Emmas Story
vorstellt.
»Ich habe drei Hunde«, flötet sie und strahlt dann. »Ja, sicher. Sicher kann ich die mitbringen, wenn sie sie gern kennen lernen möchten. Die sind ganz brav, nur leider den meisten Vermietern zu viele. Ja? Wie Sie wollen. Ich habe heute frei.« Sie sieht auf die Uhr. »Das wäre toll. Ich mag spontane Menschen. Sie auch?«
Sie leuchtet immer noch, als sie bereits das Gespräch beendet hat und vom Sofa aufspringt.
»In einer Stunde!«, ruft sie und rennt aus dem Raum ins Schlafzimmer.
Dort höre ich sie am Kleiderschrank herumfuhrwerken.
Sie ist in Blitzgeschwindigkeit wieder da, trägt immer noch ihre lässige Jeans von gerade, aber dazu eine blau karierte Bluse. Ein mexikanisches Cowgirl.
»Wir nehmen am besten meinen Wagen, wegen der Hunde«, sagt sie und bezieht mich somit wie selbstverständlich in den Aufbruch zur Besichtigung mit ein.
»Lu, ich weiß nicht. Ich war doch schon mal da. Wie wirkt das denn, wenn ich jetzt wieder dort auflaufe. Sie wollte mir die Wohnung geben, und ich habe sie nicht zurückgerufen. Ich glaube …«
»Ist doch wunderbar!«, ruft Lu entzückt. »Dann fahren wir jetzt hin. Du sagst, du nimmst die Wohnung jetzt, wir unterschreiben den Vertrag, und alles ist in Butter. Und Hunde bekommt die nette Frau auch, darauf kann sie sich verlassen.«
›Moment mal!‹, denke ich. › Ich nehme die Wohnung? Wir unterschreiben den Vertrag? Das geht natürlich nicht! Das kommt natürlich überhaupt gar nicht infrage!‹
Ich sollte ihr widersprechen!
Ich sollte sofort vehement widersprechen und ihr diesen Zahn direkt ziehen. Denn selbstverständlich kommt so was überhaupt gar nicht infrage.
Nach den richtigen, fest klingenden Worten suchend, sehe ich Lu an.
›Ich möchte sie küssen‹, denke ich.
Vollkommen überrascht erstarre ich.
»Was denn?«, fragt Lu und sieht mich verwundert an.
»Nichts!«, sage ich und will mich schon abwenden, doch da streckt sie den Arm aus und hält meine Schulter fest.
»Komm her«, sagt sie. »Komm zu mich!«
Ich öffne den Mund, aber sie zieht mich bereits lachend in ihre Arme. »Mir, mir, mir!«, ruft sie und dann ganz leise: »Komm zu mir! Und küss mich !«
Was soll ich sagen?
Wenn eine endlich gelernt hat, mir und mich zu unterscheiden, dann muss das doch belohnt werden.
Manchmal müssen wir Dinge einfach tun.
Wir müssen aufbrechen, neuen Zielen entgegenrennen, mal allein, mal Hand in Hand.
Wir müssen uns nur beizeiten ein Zuhause suchen. In das wir zurückkehren können. Jederzeit. Immer.
Über die Autorin
Mirjam Müntefering, geboren 1969 im Sauerland, studierte Theater- und Filmwissenschaften sowie Germanistik und arbeitete als Fernsehredakteurin. Seit dem Jahr 2000 schreibt sie Jugendbücher und Romane für Erwachsene. Nachdem sie mehrere Jahre lang eine eigene Hundeschule betrieb, konzentriert sie sich inzwischen ganz aufs Schreiben. Sie lebt mit ihrer Partnerin und ihren zwei Hunden Maggie und Holly im Ruhrgebiet.
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