Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
Schmutzhäufchen oder in Abfall stieg, während sie nach der Tür mit dem Falkenzeichen suchte. Etwa in der Gangmitte, gleich nach „ einem herumstehenden Kessel mit ranzigem Öl, fand sie die Tür. Sie klopfte laut. Als sie keine Antwort bekam, pochte sie noch einmal und noch einmal. War die Alte vielleicht nicht zu Hause? Oder hörte sie schlecht?
    Endlich vernahm sie ein Krächzen, fast wie das eines Vogels. »Wer ist da?«
    »Ich möchte mit Euch sprechen, Osumu. Ich weiß, wer Ihr seid!«
    »Wer seid Ihr? Sagt es mir!«
    »Endithors Tochter. Lasst mich ein!«
    Langsam öffnete die Tür sich einen vorsichtigen Spalt; ein graues, runzliges Gesicht erschien schulterhoch vor Areel, und ein scharfes Auge, das Weiße gelblich verfärbt, musterte sie von oben bis unten.
    »Endithors Tochter?« krächzte die Stimme.
    »Areel. Hat er mich je erwähnt?«
    »Nein. Aber ich hörte, dass er eine Tochter haben könnte.«
    Areel schob ihre Rechte vor das Auge, dass es den Siegelring mit dem Wappen des Hauses Endithor sehen konnte. »Genügt das als Beweis?«
    Das Auge blinzelte ein paar Mal und betrachtete Areel erneut von oben bis unten. »Nein. Wie kann ich wissen, dass Ihr wahrhaftig Endithors Tochter seid?«
    »Alte Hexe, wer würde, nach dem, was geschehen ist, sonst noch was mit Euch zu tun haben wollen?«
    Die Tür schloss sich und ein scharrendes Geräusch war zu hören, als würde eine Kette durch eine Öffnung gezogen. Dann schwang sie auf, und die alte Frau trat zur Seite. Areel trat sich vorsichtig umschauend ein.
    »Schließt bitte die Tür, Tochter des Grafen Endithor.«
    Areel drehte sich um. Sie trug einen schweren Lederbeutel am linken Arm; jetzt hielt sie ihn mit dem Ellbogen, während sie die Tür schloss und sah“ dass es tatsächlich einen Kettenverschluss gab.
    »Was wollt Ihr hier?« fragte Osumu. Aus ihrer krächzenden Stimme sprach eine Spur Angst.
    Areel wandte sich wieder ihr zu. »Ich bin nicht gekommen, Euch etwas anzutun«, beruhigte sie die Frau. »Ich gehe einem Verdacht nach, der den Tod meines Vaters betrifft, oder vielmehr die falsche Anklage, die zu seiner Verhaftung führte. Ich vermute, Lord Nalor steckt dahinter, oder täusche ich mich?«
    Die Alte schwieg, musterte Areel jedoch weiterhin.
    »Darf ich mich setzen?«
    Osumu zuckte die Schulter, deutete zur gegenüberliegenden Seite ihrer Stube und setzte sich selbst auf eine Binsenmatte in einer Ecke hinter einem niedrigen Tisch. Areel musterte die Alte und die Stube, und ließ sich ebenfalls auf einer Matte nieder. Osumu war erschreckend dünn, braun und grau und runzlig. Ihre Kleidung bestand aus einer Mischung alter Stoffe und Tierfellen, und sie hatte sich sowohl mit wertlosem Tand als auch echten Edelsteinen und geschnitzten Knochenstücken geschmückt.
    Die Stube passte zu ihr. Sie war nicht sehr groß und stank nach altem Räucherwerk, feinen Duftstoffen und Abfällen in nasenpeinigender Mischung. Überall standen Holzkisten und Tontöpfe mit ebenfalls stark riechenden Kräutern und Gewürzen und Öl. Alte Schriftrollen lagen herum und Bücher mit geschnitzten Holzeinbänden. Außerdem sah Areel Räucherbecken aus Bronze und Eisen, Totenschädel, Steinskulpturen, gläserne Gegenstände, Läufer und Wandteppiche mit seltsamen Mustern. Es war fast genauso, wie Areel sich die Behausung einer Hexe vorgestellt hatte.
    Die junge Edelfrau, die jetzt ihrer Gastgeberin gegenüber neben dem niedrigen Tisch saß, setzte den Lederbeutel ab, den sie mitgebracht hatte.
    »Jetzt«, sagte sie und begegnete dem misstrauischen Blick Osumus mit ihrem entschlossenen, »möchte ich die Tatsachen hinter meines Vaters Tod kennen lernen. Ich weiß, dass er gewisser Dinge und bestimmten Wissens wegen, das alles mit Zauberei zu tun hatte, zu Euch kam. Hat Lord Nalor ihn zu Euch geschickt?«
    »Nein!« Die schnelle Antwort überraschte Areel.
    »Ihr belügt mich nicht?«
    »Graf Endithor kam von selbst zu mir. Er erwähnte Lord Nalor zwar, aber Nalor hat nie zu mir gesprochen. Er weiß nicht, dass es mich gibt, und wenn er es wüsste, würde es ihn nicht scheren. Aber ich glaubte, das, was in Nalors Haus lebt, war der Grund, der Euren Vater zu mir führte.«
    »Was meint Ihr damit – ›was‹ in Nalors Haus lebt?«
    »Kus.« So wie sie den Namen aussprach, klang es, als zischte eine Schlange ihn.
    »Kus?«
    »Seid Ihr nicht deshalb hier?« Osumu lächelte – wenn das Verziehen ihrer runzligen Lippen als Lächeln gewertet werden konnte.
    »Ich weiß, dass

Weitere Kostenlose Bücher