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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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…«
    »Nein, nichts mehr über Nalor«, wiederholte sie, ihn beruhigend, und legte sanft eine Hand auf seine.
    »… muss zumindest eine Weile besonders vorsichtig sein.
    Ich habe nämlich vor kurzem einen schlimmen Fehler gemacht …«
    »Keine Angst, Sendes, ich möchte dich bloß um einen kleinen Gefallen bitten.«
    »Vor ein paar Tagen …« Ihre Hand auf dem Rücken seiner fühlte sich ungemein warm an, heiß fast. Und nun, da er in Areels Augen blickte, fiel ihm auf, wie seltsam sie plötzlich waren. Sie schienen zu pulsieren.
    »Nein, wir wollen nicht von Nalor sprechen«, sagte Areel. »Aber um einen Gefallen möchte ich dich bitten. Er hat nichts mit Nalor zu tun. Doch ich fürchte, Sendes, ich möchte, dass du …«
    Vor einigen Monaten war Sendes einem Regimentshauptmann begegnet, der einen kleinen Magnetstein besessen hatte. Mit diesem Magneten hatte der Hauptmann winzige Eisenstückchen auf einem Pergament bewegt und sie alle möglichen Muster bilden lassen. Es war eine erstaunliche Darbietung mit natürlichen Kräften gewesen. Sendes dachte jetzt daran, weil ihm schien, dass seine eigenen natürlichen Kräfte, seine Aufmerksamkeit, die Lichter in der Gaststube, seine Augen, ebenfalls alle einem bestimmten Muster folgten wie diese Eisenstückchen. Aber es fiel ihm nur als Vergleich ein, ohne Misstrauen. Er sah nun bloß noch Areels merkwürdige Augen und spürte die Wärme ihrer Hand. Ihm war, als flösse sein Blut aus ihm, doch nicht rot und auch nicht flüssig.
    »…aber ich möchte, dass du zu Lord Nalor über etwas für mich sprichst, Sendes. Tust du das für mich?«
    Ihre Stimme war weich und warm wie ihre Hand, und tief und pulsierend wie ihre Augen. Alles auf der Welt ruhte in Areels Augen. Sendes hörte ihre Stimme, aber nicht auf übliche Weise. Sie pulsierte und vibrierte und drang in sein Gehirn, bis sie ihm ein Echo seiner Gedanken zu sein schien.
    »Ich möchte, dass du mit ihm über meinen Vater sprichst, Sendes«, sagte Areel. »Wirst du das tun, Sendes? Für mich? Und ich möchte, dass du dich durchsetzt. Nalor soll dir nichts ausreden können. Ich glaube, es wäre das beste, wenn du dein Schwert zögest, nur damit er einsieht, dass du es ernst meinst und du willensstark bist. Verstehst du das, Sendes, mein Liebster?«
    Natürlich verstand er es. Nur das machte Sinn. Es gab nichts Natürlicheres, als dass er das tat. Und nicht bloß für ihn und Areel war es das Beste, sondern für ganz Shadizar. Um ihn herum verklang der laute Lärm der Schenke, ähnlich der Brandung, wenn man landeinwärts geht.
    »Verstehst du, Sendes, mein Liebster?« sagte Areel erneut.
    »Ja, natürlich verstehe ich es – Areel.«
    »Wirst du es jetzt tun?«
    »Ja, natürlich.«
    »Komm, ich nehme dich in meiner Sänfte mit, einverstanden?«
    »Ja, natürlich …« Ja, das Ganze war, völlig natürlich.
    Sie standen auf, ohne dass Areel seine Hand losließ. Das war wichtig, spürte Sendes. Er befürchtete, wenn sie ihre Hand zurücknähme, würde er ersticken oder zusammenbrechen, tot umfallen, ohne sie als Stütze.
    Sie gingen durch die Gaststube, Areel voraus und Sendes wie ein Betrunkener, der von seiner enttäuschten Schwester nach Hause gezerrt wird. Einer von Sendes Freunden rief ihm nach: »Sendes! Wo gehst du denn hin? Wir fangen ein neues Spiel an!«
    »Ah, lass ihn doch in Ruhe«, brummte ein anderer.
    »Sendes! Noch ein letztes Spiel!«
    »Ah, gib es auf, Chor. Einem hübschen Hintern kann er eben nicht widerstehen!«
    Ein dritter lachte und verbesserte ihn: »Einem reichen, hübschen Hintern, Freund. Ja, ja – einem reichen, hübschen Hintern …«
     
    Selbst die kühle Abendluft brachte Sendes nicht zu Verstand, rüttelte ihn nicht auf. Völlig von Areels Berührung abhängig, hastete er an ihrer Hand zur Sänfte.
    Er achtete überhaupt nicht auf seine Umwelt, als die Sänfte sie nordwärts die Hauptstraße entlang brachte. Er hörte nur seine eigenen Gedanken, wie sie von Areel ausgelegt wurden. Ja, ja, ich spreche mit Nalor und ziehe mein Schwert. Ich bin ein guter Fechter, ein Hieb wird genügen, und ich werde mit Nalor reden. Endithor wurde gemordet, Nalor steckt dahinter, das musst du klarmachen, die Stadt duldet es nicht, und unterhalt dich mit Nalor …
    Als die Sänfte hielt, deutete Areel durch die Vorhänge. Er folgte ihrer Hand und erkannte das Haus, in dem Nalor wohnte.
    »Ich lasse dich jetzt aussteigen, Sendes.«
    »Nein, nein, nein …«
    »Es ist alles in Ordnung. Es wird alles gut

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