Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
habt ihr vor, zu heiraten?“
„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte sie. „Darüber könnte man nachdenken, aber offen gestanden habe ich es damit nicht eilig, Aiden. Andererseits hat er ein gutes Argument geliefert: Wir werden langsam zu alt, um die Dinge aufzuschieben, die wir immer schon mal tun wollten. Reisen zum Beispiel. Und ein paar praktische Vorteile hätte eine Heirat auch – ich sage nur Sozialversicherungsleistungen und Renten. Das müsste man dann mal konkret überlegen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht habe ich mich bis Juni auch noch nicht entschieden und will es erst mal ausprobieren mit ihm. Vielleicht kommen wir ja nicht so gut klar, wenn wir so viel Zeit miteinander verbringen. Bis jetzt fühlt sich aber alles sehr gut an – die Treffen, die Anrufe, die E-Mails.“
Aiden errötete. „Und du hast vor, dein Apartment zu verkaufen, deine Möbel wegzugeben und nur noch herumzureisen? Und wenn das nicht hinhaut?“
„Dann muss ich mir eben eingestehen, dass es nicht funktioniert hat. Und suche mir eine Wohnung oder ein kleines Häuschen irgendwo in der Nähe von euch Jungs. Ich will flexibel bleiben. Ich habe keine Lust mehr, so festgefahren zu sein.“
„Ich verstehe. Du willst deine Ersparnisse für Flüge und Hotelzimmer raushauen.“
„Nein, Aiden“, entgegnete sie lachend. „George wird sich ein Wohnmobil anschaffen. Er sieht sich schon um und schickt mir immer Fotos von allen möglichen Modellen. An Weihnachten werden wir uns in Virgin River treffen und uns ein paar Broschüren ansehen. Diese Wohnmobile der neuen Generation sind so groß und modern eingerichtet wie meine Wohnung!“
„Hast du den Verstand verloren?“
„Im Gegenteil. Je mehr ich über dieses große Abenteuer nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass ich wohl eher den Verstand verloren habe, weil ich mich so lange von allem abgeschottet habe. In den letzten zwölf Jahren habe ich einfach nur die Zeit vergehen lassen. Ich bin zwar immer beschäftigt, aber etwas Aufregendes tut sich nicht in meinem Leben. Ich habe nichts, worauf ich mich wirklich freue. Es ist schön, wenn ihr Jungs mich ab und zu besucht, doch ihr könnt ja immer nur maximal drei Tage bleiben. So aufgeregt wie jetzt war ich seit Jahren nicht mehr!“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Mom. Das kommt alles so plötzlich. Das ist doch verrückt!“
Sie sah auf die Uhr. „Du hast noch etwa vier Stunden, um dich an die Vorstellung zu gewöhnen. Ich bin nicht die Einzige, die im kommenden halben Jahr alles über George herausfinden kann, was ich wissen möchte. Das können du und deine Brüder auch. Ich bin mir sicher, er wird euch jede Frage gerne beantworten.“
„Na super“, presste Aiden hervor.
„Es gibt einen Grund dafür, warum ich das zuerst mit dir besprechen wollte, Aiden. Du warst immer der Vernünftigste von allen. Das hast du wohl von deinem Vater. Er war genauso. Wir werden wunderschöne Weihnachtsferien haben, unser erstes Weihnachtsfest mit Rosie. Nächstes Jahr im Sommer erblickt das zweite Enkelkind das Licht der Welt. Luke ist verheiratet, Sean verlobt, alle meine Söhne werden da sein. Ich will mir diese Zeit nicht vermiesen lassen von einem Haufen überfürsorglicher Jungen, die glauben, mich bevormunden zu müssen, obwohl sie selbst nicht einmal ein verlängertes Wochenende mit mir aushalten. Ich habe Lust auf Gesellschaft! Ich will Spaß haben! Lernt George kennen, nehmt ihn in die Mangel, fragt ihn alles, was ihr wissen wollt – aber bitte sorg du dafür, dass deine Brüder nicht die Wände hochgehen.“ Sie berührte seine Schulter. „Ich zähle auf dich, Aiden.“
Er brummelte vor sich hin. Und brummelte.
„Was ist, Liebling?“, fragte seine Mutter.
„Ich habe gerade gesagt, dass aus der prüden Beinahe-Nonne, die in zwölf Jahren kein einziges Date hatte, eine Verrückte geworden ist, die mit einem alten Mann, den keiner von uns kennt, mit dem Wohnmobil herumfahren und in Sünde leben will. Das Einzige, was für ihn spricht, ist, dass er der Freund eines Pfarrers ist! Und diese Geschichte soll ich meinen Brüdern verkaufen?“
Sie konnte nicht anders, sie musste herzlich lachen. „Eine prüde Beinahe-Nonne? Das klingt ja furchtbar, doch damit muss ich jetzt wohl leben. Und George ist nicht einfach nur der Freund eines Pfarrers, Aiden. Er ist selbst ordinierter Pfarrer. Presbyter.“
Aiden warf einen Blick in den Rückspiegel, setzte den Blinker und fuhr auf den
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