Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
Seitenstreifen. Dort hielt er an und schaute seine Mutter an. Lange. Schließlich sagte er: „Wer sind Sie und was haben Sie mit meiner Mutter gemacht?“
Sean traf am dreiundzwanzigsten Dezember gegen zehn Uhr abends bei Franci ein. Er hatte gegen sechzehn Uhr angerufen und ihr mitgeteilt, dass er sich noch vom Stützpunkt abmelden musste und sich danach sofort auf den Weg machen würde. Er fand die Haustür unverschlossen vor und betrat das Haus, seine Reisetasche ließ er gleich neben dem Eingang stehen.
Und schon flog Franci in seine Arme. „Alles geregelt?“, fragte sie ihn.
„Ja“, antwortete er. „Alles erledigt. Ich muss auch nicht mehr zurück nach Beale. Am fünfzehnten Januar fliege ich in den Irak zum Auslandseinsatz, wir starten von San Francisco. Doch wir haben echt Glück, Fran – es sind nur sechs Monate, und dann bin ich für ein Jahr am ‚Air Command and Staff College‘. Es hätte wirklich schlimmer kommen können. Hast du schon jemandem davon erzählt?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Auch Rosie noch nicht?“
„Das sollten wir gemeinsam tun.“
Sean hatte eine Woche zuvor den Bescheid erhalten und Franci sofort informiert. Im Irak würde er im Rahmen der Friedenssicherungsmission der Vereinten Nationen Einsätze auf der U-2 fliegen und einen Piloten ablösen, der seit Juli dort stationiert war. Außerdem hatte er eine bessere Position am ACSC bekommen, was bedeutete, dass er ein Jahr früher als gedacht in Alabama sein würde – diesen Platz zu bekommen war ein echter Glücksfall. Alles in allem war es wirklich ein Geschenk, vor allem, weil ja gar nicht klar gewesen war, ob er überhaupt einen Platz am ACSC bekommen würde.
„Die Möbelpacker waren schon da und haben meine Sachen abgeholt. Sie werden eingelagert“, erklärte Sean. „Der Immobilienmakler ist schon beauftragt worden, das Haus zu verkaufen. Wenn sich nach neunzig Tagen kein Käufer gefunden hat, regelt die Air Force das mit der Vermietung. Du musst dich also um gar nichts kümmern. Das heißt, hast du darüber nachgedacht, ob …“
„Ja“, sagte sie und nickte. „Lass uns heiraten, bevor du abreisen musst.“
„Ich möchte aber nicht, dass es eine traurige Hochzeit wird“, meinte er. „Für mich wird es der glücklichste Tag meines Lebens sein. Aber wenn dir die Zeit nicht reicht, ein großes Fest zu organisieren …“
„Ich habe mir schon ein Kleid gekauft“, erwiderte sie und grinste breit. „Außerdem habe ich schon die Gästeliste zusammengestellt, den Pfarrer aus Virgin River angerufen und ihn zur Verschwiegenheit verpflichtet. Morgen beim Frühstück erzählen wir Rosie, was beruflich auf dich zukommt, und dann sagen wir ihr, dass wir heiraten.“
„Meinst du wirklich? Übrigens schlage ich das nicht vor, weil ich davon ausgehe, dass mir etwas zustoßen wird. Mir wird nichts passieren. Ich fliege eines der modernsten und sichersten Flugzeuge überhaupt. Doch falls ich von einem Jeep überfahren werden sollte, will ich zumindest Gewissheit haben, dass du und Rosie gut versorgt seid.“
Sie streichelte seine Schläfe. „Ich habe keine Angst, dass dir etwas zustößt. Ich habe überhaupt keine Angst. Ich möchte dich einfach nur heiraten.“ Sie lächelte. „Ich will dieses bescheuerte Dokument.“
„Meine Mutter wird ausrasten“, stieß er aus.
„Deine Mutter stellt selbst gerade die komplette Familie auf den Kopf“, sagte sie. „Ich muss dir so viel erzählen. Alle deine Brüder sind hier, und sie hat den Plan …“
„Oh, das weiß ich schon“, entgegnete Sean. „Aiden hat mich angerufen und mich schon über alles informiert. Ich habe die strikte Anweisung bekommen, ihr keine Szene zu machen, damit wir das Weihnachtsfest nicht ruinieren. Abgesehen davon will ich heute Abend nicht über meine Mutter oder meine Brüder sprechen“, erklärte er und zog sie an sich. „Ich werde jetzt nach Rosie sehen, ihr einen Gutenachtkuss geben und mich dann ganz dir widmen. Hinter verschlossenen Türen.“
Colin und Patrick schlugen am dreiundzwanzigsten Dezember in Virgin River auf. Auch sie brummelten missbilligend, nachdem sie gehört hatten, was Maureen plante, und teilten die Meinung, dass sie völlig den Verstand verloren hätte. Doch als George am vierundzwanzigsten Dezember seinen Antrittsbesuch bei Luke abstattete, fingen sie bald alle an, über seine verrückte Idee Witze zu machen. Keiner von ihnen schien die Sache ernst zu nehmen. Erst, wenn das irre Vorhaben umgesetzt würde,
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