Endlich bei dir in Virgin River (German Edition)
Hochzeitsgeschenke zu ordnen und wegzuräumen. Sie kümmerte sich darum, dass abends etwas zu essen auf dem Tisch stand, wenn Shelby und Luke nach getaner Arbeit heimkamen. Sie sorgte dafür, dass die Wäsche frisch gewaschen und zusammengefaltet auf den Betten lag und das ganze Haus picobello war. So viel hatte sie immerhin von ihrer Mutter und ihrer Schwiegermutter gelernt.
Mit Schwiegertöchtern dagegen hatte Maureen wenig Erfahrung. Sean hatte sehr zutreffend beschrieben, in was für einem Desaster Lukes und Aidens erste Eheversuche geendet hatten. Sie ging sogar noch weiter und bezeichnete die Exfrauen ihrer Söhne als schwierig, anspruchsvoll und egozentrisch. Shelby war nichts von alledem, und Franci, die sie allerdings viele Jahre nicht gesehen hatte, war in ihrer Erinnerung auch immer umgänglich und lieb gewesen. Wie dem auch sei, in letzter Zeit verhielt Shelby sich recht launisch, sodass Maureen sich schon fragte, ob ihre Gegenwart Grund für diese Missstimmung war. Außerdem hatte man sie immer noch nicht eingeladen, Rosie zu besuchen, und sie hatte nicht den blassesten Schimmer, ob Sean dafür verantwortlich war oder Franci. Sie vermutete aber, dass Sean es war – er schirmte seine Tochter viel zu sehr ab. Und er war außergewöhnlich still. Etwas lag ihrem sonst so fröhlichen und immer gesprächigen Sohn auf der Seele. Wahrscheinlich war ein Grund dafür, dass in etwa vier Wochen sein Urlaub vorbei war – und er in dieser Zeit eine Entscheidung über sein zukünftiges Leben treffen musste.
Maureen hatte sich seit dem Tod ihres Mannes vor zwölf Jahren noch nie so einsam gefühlt. Fast war es wie damals, im dunklen, kalten Winter von Illinois. Deshalb war sie nach Phoenix gezogen, wo sie Freunde hatte und das ganze Jahr über etwas im Freien unternehmen konnte. Obendrein hatte sie einen Ort gefunden, an dem ihre Jungs sie gerne besuchten.
Doch untätig in Lukes Haus herumzusitzen, während alle anderen ihrer Arbeit nachgingen, zerrte an ihren Nerven. Vier Tage lang ging das nun schon so. Sean half Luke bis zum Nachmittag auf dem Grundstück, anschließend holte er Rosie aus dem Kindergarten ab und brachte sie nach Hause. Er aß mit Franci und Rosie zu Abend und war gegen zehn Uhr wieder bei Luke. Immerhin hielt er Wort und machte täglich Fotos von der Kleinen, die er ihr dann zeigte.
Am fünften Tag in Virgin River hatte das Warten schließlich ein Ende. Es war Donnerstag, und am nächsten Tag wollte Sean mit Rosie auf den Stützpunkt fahren und lud Maureen ein, sie zu begleiten. Dann würde Sean Rosie nicht nur mit ihrer Großmutter, sondern auch mit seinem Flugzeug bekannt machen. Wenigstens an einem von beiden hatte das Kind bereits Interesse bekundet.
„Kommt Franci auch mit?“, erkundigte sich Maureen.
„Morgen beginnt Francis Vierundzwanzigstundenschicht im Rettungshubschrauber. Da sie schon um fünf Uhr aus dem Haus muss, übernachtet Rosie bei ihrer Mutter. Ich hole Rosie morgen früh bei Vivian ab und liefere sie dort am Abend auch wieder ab. Das heißt, wir haben Rosie ganz für uns alleine.“
„Was soll ich zu ihr sagen?“, überlegte Maureen laut.
„Wie wär’s damit, dass du dich freust, sie kennenzulernen. Und frag sie am besten, welche Farbe ihr Kinderzimmer hat, womit sie sich gerne verkleidet oder was sie am liebsten in ihrer Kinderküche kocht. Dann werdet ihr in null Komma nichts miteinander plappern. Aber ich sag dir eins – das wird anstrengend.“
Sean bemerkte, dass Maureen sich anstrengte, ihre Begeisterung zurückzuhalten – sie wollte Rosie ja nicht überfordern. Aber seine und ihre Sorgen waren unnötig: Rosie machte es ihr leicht. „Du hast rote Haare wie ich!“, rief sie. Und ab diesem Moment schnatterten die beiden Rotschöpfe miteinander, die ganze dreistündige Fahrt über, bis sie auf der Beale Air Force Base ankamen. Für Rosie hatten sie Bücher und ihre Lieblingsspielsachen mitgenommen – mit ihrem Kindercomputer konnte sie Zahlen und Buchstaben üben. Maureen saß hinten neben Rosie und spielte mit ihr oder las ihr vor, während Sean fuhr. Franci rief ihn zwei Mal an, bevor sie ihr Ziel erreichten, um zu hören, ob alles in Ordnung war.
Ein Stützpunkt ist wie eine kleine Stadt. Die Menschen, die hier leben und arbeiten, bilden eine enge Gemeinschaft. Sean hatte eine ganz ausgezeichnete Beziehung zu seinem Vorgesetzten Lieutenant Colonel Jacob Sorrell, genannt Jake. Das kam ihm jetzt zugute, denn er hatte ihn kurzerhand angerufen und ihm
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