BAUhERrNOPFER
Prolog
Es begann vor fünfzehn Jahren mit einem Traum.
Babsi und ich träumen schon viele Jahre davon, einmal ein eigenes Haus zu besitzen. Genaugenommen, wenn mich meine Erinnerung nicht ganz im Stich lässt, müsste es so in etwa zehn Minuten nach unserem ersten gemeinsamen Sex gewesen sein, als der Wunsch nach einem gemeinsamen Haus mit Garten in mir keimte. Damals hoffte ich im Übrigen auch inständig, dass der Wunsch nach einem Eigenheim das einzige wäre, was nach der leidenschaftlichen und vor allem ungeschützten Begegnung in unserer noch sehr frischen Beziehung keimen würde. Glücklicher Weise ging damals alles Gut und wir hatten, neben unserer Arbeit, noch viel Zeit uns ausschließlich mit Träumereien, Planung und sinnlosem Zeitvertreib zu beschäftigen.
In unseren Gedanken reiften Bilder von einem Grundstück mit mindestens eintausend Quadratmetern, einem riesigen Pool und einer Terrasse, auf der all unsere Freunde uns mit einem Bier in der Hand hochleben lassen könnten.
Mit der Phantasie ist es allerdings so eine Sache, fast vergleichbar mit den Erinnerungen aus der Kindheit. Da erscheint einem im Nachhinein auch alles viel größer als es in Wirklichkeit gewesen ist. Unser Gehirn ist also scheinbar seit frühester Kindheit darauf trainiert, sich alles ein bisschen größer zu denken. Gut vielleicht trifft das ja speziell auf das männliche Gehirn zu, wogegen Frauen dann wohl eher dazu neigen, sich die Dinge größer zu wünschen als sie zuweilen zu sein pflegen. Aber ich schweife ein Wenig vom Thema ab.
Das Haus sollte zwei Geschoße mit zwei Kinderzimmern, einem Gästezimmer, einem Büro, zwei Bädern und einem weitläufigen Wohnraum mit integrierter Küche besitzen. Der Keller darunter müsste groß genug sein, um neben der Waschküche und einem Lagerraum, eine Doppelgarage, einen Hobbyraum und natürlich ein Heimkino darin unterzubringen. Vor allem das Heimkino würde ein Must-Have sein, schließlich sammelten sich in den Jahren weit über tausend DVDs in unseren Schränken an. Im Hobbyraum würde ein Billardtisch und eine kleine Bar Platz finden, damit wir nach einem langen Arbeitstag und dem abendlichen Film, im hauseigenen Heimkino, noch eine Runde Kugeln einlochen könnten. Außerdem eignet sich so ein Tisch ja auch noch für ganz andere Aktivitäten.
Wer an dieser Stelle an Sex dachte, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Mann. Wir Männer denken ja laut einer Studie angeblich mindestens dreizehn Mal täglich an Sex. Außer während wir Sex haben, denn dann muss auch schon mal die Einkaufsliste herhalten, damit der Spaß nicht vorbei ist bevor es richtig losgeht. Aber auch das gehört hier eigentlich nicht hin. Also zurück zu unseren Gedankenspielereien.
Denn besonders das Aussehen des Hauses bedürfte einer akribischen Planung. Es sollte nämlich auf jeden Fall ein Pultdach oder ein Flachdach sein, das unser Heim gegen die Gewalten der Natur beschützen würde. Vor dem Eingang würde ein kleiner Bachlauf die Besucher begrüßen, und uns Zen-mäßig beruhigen wenn wir mit der Last des Tages durch die Pforte der Erholung schritten. Die starke Ausprägung meiner Technikaffinität, damals wie heute, führte zu dem Wunsch, dass alle elektrischen Verbraucher elektronisch gesteuert werden sollten, jedes Fenster über einen Rollladen verfügte und vorzugsweise in jedem Raum ein Fernseher stünde. Ja wirklich, wir fingen zu einer Zeit mit der Planung unseres Traumhauses an, zu der die Fernseher schwere Kisten waren und noch nicht an der Wand hingen, außer wenn sie ein Bild hatten, so klein wie das heutiger Smartphones.
Was für mich die Technik, war für Babsi die Ausstattung der Bäder, die vor allem in Punkto Fliesen sicherlich sehr exklusiv ausfallen würde. Eine freistehende Badewanne mit direkten Blick durch das riesige, raumhohe Fenster in den Garten, der bestenfalls so groß wäre, dass es keine Nachbarn gäbe, die direkt in unser Bad rein sehen könnten, war ebenso im Gespräch wie eine Dusche in der Größe einer kleinen Autowaschanlage.
Dass die Küche schlussendlich vom Feinsten sein müsste versteht sich von selbst. Diese darf in einem derartigen Prunkbau, vor allem bei Leuten die gerne kochen und Gäste bewirten, nicht zu kurz kommen. Womit auch die Größe des Esstisches bereits früh auf ein Maß festgelegt wurde, das
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