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Endstation Venedig

Endstation Venedig

Titel: Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shaya
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wenigen, die es als Beruf gewählt haben. Es sind Kinder, achtzehn-, neunzehnjährig, und sie wollen ebensowenig Soldaten sein wie. . .
    Er hielt inne und suchte nach einem passenden Vergleich.
    So wenig wie abwaschen und selbst ihre Betten machen, was sie beim Militär tun müssen, wahrscheinlich zum erstenmal in ihrem Leben. Das sind anderthalb verlorene, weggeworfene Jahre, in denen sie arbeiten oder studieren könnten. Sie durchlaufen eine brutale, stupide Ausbildung und verbringen ein brutales, stupides Jahr in schäbigen Uniformen, wobei sie nicht einmal genügend Geld bekommen, um ihre Zigaretten zu bezahlen.
    Brunetti wußte das alles. Er hatte seine achtzehn Monate abge-leistet.
    Ambrogiani bemerkte rasch Brunettis erlahmendes Interesse.
    Ich sage das, weil es eine Erklärung dafür ist, wie die Amerikaner uns sehen. Ihre jungen Männer – und Frauen wohl auch – melden sich wahrscheinlich alle freiwillig. Es ist für sie ein Beruf. Sie machen das gern. Sie bekommen Geld, genug Geld, um davon leben zu können. Und viele sind stolz auf ihren Beruf. Und was sehen sie dann hier? Junge Männer, die lieber Fußball spielen oder ins Kino gehen würden, aber statt dessen etwas machen müssen, was sie ver-achten und darum schlecht machen. Also denken sie, wir seien alle faul.
    Und?
    warf Brunetti rasch ein.
    Und deshalb verstehen sie uns nicht und denken schlecht von uns, aus Gründen, die wir nicht verstehen können.
    Sie sollten sie verstehen. Sie gehören zum Militär , sagte Brunetti.
    Ambrogiani zuckte die Achseln, als wollte er sagen, daß er in allererster Linie Italiener sei.
    Ist es denn ungewöhnlich, daß man Sie die Akte nicht einsehen läßt, wenn es eine gibt?
    Nein. In solchen Dingen sind sie uns normalerweise nicht so gern behilflich.
    Ich weiß nicht recht, was Sie mit >solchen Dingen< meinen, Maggiore.
    Verbrechen, in die Amerikaner außerhalb des Stützpunkts verwickelt werden.
    Das konnte man von dem jungen Mann, der tot in Venedig lag, sicher sagen, aber Brunetti fand die Wortwahl merkwürdig.
    Kommt
    das häufig vor?
    Nein, eigentlich nicht. Vor ein paar Jahren waren mal ein paar Amerikaner in einen Mordfall verwickelt. Ein Afrikaner. Sie haben ihn mit Brettern zu Tode geprügelt. Sie waren betrunken. Der Afrikaner hatte mit einer weißen Frau getanzt.
    Wollten sie ihre Frauen schützen? fragte Brunetti, ohne seinen Sarkasmus zu verbergen.
    Nein , sagte Ambrogiani. Es waren Schwarze. Die Männer, die ihn erschlagen haben, waren Schwarze.
    Was wurde aus ihnen?
    Zwei haben zwölf Jahre bekommen. Einer wurde freigespro-chen.
    Wer hat sie vor Gericht gestellt? Die Amerikaner oder wir?
    wollte Brunetti wissen.
    Wir, zu ihrem Glück.
    Warum zu ihrem Glück?
    Weil sie von einem Zivilgericht verurteilt wurden. Da sind die Strafen viel niedriger. Und die Anklage lautete auf Totschlag. Er hatte sie provoziert, hat auf ihrem Auto herumgeschlagen und sie angeschrieen. Daraufhin haben die Richter entschieden, daß sie auf eine Bedrohung reagiert haben.
    Wie viele waren es denn?
    Drei Soldaten und ein Zivilist.
    Schöne Bedrohung , sagte Brunetti.

    Die Richter haben entschieden, daß es eine war. Und haben es berücksichtigt. Die Amerikaner hätten sie für zwanzig bis dreißig Jahre eingelocht. Militärgerichte lassen nicht mit sich spaßen. Au-
    ßerdem waren sie schwarz.
    Spielt das immer noch eine Rolle?
    Achselzucken. Eine hochgezogene Augenbraue. Wieder Achselzucken.
    Die Amerikaner werden Ihnen sagen, nein.
    Ambrogiani
    trank noch einen Schluck Wasser.
    Wie lange bleiben Sie?
    Heute. Morgen. Gibt es noch anderes in dieser Art?
    Gelegentlich. Normalerweise werden Straftaten auf dem Stützpunkt abgehandelt. Sie machen das selbst, es sei denn, es wächst ihnen über den Kopf oder ein italienisches Gesetz wurde verletzt.
    Dann bekommen wir einen Teil davon.
    Wie bei der Sache mit dem Schulleiter?
    fragte Brunetti; er
    erinnerte sich an einen Fall, der vor einigen Jahren Schlagzeilen gemacht hatte, irgend etwas mit dem Direktor ihrer Grundschule, den man wegen Kindesmißbrauch angeklagt und verurteilt hatte, die Einzelheiten waren Brunetti nicht mehr gegenwärtig.
    Ja, wie bei dieser Sache damals. Aber normalerweise handeln sie die Dinge selbst ab.
    Diesmal nicht , meinte Brunetti trocken.
    Nein, diesmal nicht. Da er in Venedig umgebracht wurde, gehört er Ihnen, es ist Ihr Fall. Aber sie werden mitmischen wollen.
    Warum?
    Public Relations , antwortete Ambrogiani mit dem englischen Begriff. Und weil

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