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Verführ mich nur aus Liebe

Verführ mich nur aus Liebe

Titel: Verführ mich nur aus Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SARA CRAVEN
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1. KAPITEL
    April
    Es waren die schönsten Ohrringe, die sie je gesehen hatte: tropfenförmige Diamantsolitäre, in denen das Feuer nur so strahlte. Fast glaubte sie, sie würde sich die Finger verbrennen, wenn sie sie aus ihrem Bett aus schwarzem Samt nahm.
    Tatsächlich fühlten sie sich jedoch kalt an, als sie sie ansteckte. Kalt wie all der andere Schmuck, den man ihr in den vergangenen Monaten geschenkt hatte. Kalt wie das Gefühl in ihrem Bauch, wenn sie an den bevorstehenden Abend dachte. Und an das mögliche Nachspiel.
    Sie hob die Kette mit dem Diamantanhänger aus der Schatulle und reichte sie ihrer Zofe Donata, damit sie ihr den Schmuck anlegte. Dann stand sie auf, trat vor den großen Spiegel und betrachtete sich schweigend.
    Den Anweisungen für den Abend entsprechend trug sie Schwarz. Das betont schlichte lange Kleid aus fließendem Seidenjersey war langärmelig, unterhalb der Büste schmeichelnd gerafft und hatte ein tiefes Dekolleté. Der Ausschnitt ließ den Ansatz ihrer Brüste erahnen und brachte den Diamantanhänger voll zur Geltung. Weder die Farbe noch der Stil des Kleides entsprachen ihrem Geschmack. Objektiv betrachtet ließ es sie älter als dreiundzwanzig wirken und deutete außerdem eine Raffinesse an, die sie nicht besaß. Doch wie bei so vielen Dingen in ihrem Leben blieb ihr keine andere Wahl.
    Und wann hat sich eine Marionette schon jemals das eigene Kostüm ausgesucht? fragte sie sich ironisch.
    Ihr Haar war kunstvoll hochgesteckt worden, und einige lose Strähnen umschmeichelten ihr Gesicht und den Nacken. Für Donata hatte sie sich nie wirklich erwärmen können: Dazu war das Mädchen zu sehr in die hohle Täuschung verwickelt, zu der ihr ganzes Leben geworden war – und Donata bekam darüber hinaus vermutlich viel zu viel mit. Doch an den Frisierkünsten ihrer Zofe gab es nichts auszusetzen. Genauso wenig wie an ihrer Verschwiegenheit. Was immer Donata über die Ehe ihrer Arbeitgeberin denken mochte, sie schien es für sich zu behalten.
    Ebenso perfekt wie die Frisur war das Make-up: Es war dezent und betonte die ausdrucksvollen graugrünen Augen mit ihrem dichten, dunklen Wimpernkranz. Ein warmes Rosa verlieh ihren Lippen zusätzlichen Reiz. Derselbe Farbton zierte die makellos manikürten Fingernägel.
    Und an Ohren und Hals funkelten die Diamanttropfen wie Eiskristalle in der Wintersonne.
    Ein warnendes Räuspern von Donata ließ sie zur Uhr blicken. Zeit für eine weitere Vorstellung. Sie nahm ihr Abendtäschchen, verließ das Zimmer und ging über die Galerie zum obersten Treppenabsatz. In dem Moment fiel gegenüber ebenfalls eine Tür ins Schloss.
    Wie immer hielt sie inne und beobachtete, wie er auf sie zukam. Er war groß und schlank, hatte einen schwarzen Smoking angezogen und bewegte sich mit der Kraft und Eleganz eines Panthers.
    Auch er blieb stehen und musterte sie von Kopf bis Fuß. Sein kurzes Nicken verriet ihr, dass ihm zumindest ihr Aussehen zu gefallen schien. Anschließend stiegen sie gemeinsam die Treppe hinab – Seite an Seite. Und dennoch achteten sie dabei sehr sorgfältig darauf, dass nicht einmal der Ärmel seines Sakkos ihren Arm streifte. Als sie die Eingangshalle am Fuß der Treppe erreichten, wandte er sich ihr zu und sagte ruhig: „Heute Nacht.“
    Allein diese beiden Worte jagten ihr einen kalten Schauer über den Rücken.
    Juni, ein Jahr zuvor
    Er war überrumpelt worden. Das war ihm klar, sobald er den salotto betrat und feststellte, dass seine Großmutter ihn im Salon nicht allein erwartete. Neben der Contessa Manzini saß ihre Tochter. Signora Luccino hatte das rundliche Gesicht missbilligend verzogen.
    „Liebste Nonna!“ Er ging zum Sessel seiner Großmutter und küsste ihr galant die Hand. „Und Zia Dorotea. Was für eine angenehme Überraschung.“
    Zumindest ein Teil seiner Bemerkung entsprach der Wahrheit: Er hatte nicht damit gerechnet, der älteren und ungeliebten Schwester seines verstorbenen Vaters zu begegnen. Seine Tante regierte die große Familie wie eine strenge Herrscherin. Und er zweifelte sehr daran, dass er oder sie viel Vergnügen an der Begegnung haben würden.
    „Caro Angelo.“ Cosima Manzini bedeutete ihm, auf dem Sofa gegenüber Platz zu nehmen. „Du siehst sehr gut aus, mein Lieber.“
    Weiterhin lächelnd ignorierte er das abfällige Schnauben seiner Tante.
    „Danke. Es geht mir auch gut. Wobei ich vermutlich mehr Glück als Verstand habe, wie Zia Dorotea sicher gern bemerken möchte.“
    „Ich glaube nicht,

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