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Endithors Tochter

Titel: Endithors Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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neuen Bleibe. Immer noch erboste sie. sich über die letzten Worte ihres bisherigen Hauswirts – »Hebt Euch hinweg und lasst Euch nie wieder hier blicken, Schwertschlampe!« –, doch mehr noch machte sie sich Sorgen um Sendes. Der Corinthier hatte sie eine Stunde vor Morgengrauen verlassen und ihr versprochen, sie wissen zu lassen, wo er untergekommen war. Sie hatte versucht ihn zurückzuhalten, in aller Ruhe mit ihm zu sprechen, aber Sendes wollte unbedingt fort, nachdem er seine Geschichte erzählt hatte. Und nun war Sonjas Angst um ihn groß, denn sie wusste, dass er viele Feinde hatte: Nalor, Kus, vermutlich auch Areel …
    Aber sie konnte erst später nach ihm suchen. Erst brauchte sie eine Unterkunft. So ging sie in Richtung Südrand der Stadt und fragte in jedem alten Haus nach, vor dem ein Schild Schlafkammern, anpries.
    Chost und seine Bande begleiteten sie. Sie hatte den sechs Bürschchen Frühstück gekauft – Früchte, Käse und Wein –, und nun redeten sie auf sie ein, schlugen ihr alles mögliche vor, überlegten, wo sie unterkommen könnte.
    »Ein Freund von mir hat einen Onkel, der hat ein Gasthaus …«
    »Das ist nichts für sie! Das ist kein Gasthaus, sondern ein Rattenloch. Ich wette, sie hat genug Geld, sich was Besseres zu leisten …«
    »Was ist drüben auf der anderen Seite von der Stadt?«
    So ging es die ganze Zeit, bis es Sonja zuviel wurde und sie sich entschloss, sich der Kinder zumindest für eine Weile zu entledigen. Sie kramte in ihrem Beutel und zog eine Goldmünze heraus – eine von nur noch wenigen. »Seht ihr das, Jungs?«
    Ein halbes Dutzend Augenpaare weiteten sich.
    »Wer Sendes findet und mir Bescheid gibt, bekommt dieses Goldstück. Einverstanden?«
    »Ehrlich?«
    »Natürlich, so wahr Mitra über uns wacht! So, und jetzt macht euch daran. Ich möchte ihn finden. Aber niemand sonst in der Stadt darf erfahren, wo er ist!«
    Einzeln und paarweise rannten sie davon. Chost blieb noch einen Augenblick und schaute Sonja an. Sie steckte die Goldmünze in den Beutel zurück und zog den Jungen in ihr Vertrauen. »Ich muss wissen, wo er ist, Chost! Er befindet sich in großer Gefahr!«
    »Ja…«
    »Versuch ihn zu finden.«
    »In Ordnung, Sonja …«
    Sonja blickte ihm nach, als er losrannte, dann machte sie sich weiter auf den Weg durch Shadizar.
    Gegen Mittag kam sie zu einem hässlichen alten Mietshaus nahe der Südmauer. Der allgemeine Eindruck dieses Viertels störte sie nicht. Sie war nur daran interessiert, einen Hauswirt zu finden, der bereit war, einer Söldnerin mit Schwert eine Kammer zu vermieten und zwar nicht zu einem überhöhten Preis. Ihr Geld schrumpfte zusehends. Sie bemerkte das Schild an einem Fenster der Fassade – es war in mangelhaftem Zamorianisch gekritzelt. Sie folgte dem auf getrocknetes Schaffell gemalten Pfeil eine Seitengasse entlang und klopfte an der Tür. Während sie wartete, dass ihr aufgetan würde, fiel ihr Blick auf eine alte Frau, die auf den Eingangsstufen saß.
    Die Alte hob eine Weinflasche an den Mund, nahm einen tiefen Schluck und wischte sich die Lippen mit dem Handrücken ab. Ohne Sonja anzusehen, fragte sie: »Sucht Ihr eine Bleibe?«
    »Ja …«
    »Dann passt auf, dass er Euch keine Stube im ersten Stock gibt.«
    »Oh! Und warum?«
    Jetzt hob die Frau rotgeäderte Augen zu Sonja. »Weil dort eine Hexe wohnte – eine Hexe, das schwöre ich bei Ischtars Busen!«
    »Tatsächlich?«
    »O ja, tatsächlich. Starb gestern – ich wette, sie wurde ermordet! Möglich, dass andere Euch weismachen wollen, ihre eigene Hexerei hätte sie umgebracht, aber ich glaube, dass Dämonen …«
    Plötzlich schwang die Tür auf. »Was gibt’s?«
    Der Hauswirt war fett, auf einem Auge blind, und er trug eine Schürze, die nach Wein, ranzigem Öl und Bier roch. Sonja blickte ihn fest an. »Habt Ihr eine Kammer zu vermieten?«
    »Ja«, brummte er.
    »Was verlangt Ihr dafür?«
    »Drei Kupfer für eine Nacht, fünfzehn für die ganze Woche.«
    »Findet Ihr das nicht ein wenig viel?«
    »Drei Kupfer für eine Nacht, fünfzehn für die ganze Woche. Es ist mir egal, ob Ihr sie nehmen wollt oder nicht!«
    »Darf ich sie sehen?«
    Einauge musterte sie abschätzend, dann führte er sie einen übel riechenden Gang im Erdgeschoß entlang. »Die Kammer ist nicht sehr groß. Wasser könnt Ihr Euch aus dem Brunnen im Hinterhof holen. Habt Ihr ein Pferd?«
    »Ja.«
    »Hinten hinaus ist auch ein Stall, dort könnt Ihr es unterbringen, ein Kupferstück die

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