und dem er am liebsten zugerufen hätte: Dayan, Dayan, was habt ihr angerichtet. Hielt an, die Bauruine des Habima-Theaters im Rücken. Und zum Schluss zog ich immer an der Schnur, das Stopp-Schild leuchtete auf, und ich stieg zu Hause aus. Er sagte mir nicht einmal Schalom zum Abschied. Angst hatte er vor den Inspektoren, die als Blinde verkleidet einstiegen, um den Fahrer bei einem Disziplinarvergehen zu ertappen, und nur darauf warteten, dass er einen kleinen Fehler machte, um ihn dann sofort aus dem Bus zu weisen oder einen Vermerk in seine Personalakte einzutragen. Und einmal hat er aus dem Fahrerfenster hinausgespuckt, einen Prozess wie Dreyfus hat man ihm gemacht, was für eine Schande … Und was jetzt?, unterbrach sie die Freundin, die Schosch hieß, und die Tochter des Dan-Fahrers sagte: Jetzt? Jetzt ist er tot.
    Als das Linientaxi an der Ecke Balfour-Straße angelangt war, verabschiedete sich Schosch und stieg aus, unter dem Arm einen großen Umschlag mit einer Röntgenaufnahme, und die Freundin sagte, zu Joel gewandt, der sie nicht ansah: Sehr krank, die da. Noch nicht einmal vierzig, und verstummte. Joel wollte sie fragen, ob die Geschichte ihres Vaters ein Ende habe oder eine Fortsetzung, doch sie wandte ihren Blick zum Fenster. Joel sah zur Schwangeren hinüber, die hinter dem Fahrer saß und die ganze Zeit mit ihm weitergestritten hatte, ob es nun erlaubt oder verboten sei, während der Fahrt mit dem Fahrer zu sprechen. Weder er noch sie wurden dieses Gesprächs müde, man hätte meinen können, es habe irgendwann in dunkler Vorzeit begonnen und würde bis in alle Ewigkeit währen. Er heftete seinen Blick auf den vollen Leib der Frau. Das Taxi war in einem Stau an der Ecke Schenkin-Straße steckengeblieben. Als das Handy des Beamten läutete, entschuldigte er sich wegen der Störung und stieg zum Sprechen

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