Enders Spiel
hindern. Ebenso wenig kann er dich daran hindern, dein Pult zu benutzen.«
»Ich dachte, Kommandanten könnten alles befehlen.«
»Sie können auch dem Mond befehlen, sich blau zu färben, aber es geschieht trotzdem nicht. Hör zu, Ender, Kommandanten haben gerade so viel Autorität, wie du sie haben lässt. Je mehr du ihnen gehorchst, desto mehr Macht haben sie über dich.«
»Was sollte sie daran hindern, mir wehzutun?«
»Ich dachte, deswegen nähmst du Unterricht im Nahkampf.«
»Du hast mich richtig beobachtet, nicht wahr?«
Dink antwortete nicht.
»Ich will nicht, dass Rose wütend auf mich wird. Ich will jetzt an den Kämpfen teilnehmen â ich habe es satt, bis zum Schluss zu warten.«
»Deine Position in der Rangliste wird sich verschlechtern.«
Diesmal antwortete Ender nicht.
»Hör zu, Ender, solange du Teil meines Zuges bist, nimmst du auch am Kampf teil.«
Ender erfuhr bald, warum. Dink trainierte seinen Zug unabhängig vom Rest der Ratten, mit Disziplin und Energie; er besprach sich nie mit Rose, und nur selten veranstaltete der gesamte Trupp gemeinsame Manöverübungen.
Es war, als kommandiere Rose einen Trupp und Dink einen viel kleineren, der nur zufällig zur gleichen Zeit im Kampfraum übte.
Dink begann das erste Training damit, dass er Ender bat, seine FüÃe-voran-Angriffshaltung zu demonstrieren. Den anderen Jungen gefiel sie nicht. »Wie können wir angreifen, wenn wir auf dem Rücken liegen?«, fragten sie.
Zu Enders Ãberraschung korrigierte Dink sie nicht, sagte nicht: »Ihr greift nicht auf dem Rücken an, ihr fallt abwärts auf sie zu.« Er hatte gesehen, was Ender machte, aber er hatte die Orientierung nicht begriffen, die damit verbunden war. Dink war sehr, sehr gut, aber sein Beharren darauf, sich an der Korridorschwerkraft zu orientieren, statt vom feindlichen Tor als unten zu denken, beschränkte sein Denken.
Sie übten, einen vom Feind gehaltenen Stern anzugreifen. Bevor sie Enders FüÃe-voran-Methode ausprobierten, waren sie immer aufrecht stehend vorgerückt, hatten so den ganzen Körper als Ziel präsentiert. Doch selbst jetzt griffen sie den Feind aus nur einer Richtung an. »Obendrüber weg«, rief Dink, und hinüber waren sie. Zur Ehre gereichte ihm, dass er dann die Ãbung wiederholte, indem er rief: »Noch mal, kopfunter!« Aber weil sie auf einer Schwerkraft beharrten, die es nicht gab, wurden die Jungen unbeholfen, wenn das Manöver unten herum ging, als ob Schwindel sie erfasste.
Sie hassten den FüÃe-voran-Angriff. Dink bestand darauf, dass sie ihn übten. Als Resultat davon hassten sie Ender. »Müssen wir von einem Starti lernen, wie wir zu kämpfen haben?«, murrte einer von ihnen, aber so, dass Ender ihn auch hörte. »Ja«, antwortete Dink. Sie arbeiteten weiter daran.
Und sie lernten es. Bei Ãbungsgeplänkeln begannen sie zu begreifen, wie viel schwieriger es war, einen Feind zu treffen, der mit den FüÃen voran angriff. Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, praktizierten sie das Manöver bereitwilliger.
An diesem Abend kam Ender nach einem Ãbungsnachmittag zum ersten Mal zu seinem privaten Training. Er war müde.
»Jetzt bist du in einer richtigen Truppe«, sagte Alai. »Du musst nicht mehr mit uns üben.«
»Von euch kann ich Sachen lernen, die niemand kennt«, sagte Ender.
»Dink Meeker ist der Beste. Ich höre, er ist dein Zugführer.«
»Dann lasst uns anfangen. Ich werde euch beibringen, was ich heute von ihm gelernt habe.«
Er lieà Alai und zwei Dutzend andere die gleichen Ãbungen absolvieren, die ihn den ganzen Nachmittag über ermüdet hatten. Aber er fügte den Formationen neue Akzente hinzu, lieà die Jungen die Manöver mit einem eingefrorenen Bein versuchen, mit zwei eingefrorenen Beinen, oder benutzte eingefrorene Jungen zwecks Hebelwirkung, um die Richtung zu ändern.
Nach der Hälfte des Trainings bemerkte Ender Petra und Dink, die zusammen in der Tür standen und zusahen. Später, als er wieder hinschaute, waren sie verschwunden.
Also beobachten sie mich, und was wir machen, ist bekannt. Er wusste nicht, ob Dink sein Freund war; er glaubte, dass Petra es war, aber er konnte nicht sicher sein. Vielleicht waren sie wütend, weil er tat, was eigentlich nur Kommandanten und Zugführer tun sollten â
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