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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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für Diebe, Meuchler, Zuhälter, kleine Gauner und Renegaten aus aller Welt, hatte ihre eigene Art von Ordnung. Die Vielfalt war hier so alltäglich, Missetaten und Rache gehörten da zum Leben, genau wie Laster aller Art, dass eine rothaarige Kriegerin, die unter den Fackeln und Öllampen verschiedener Vergnügungsstätten vorbeikam, durchaus nicht die Aufmerksamkeit auf sich zog, wie es in anderen Städten der Fall gewesen wäre.
    Außerdem verstand Sonja sehr wohl, sich selbst zu schützen – und ihr bester Schutz, das wusste sie, war ihre Haltung, ihr Gang, sicher und voll Selbstvertrauen, und natürlich ihr Kettenhemd und das „Langschwert, das an ihrer Seite hing. In Shadizar, genau wie anderswo, lauerten die Starken den Schwachen auf, und Sonja kannte die Stadt so gut wie sich selbst. Nur die Betrunkensten, Wahnsinnigsten oder Verzweifeltsten würden es darauf ankommen lassen, getötet oder verstümmelt zu werden, nur um ein paar Münzen wegen, die ein Schwertträger möglicherweise bei sich trug.
    Der sicherste Weg zu Sonjas Herberge war um einen längeren Häuserblock herum und eine Querstraße weiter, denn in dieser Gegend waren die Straßen mit Fackeln und Öllampen beleuchtet; außerdem waren sie nie ganz menschenleer. Der schnellste Weg war jedoch durch die Gasse unmittelbar vor ihr. Auf ihr, allerdings, lud die ganze Nachbarschaft ihren Unrat ab; außerdem war sie stockdunkel und eng. Ohne Zögern, ohne Bedenken (ihre Rechte legte sich lediglich wie von selbst um den Schwertgriff), bog Sonja in diese Gasse ein.
    Sie hörte leises Tapsen und Quietschen vor sich – Ratten im Abfall. Mehrere Paare roter Augen glitten auf den Boden vor ihr und huschten davon. Eine leichte Brise spielte mit Pergamentfetzen. Fernes Licht von Öllampen spiegelte sich dann und wann auf Glasscherben.
    Etwa auf halbem Weg hörte Sonja ein anderes Geräusch. Ein Hüsteln oder Flüstern. Sie ging weder schneller noch langsamer, aber ihre Finger umklammerten den Schwertgriff fester. Ihr Blick versuchte die Dunkelheit zu durchdringen und sie hielt die Ohren nach weiteren Geräuschen offen, wenn ihre eigenen Schritte auf dem Unrat nicht zu laut waren.
    Wieder ein Geräusch – kaum vernehmbar zwar – und ein bewegter Schatten. Ja, direkt vor und hinter ihr. Sonja blähte die Nasenflügel. In angespannter Erwartung lächelte sie. Wenn sie – wer immer sie sein mochten – sie ihres Münzenbeutels wegen angreifen wollten, würde es vermutlich so enden, dass er nach der Begegnung schwerer sein würde als zuvor.
    Sie atmete tief, ging ein wenig langsamer – da erklangen die Stimmen.
    »Wir haben sie!« Das kam von vor ihr.
    »Haben sie!« Das kam von hinten.
    »Beeilt euch! Jetzt!« Das war wieder von vorn, doch eine andere Stimme.
    Und: »Auf sie, Chost!« Eine zweite Stimme von hinten.
    Sonja knurrte, als die Schatten auf sie zusprangen. Sie warf sich gegen eine Hauswand, ihr Schwert zischte wie eine vorschnellende Kobra aus der Scheide und blitzte im Widerschein einer fernen Fackel mitten in der Dunkelheit.

 
2
     
    Beim Zischen des Schwertes hielten die Schatten sich zurück. Des besseren Gleichgewichts wegen spreizte Sonja die Beine und die Stiefelsohlen fanden festen Halt. Schnell riss sie mit der Linken ihren Dolch aus der Hülle. Sich mehr auf ihre Ohren als Augen verlassend, schloss sie auf das Näher kommen und vorsichtige Abwarten zu beiden Seiten. Sie atmete so leise sie konnte, lauschte und versuchte durch die Dunkelheit zu spähen.
    Leise Schritte, keine weiteren Stimmen. Dann:
    »Sie hat ein Schwert!« flüsterte jemand.
    Die Schatten kamen nicht näher.
    Etwas gab Sonja zu denken, etwas am Klang der Stimmen, die zuvor gerufen hatten. Sie spähte nach links und rechts und versuchte so gut es ging, die genaue Stellung ihrer Angreifer auszumachen.
    Die Zeit zog sich dahin. Die Schatten hielten sich unentschlossen zurück. Vier gegen eine – und trotzdem zögerten sie. Sonja, der das Blut durch die Adern zu rasen schien, und mit allen Sinnen angespannt, wollte die Begegnung nun erzwingen. – »Kommt her, verdammt!« knurrte sie. »Wer wagt es als erster? Kommt her!«
    Wie als Antwort auf ihre Aufforderung schien eine der Gestalten zu ihrer Linken einen Schritt näher zu kommen. Sofort schwang Sonja das Schwert in weitem Bogen vor sich und rannte geduckt zur anderen Seite der Gasse, wo sie wieder Rückendeckung an einer Hauswand suchte.
    Ihre plötzliche, flinke Bewegung erschreckte ihre Möchtegernangreifer. Der

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