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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Schwierigkeiten für sie führen würde – welcher Art wusste sie nicht. Nalor mochte sich vielleicht tatsächlich nicht wirklich darüber erzürnt haben, aber Kus war eine andere Sache. Sie hatte das Böse in ihm gespürt, eine unerbittliche Härte, und zweifellos war er rachsüchtig. Er wollte, dass man ihn für nicht mehr als eine Art Gaukler hielt, und ihre Anschuldigung in aller Öffentlichkeit konnte er bestimmt nicht so ohne weiteres hinnehmen. Da spielte es keine Rolle, dass Sonja eine Barbarin, eine Fremde und eine Frau in Männerrüstung war, sie war zu weit gegangen, als sie behauptet hatte, Kus sei ein Hexer. Selbst wenn man sie für verrückt hielt, würde man darüber klatschen, und der Schaden war angerichtet. Kus konnte nicht zulassen, dass sie weiter herumlief und dergleichen sagte – nicht wenn er wollte, dass sein wahres Wesen geheim blieb.
    Was der Hexer tun würde, konnte Sonja nur raten. Einen Zauberer zu durchschauen war genauso schwierig, wie das Wetter in hundert Tagen einigermaßen richtig vorherzusagen. Aber wenn Kus wie andere Zauberer war, die sie bisher kennen gelernt hatte, dann würde er sich rächen – irgendwie!
    Mitra wusste, dass sie einem Kampf nicht aus dem Weg ging! Aber der Gedanke behagte ihr nicht, in Shadizar Schwierigkeiten heraufzubeschwören. Sie hatte nur vorgehabt, sich hier eine Anstellung zu suchen oder sich ein paar angenehme Tage zu machen, ehe sie ihr Pferd wieder sattelte und weiterritt, falls sie hier keine zusagende Arbeit fand. Und jetzt hatte sie sich bei einem mächtigen Politiker unbeliebt gemacht und erst recht bei dem Zauberer, den dieser sich hielt – oder war es vielleicht umgekehrt?
    Sonja schüttelte den Kopf. Sie spürte eine ungewöhnliche Verwirrung. Wie in einem vagen Traum schoben sich einige der Ereignisse der vergangenen zwei Tage vor ihr inneres Auge: Graf Endithors Hinrichtung; Sendes und Areel in der Schenke; Nalor, und jetzt Kus – ein Magier, oder schlimmer noch, ein Hexer.
    Sonja fragte sich düster und nicht zum ersten Mal, ob es zu ihrer Bestimmung gehörte, Schwierigkeiten anzuziehen. »Sonja!« flüsterte Chost angespannt.
    Sie waren inzwischen mehrere Blocks weit gekommen, und durch ihre Gedankenversunkenheit hatte Sonja ihrer Umgebung keine volle Aufmerksamkeit geschenkt, nur ihr Unterbewusstsein hatte das lichtscheue Gesindel registriert, das über die Straße gehuscht war, der sie nordwärts folgten, genau wie die Tempelgongs, die die Stunde schlugen, und das Grölen aus fernen Schenken. Doch nun, auf Chosts Flüstern hin, aus dem Schrecken geklungen hatte, schaute sie sich wachsam um und hatte die behandschuhten Finger um den Schwertknauf.
    »Dort, Sonja! Seht!«
    Sie waren nicht mehr weit von den Staatswohnungen der Edlen entfernt. Die Straßen waren in dieser Gegend gut beleuchtet, und Sonja sah im Schein von Fackeln in Wandhalterungen eine junge Frau am Ende einer Gasse von ihnen fortlaufen.
    Sonja rannte zu der Gasse, hielt sich mit einer Hand an einer Hausecke fest und beobachtete die Frau. »Chost, sie ist keine Gefahr für uns. Sie ist lediglich eine Dienerin …«
    »Jemand folgt ihr!« zischte er.
    »Gut. Bleib hinter mir und halt dich ruhig.«
    Kaum war das letzte Wort über ihre Lippen gekommen, sah sie, was Chost bemerkt hatte: Ein großer breiter Schatten hastete hinter der Frau her. Er verursachte keinen Laut, wogegen die Holzpantoffel der Frau laut auf dem Pflaster klapperten. Sonja spannte sich an, sie wollte schreien, um die Frau zu warnen …
    Ein Augenblick der Unentschlossenheit – eine Unentschlossenheit, die Sonjas Zweifel entsprang, nun, da es tatsächlich einen Verfolger gab. Weil sie ihn gesehen hatte und nicht gesehen hatte: einen huschenden Schatten, der in der Gasse von einer dunklen Stelle zur anderen sprang – und dann verschwand.
    »Er ist dort!« wisperte Chost, als spüre er Sonjas Zweifel.
    »Chost, ich …«
    Dann war er wieder zu sehen – und so schnell war der Angriff, dass es nichts mehr genutzt hätte, selbst wenn Sonja eine Warnung gebrüllt hätte.
    Die Laufende kam unter einer Fackel vorbei, da fiel der Schatten über sie her. Sie schrie – doch als der Schatten sich um sie wand, erstarb ihr Schrei, und nur noch ein gedämpftes Gurgeln war zu vernehmen. Der Schatten, der viel größer als die Frau war, schien sie wie ein lebender, schwarzer Nebel einzuhüllen. Einen flüchtigen Moment lang war etwas wie gelb glühende Brillanten zu sehen. Noch einmal gurgelte die Frau, ehe sie

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