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Emma will’s wissen

Emma will’s wissen

Titel: Emma will’s wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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gesunde Sachen. Manchmal finde ich das ziemlich nervig – vor allem weil es kaum noch Süßigkeiten gibt. Aber zum Glück hab ich ja noch mein Taschengeld. Wenn ich Lust auf was Süßes habe, gehe ich zum Kiosk neben der Schule und kaufe mir Lakritzschlangen oder Schokolade. Meine Lieblingssorte ist Schoko und Keks mit Erdbeerstückchen. Ich sag’s euch, die ist einsame Spitzenklasse! Und dann gibt es ja auch noch das
Venezia
– die beste (und einzige) Eisdiele in Dederstadt. Da bin ich Stammgast. Im Sommer gehe ich fast jeden Tag dort vorbei und hole mir ein Eis.
    Manchmal schmecken die Biosachen aber auch ganz gut, das muss ich zugeben. Das Essen bei Omas Verlobung zum Beispiel war super. Ich hatte schon alle Salate durchprobiert und futterte gerade das fünfte Fleischbällchen, als Pfarrer Pauli aufstand und mit einer Gabel gegen sein Sektglas schlug.
    »Ihr Lieben!«, sagte er und sah feierlich in die Runde. Alle hörten auf zu essen, bis auf Klaus, der ungerührt weiter Schweinebraten und Kartoffelsalat in sich hineinstopfte. Klaus ist wahnsinnig verfressen und Fleisch mag er besonders gern. »Schön, dass ihr alle gekommen seid!«, fuhr Pfarrer Pauli fort. »Gertrud und ich wollen heute einen ganz besonderen und sehr schönen Anlass mit euch feiern: unsere Verlobung.« Oma saß neben ihm. Er zog sie von ihrem Stuhl hoch und sah sie verliebt an. »Ich bin überglücklich, dieser tollen Frau begegnet zu sein, und ich kann es kaum erwarten, unsere gemeinsame Zukunft zu beginnen.« Oma wurde rot. Sie strahlte über das ganze Gesicht. Jeder konnte sehen, dass sie auch überglücklich war. »Und jetzt möchte ich mit euch anstoßen.« Der Pfarrer hob sein Sektglas. Alle anderen auch. Mona hatte Tränen in den Augen und schniefte ein bisschen. Sie ist ziemlich schnell gerührt. Wahrscheinlich kommt das von den kitschigen Liebesromanen, die sie ständig liest. »Auf diese wunderbare Frau, auf Gertrud, meine Verlobte!«, sagte Pfarrer Pauli.
    »Auf euch!«, rief Gesa. Dann tranken alle einen Schluck Sekt.
    »Wann soll denn die Hochzeit stattfinden?«, fragte Papa.
    »Irgendwann im Frühjahr.« Oma stellte ihr Glas ab und setzte sich wieder hin. »Vielleicht im April oder Mai. Den genauen Termin müssen wir noch festlegen.«
    Pfarrer Pauli ging mit einer Sektflasche herum und schenkte nach. »Für dich noch etwas Orangensaft?«, fragte er meine Mutter.
    »Gerne. Obwohl ich auch lieber Sekt trinken würde. Aber daraus wird wohl erst mal nichts.« Mama strich mit der Hand über ihren Bauch, der sich unter ihrem Pullover wölbte. Inzwischen war er nicht mehr zu übersehen. Hab ich schon erwähnt, dass Mama schwanger ist? Sie wird jeden Tag dicker. Vor ein paar Wochen hätte man noch denken können, dass sie einfach ein bisschen zu viel gegessen hat. Aber nun sah es eher so aus, als hätte sie zwei dicke Kissen unter dem Pullover. Vielleicht sogar drei. Echt peinlich!
    Mama hielt sich auch nicht an Omas Spruch. Es war nämlich eindeutig die falsche Zeit für ein Baby. Damals, vor fast zwölf Jahren, als sie Tim und mich bekommen hat, das war die richtige Zeit. Aber jetzt doch nicht mehr! Immerhin wird Mama nächstes Jahr achtunddreißig.
    Das einzig Gute an der Sache war, dass Papa jetzt wieder öfter zu Besuch kam. Er war völlig begeistert von dem neuen Baby in Mamas Bauch und brachte ihr ständig gesunde Sachen vom Wochenmarkt in der Stadt mit. Ich glaube, Mama war deswegen manchmal ein bisschen genervt. Letzte Woche hatte sie die frischen Möhren von Papa in den Kühlschrank gefeuert und irgendwas von Hasenfutter gemurmelt.
    »Hier, nimm noch etwas Nudelsalat.« Papa hielt ihr die Schüssel hin. »Radieschen sind gesund und Nudeln enthalten jede Menge Ballaststoffe. Das kurbelt die Verdauung an.«
    Mama zog eine Augenbraue hoch. »Mach dir um meine Verdauung mal keine Sorgen.«
    »Wisst ihr denn schon, was es wird?«, fragte Pfarrer Pauli.
    »Ein Mädchen.« Mama zog ein zerknittertes Foto aus ihrer Hosentasche. »Willst du mal sehen? Das ist das neueste Ultraschallbild.«
    »Gerne.« Pfarrer Pauli beugte sich über das Foto. Er kratzte sich verwirrt am Kopf. »Was ist denn was?«
    »Das ist der Kopf, das die Nase, da sind die Beine und das ist ein Fuß«, erklärte Mama.
    Papa lächelte selig. »Ist sie nicht süß? Diese kleine Stupsnase und die winzigen Füßchen!« Er legte den Arm um Mama. »Unsere Tochter wird bestimmt eine richtige Schönheit.«
    »Wie sah ich denn aus, bevor ich geboren wurde?«, fragte ich.

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