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Enders

Enders

Titel: Enders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lissa Price
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gewesen sei.
    »Ich habe eine Idee, wie man ihn aufspüren könnte«, fügte ich hinzu.
    Dem Senator gefiel meine Idee, und er versprach, eine besondere Durchsuchungsgenehmigung zu erwirken. Der Weg durch die Instanzen würde einige Stunden in Anspruch nehmen.
    Ich wusste, wie ich diese Wartezeit nutzen musste, auch wenn ich mich innerlich dagegen sträubte. Mir blieb nämlich keine andere Wahl, als ein Versprechen zu brechen.
    Michael und Tyler warteten am Rand des Einkaufszentrums auf mich. Jenseits der Glastüren waren Marshals postiert, die Neuankömmlinge am Betreten der Mall hinderten. Wir blieben in der Nähe des Ausgangs stehen. Jetzt erst fiel mir auf, wie ramponiert wir alle aussahen.
    »Wie lief’s bei euch?«, fragte ich.
    Michael zuckte mit den Schultern. »Viel konnten wir ihnen nicht erzählen.«
    »Das war eine Riesenexplosion!« Tyler hob die Arme und breitete sie weit aus, um die Größe des Feuerballs anzudeuten.
    Ich konnte nicht anders, als ihn fest an mich zu drücken. »He, du brichst mir die Nase!«, beschwerte er sich mit halb erstickter Stimme.
    Er kam mit der Geschichte besser zurecht, als ich erwartet hatte. Vielleicht hatte ihn das Leben auf der Straße tatsächlich abgehärtet. Ich ließ ihn los und wandte mich Michael zu.
    »Könntest du Tyler heimbringen und ihm beim Waschen und Umziehen helfen?«
    Michael hielt den Kopf schräg. »Und wohin gehst du?«
    Ich ließ meine Blicke umherschweifen und entdeckte die Toiletten. »Ich will mich dort drinnen ein wenig frisch machen. Danach habe ich noch etwas zu erledigen.«
    Michael warf mir einen besorgten Blick zu. Schließlich erwiderte er: »Komm, Tyler, gehen wir! Sie wird in ein paar Stunden nachkommen.«
    Ich trat einen Schritt vor und schloss beide in meine Arme. »Ich weiß nicht, was ich ohne meine Jungs täte!«
    Michael musterte mich. »Schon klar.«
    Ich drückte Tyler einen Kuss auf die Wange, löste mich von ihm und nickte Michael zum Abschied zu. Ich war ihm so dankbar, dass er auf meinen Bruder aufpasste.
    Als sie gegangen waren, holte ich mit einem Seufzer mein Handy aus der Tasche und starrte die Liste von Zings an, die mir Blake geschickt hatte.
    Auf der Fahrt zu Blake verschwamm mir ohne Vorwarnung alles vor den Augen. Es geschah nicht das erste Mal, dass mich dieses merkwürdige Gefühl überfiel, und ich steuerte zum Straßenrand, weil ich wusste, was nun kam.
    Ich durchlebte, wohl als Nachwirkung des Körpertausches, eine Erinnerung von Helena, als sei es meine eigene.
    Sie spielte sich in meinen Gedanken genauso ab, wie es eine eigene Erinnerung getan hätte. Ich konnte sehen, was geschah, und fühlen, was Helena fühlte:
    Ich betrete die Räumlichkeiten von Prime zum ersten Mal. Alle empfangen mich mit einem Lächeln, die Dame am Empfang, Mister Tinnenbaum und dann der Old Man. Helenas Gedanken verschmelzen mit meinen, aber es ist nicht so, als hörte ich ihre Stimme, nein, ich empfinde tatsächlich, was sie empfindet. Die Empörung, dass mir diese Leute Emma weggenommen, sie mir gestohlen und mit Laser und Skalpell verändert haben. Sie tragen die Schuld daran, dass Emma nun fort ist. Vermisst. Spurlos verschwunden. Sehr wahrscheinlich tot.
    Wie die meisten Erinnerungen flackerte auch diese hier nur kurz auf und war dann vorbei. Aber sie durchlief mich wie eine Woge starker Emotionen, und die Trauer ließ mich fast während der gesamten Fahrt nicht mehr los. Warum geschah das? Und war ich die einzige Spenderin, die unter diesen seltsamen Nachwehen unseres Geist-Körper-Tausches litt?
    Ich wählte einen Park in der Nähe des Treffpunkts, an dem ich später den Stabschef des Senators treffen würde, sobald er die Durchsuchungsgenehmigung hatte. Blake saß wartend auf einem der Picknicktische. Unvermittelt blieb ich stehen.
    Der Anblick erinnerte mich an unsere Begegnung in einem anderen Park. Nur steckte damals in Wahrheit der Old Man in Blakes Körper. Warum hatte ich diesen Ort ausgewählt? Nun, dafür sprachen gleich mehrere Dinge: Er befand sich in der Nähe, und nach der Bombenexplosion im Einkaufszentrum kam mir ein Treffen im Freien sicherer vor. Außerdem gab es hier zum Schutz der Besucher einen privaten Wachdienst. Das klang alles sehr logisch und vernünftig, oder? Dennoch fragte ich mich, ob es noch andere Gründe gab, weshalb ich wieder einen Park gewählt hatte.
    Ich ging weiter, ohne Blake aus den Augen zu lassen. Er stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und hielt die Hände verschränkt, genau wie

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